Elenium-Triologie
umringt sind, Sperber. Könnte dieser Sucher die umherstreifenden Zemocher ebenso lenken wie die Soldaten?« fragte der hünenhafte Thalesier Sephrenia. »Wenn dem so wäre, könnten wir in einen Hinterhalt geraten, wißt Ihr.«
»So genau weiß ich es nicht«, antwortete sie. »Ich habe viel über Othas Sucher gehört, aber noch nie einen bei der Arbeit gesehen.«
»Ihr seid heute früh nicht sehr mitteilsam gewesen«, warf Sperber ein. »Wodurch genau beherrscht dieser Sucher Annias' Soldaten?«
»Durch sein Gift. Sein Biß lähmt den Willen seiner Opfer – oder jener, die er lenken will.«
»Dann werde ich gut aufpassen, daß er mich nicht beißt«, sagte Kalten.
»Ihr könnt es möglicherweise nicht verhindern«, gab Sephrenia zu bedenken. »Dieses grüne Leuchten hypnotisiert. Das erleichtert es dem Sucher, nahe genug heranzukommen, um das Gift einzusetzen.«
»Wie schnell kann er fliegen?« fragte Tynian.
»In diesem Stadium seiner Entwicklung fliegt er nicht«, erklärte sie. »Seine Flügel werden erst kräftig genug, wenn er erwachsen ist. Außerdem muß er auf dem Boden bleiben, um dem Geruch desjenigen folgen zu können, hinter dem er her ist. Gewöhnlich reitet er, und da er ein Pferd auf dieselbe Weise lenken kann wie Menschen, reitet er das Tier, bis es tot umfällt, und nimmt dann ein anderes. So kommt er schnell voran.«
»Was frißt er?« erkundigte sich Kurik. »Vielleicht können wir ihm eine Falle stellen.«
»Er ernährt sich hauptsächlich von Menschen.«
»Das erschwert das Ködern allerdings ein wenig«, mußte Kurik zugeben.
Gleich nach dem Abendessen legten sich alle schlafen, doch Sperber hatte das Gefühl, daß er den Kopf kaum aufs Kissen gebettet hatte, als Kurik ihn wachrüttelte.
»Es ist Mitternacht«, sagte sein Knappe.
»Schon gut.« Sperber setzte sich müde auf.
»Ich weck' die anderen«, erklärte Kurik, »dann satteln Berit und ich die Pferde.«
Nachdem er sich angezogen hatte, stieg Sperber die Treppe hinunter, um mit dem schläfrigen Wirt zu sprechen. »Könnt Ihr mir sagen, ob es in der Gegend ein Kloster gibt?« fragte er ihn.
Der Mann kratzte sich den Kopf. »Ja, ich glaube, in der Nähe von Verin. Das ist etwa fünfzehn Meilen östlich von hier.«
»Danke, Freund.« Sperber blickte sich um. »Ihr habt ein hübsches, gemütliches Gasthaus, und Eure Gattin sorgt für frische Betten und eine vorzügliche Küche. Ich werde Euch meinen Freunden weiterempfehlen.«
»Das ist sehr gütig von Euch, Herr Ritter.«
Sperber nickte ihm zu und schloß sich den anderen an, die bereits vor dem Haus auf ihn warteten.
»Wie geht's weiter?« erkundigte sich Kalten.
»Der Wirt sagt, daß bei einer Ortschaft, etwa fünfzehn Meilen östlich von hier, ein Kloster ist. Wir könnten es in der Morgendämmerung erreichen. Ich möchte Dolmant in Chyrellos über alles Nachricht zukommen lassen.«
»Ich könnte ihm Eure Nachricht bringen, Ritter Sperber«, erbot Berit sich eifrig.
Sperber schüttelte den Kopf. »Der Sucher hat inzwischen bestimmt auch schon Eure Witterung, Berit. Nein, ich möchte nicht, daß Ihr auf dem Weg nach Chyrellos überfallen werdet. Wir schicken statt dessen irgendeinen unbekannten Mönch. Da das Kloster ohnehin auf unserem Weg liegt, werden wir keine Zeit verlieren. Reiten wir los.«
Es war eine klare Vollmondnacht. Kurik deutete mit der Hand. »In diese Richtung!« rief er.
»Woher weißt du das?« fragte Talen ihn staunend.
»Durch die Sterne«, antwortete Kurik.
»Soll das heißen, daß man wahrhaftig die Richtung aus den Sternen lesen kann?« Das schien Talen sehr zu beeindrucken.
»Selbstverständlich. Seefahrer tun das schon seit Tausenden von Jahren.«
»Das hab' ich nicht gewußt.«
»Du hättest in der Schule bleiben sollen.«
»Ich hab' nicht vor, ein Seemann zu werden, Kurik. Fische stehlen riecht mir allzusehr nach Arbeit.«
Sie ritten durch die mondhelle Nacht fast schnurgerade ostwärts. Als der Morgen graute, hatten sie etwa fünfzehn Meilen zurückgelegt. Sperber ritt einen Hügel hinauf, um sich umzusehen. »Da ist ein Dorf direkt geradeaus«, berichtete er den anderen, als er zu ihnen zurückkehrte. »Hoffen wir, daß es das richtige ist.«
Die Ortschaft lag in einer Mulde. Sie bestand aus etwa einem Dutzend Steinhäusern mit einer Kirche an einem Ende ihrer einzigen gepflasterten Straße und einem Wirtshaus an ihrem anderen. Ein großes Haus mit Mauern ringsum blickte von einer Hügelkuppe ganz in der Nähe auf das Dorf
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