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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ihre schlichte Syrinx an die Lippen.
    Die Melodie wirkte streng, ja sogar ein wenig mißtönend, und seltsamerweise hörte es sich an, als würde sie von einem gewaltigen, unsichtbaren Chor menschlicher Stimmen begleitet. Der Vermummte taumelte in seinem Sattel zurück wie von einem ungeheuren Schlag getroffen.
    Flötes Weise wurde lauter, und der Gesang des unsichtbaren Chors schwoll zu einem gewaltigen Crescendo an. So furchtbar war es, daß Sperber sich die Ohren zuhalten mußte; der Gesang verursachte körperlichen Schmerz.
    Die Kreatur kreischte auf gräßliche, unmenschliche Weise und preßte die Scheren an die Seiten ihres vermummten Kopfes. Dann drehte sie überstürzt ihr Pferd herum und floh die andere Seite des Hügels hinunter.
    Es war keine Zeit, das Ungeheuer zu verfolgen. Kalten lag ächzend auf dem Boden; sein Gesicht war kreidebleich, und er preßte die Hände auf den Bauch.
    Sperber kniete sich neben ihn. »Wie geht es dir?« fragte er besorgt.
    »Laß mich in Ruhe«, röchelte Kalten.
    »Wofür hältst du mich? Bist du verletzt?«
    »Nein, ich liege zu meinem Vergnügen hier.« Der Blonde atmete schmerzhaft ein. »Womit hat er mich geschlagen? Ich bin noch nie so hart getroffen worden.«
    »Das werde ich mir am besten mal ansehen.«
    »Es ist schon gut, Sperber. Ich muß nur wieder zu Atem kommen, das ist alles.«
    »Du Idiot! Du weißt, was diese Kreatur ist! Was hast du dir eigentlich gedacht?« Sperber wurde von flammendem Zorn gepackt.
    »Als ich ihn angegriffen habe, hielt ich es für eine gute Idee.« Kalten grinste schwach. »Es hat wohl nicht viel mit Verstand zu tun gehabt.«
    »Ist er verletzt?« Bevier saß ab und kam mit besorgter Miene auf die beiden Freunde zu.
    »Ich glaube, er wird schon wieder.« Sperber stand auf; er konnte seinen Zorn nur mühsam im Zaum halten. »Ritter Bevier«, sagte er förmlich. »Ihr seid ein gut ausgebildeter Kämpfer. Ihr wißt, was Ihr bei einem feindlichen Angriff zu tun habt. Welcher Dämon hat Euch geritten, einfach auf sie loszustürmen?«
    »Ich hatte nicht erwartet, daß es so viele sind, Sperber«, verteidigte sich Bevier.
    »Es waren genug. Schon einer allein hätte Euch töten können!«
    »Ihr seid böse auf mich, Sperber, nicht wahr?« fragte Bevier kleinlaut.
    Sperber blickte kurz in das ernste Gesicht des jungen Ritters. Dann seufzte er. »Nein, Bevier, ich glaube nicht. Aber Ihr habt mir einen Schreck eingejagt. Habt Erbarmen mit meinen Nerven und tut nie wieder so etwas Unerwartetes. Ich werde nicht jünger, und solche Überraschungen kosten mich Jahre meines Lebens.«
    »Ich habe wohl nicht an die Gefühle meiner Kameraden gedacht«, gestand Bevier zerknirscht. »Es kommt nicht wieder vor, das verspreche ich.«
    »Ich wäre Euch dankbar, Bevier. Helfen wir Kalten jetzt den Hang hinunter. Ich möchte, daß Sephrenia ihn sich ansieht, und ich bin sicher, sie wird ein Wörtchen mit ihm reden wollen – ein unvergeßliches.«
    Kalten zuckte zusammen. »Ich kann dich wohl nicht überreden, daß du mich hierläßt? Hier ist der Boden so schön weich.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, antwortete Sperber unerbittlich. »Aber mach dir keine Gedanken. Sephrenia mag dich, also wird sie dir wahrscheinlich nichts tun – jedenfalls nichts mit bleibenden Folgen.«
     
    3
     
    Sephrenia versorgte gerade eine große, übel aussehende Quetschung an Berits Oberarm, als Sperber und Bevier den schwach protestierenden Kalten den Hang hinunter zu ihr brachten.
    »Ist es schlimm?« fragte Sperber den jungen Novizen.
    »Nicht der Rede wert«, antwortete Berit tapfer, obwohl sein Gesicht fahl war.
    »Ist das die erste Lektion, die man Euch Pandioner in der Kriegskunst lehrt?« fragte Sephrenia bissig. »Daß Ihr Eure Verwundungen nicht ernst nehmt? Berits Kettenhemd hat glücklicherweise das Ärgste verhindert, aber in etwa einer Stunde wird sein Arm vom Ellbogen bis zur Schulter rot und geschwollen sein. Er wird ihn kaum noch bewegen können.«
    »Ihr seid heute ja blendender Laune, kleine Mutter«, sagte Kalten.
    Sie deutete mit dem Finger auf ihn. »Setzt Euch, Kalten. Euch nehme ich mir vor, sobald ich mit Berits Arm fertig bin.«
    Kalten ließ sich seufzend zu Boden fallen.
    Sperber schaute sich um. »Wo sind Ulath, Tynian und Kurik?«
    »Sie kundschaften die Gegend aus, damit wir nicht gleich in den nächsten Hinterhalt laufen.«
    »Gute Idee.«
    »Diese Kreatur ist mir gar nicht so gefährlich vorgekommen«, gestand Bevier. »Schaurig, gewiß, aber

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