Elenium-Triologie
mundfaul wie üblich.
»Wie wär's, wenn ihr ein Wettrennen mit ihnen veranstaltet?« schlug Sperber vor. »Sie werden nicht erkennen können, daß wir nicht mehr in der Kolonne sind, bis sie euch eingeholt haben.«
Olven grinste schief. »Ein Rennen bis nach Demos vielleicht?«
»Das wäre nicht schlecht. Reitet vor Lenda querfeldein, bis ihr südlich der Stadt wieder auf die Straße kommt. Ich bin sicher, Annias hat auch in Lenda Spione.«
»Viel Glück, Sperber«, wünschte Olven.
»Danke.« Sperber schüttelte dem Ritter mit dem narbigen Gesicht die Hand. »Wir können es brauchen.« Er wich mit Fa-ran rückwärts von der Straße und ließ den Trupp in donnerndem Galopp vorbeibrausen.
»Und jetzt wollen wir sehen, wie schnell du es zu dem Hain da drüben schaffst«, sagte Sperber zu seinem übellaunigen Hengst.
Faran schnaubte verächtlich und schoß los.
Kalten wartete am Rand des Wäldchens. Sein grauer Umhang verschmolz mit dem Nebel und dem Dunkel der Bäume. »Die anderen sind in das Gehölz geritten«, meldete er. »Warum galoppiert Olven wie ein Wahnsinniger?«
»Ich habe ihn darum gebeten.« Sperber schwang sich aus dem Sattel. »Die Verfolger können nicht erkennen, daß wir den Trupp verlassen haben, wenn Olven ihnen ein oder zwei Meilen voraus bleibt.«
»Du bist klüger, als du aussiehst, Sperber.« Auch Kalten saß ab. »Ich bringe die Pferde außer Sicht. So, wie sie dampfen, könnten sie auffallen.« Er blickte Faran verkniffen an. »Sag deinem Scheusal, daß er mich nicht beißen darf!«
»Du hast ihn gehört, Faran«, wandte Sperber sich an sein Streitroß. Faran legte die Ohren zurück.
Als Kalten ihre Pferde zwischen die Bäume führte, legte Sperber sich hinter einem niedrigen Busch auf den Bauch. Das Gehölz war höchstens fünfzig Meter von der Straße entfernt, und als der Nebel sich nun bei Morgenanbruch aufzulösen begann, konnte er deutlich sehen, daß die Straße, die sie eben verlassen hatten, in beiden Richtungen leer war. Dann galoppierte ein einzelner Soldat in rotem Rock von Süden heran. Er ritt steif, und sein Gesicht wirkte seltsam hölzern.
»Ein Kundschafter?« wisperte Kalten neben Sperber.
»Höchstwahrscheinlich«, wisperte Sperber zurück.
»Warum flüstern wir eigentlich?« fragte Kalten. »Bei dem Krach, den die Hufe seines Pferdes machen, kann er uns nicht hören.«
»Du hast mit dem Flüstern angefangen.«
»Die Macht der Gewohnheit, nehme ich an. Ich flüstere immer, wenn ich lauere.«
Der Späher zügelte sein Pferd auf der Hügelkuppe; dann drehte er um und galoppierte die Straße zurück, noch immer mit ausdruckslosem Gesicht.
»Er wird sein Pferd zuschanden reiten, wenn er so weitermacht«, brummte Kalten.
»Es ist sein Pferd.«
»Stimmt, und kein anderer als er wird laufen müssen, wenn es zusammenbricht.«
»Laufen ist gut für Kirchensoldaten. Es lehrt sie Demut.«
Ungefähr fünf Minuten später galoppierte die Kolonne vorbei. Die roten Röcke wirkten dunkel im Morgengrauen. Neben dem Offizier an der Spitze ritt eine hochgewachsene Gestalt in schwarzem Kapuzenumhang. Vielleicht lag es an dem trügerischen Licht des nebligen Morgens, daß es aussah, als schimmere ein fahlgrünes Licht unter der Kapuze, und es war deutlich zu erkennen, daß der Rücken der Gestalt stark gekrümmt war.
»Sie sind tatsächlich versessen darauf, die Kolonne im Auge zu behalten«, sagte Kalten.
»Hoffentlich amüsieren sie sich in Demos gut«, erwiderte Sperber. »Sie werden Olven die ganze Strecke nicht einholen können. So, jetzt muß ich aber mit Sephrenia reden. Gehen wir zu den anderen. Wir werden noch etwa eine Stunde hierbleiben, bis wir sicher sein können, daß die Soldaten weit genug entfernt sind, dann reiten wir weiter.«
»Gute Idee. Mein Magen knurrt sowieso schon mangels Frühstück.«
Sie führten ihre Pferde tiefer durch das feuchte Wäldchen zu einem Teich, den eine Quelle speiste.
»Sind sie vorbeigeritten?« fragte Tynian.
»Im Galopp.« Kalten grinste. »Und sie haben sich nicht einmal umgesehen. Hat irgend jemand was zu essen dabei? Ich bin fast am Verhungern.«
»Ich hab' eine Speckseite in der Satteltasche«, sagte Kurik.
»Kalt?«
»Feuer macht Rauch, Kalten. Wollt Ihr die Soldaten herbeilocken?«
Kalten seufzte.
Sperber setzte sich zu Sephrenia. »Jemand – oder etwas – reitet mit diesen Soldaten«, wandte er sich an sie. »Es hat mir einen Schauder über den Rücken gejagt. Und ich glaube, es war dieselbe Kreatur, die
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