Elenium-Triologie
Seite und klopfte mit den Fäusten in den Rüsthandschuhen auf das dicke Holz.
Der Pförtner, der das Tor öffnete, war nicht derselbe, der ihn in der vergangenen Nacht eingelassen hatte. Sperber saß ab und reichte dem Mann Farans Zügel.
»Werdet Ihr ihn bald wieder brauchen, Herr Ritter?« erkundigte sich der Pförtner.
»Ja. Ich bleibe nur ganz kurz hier. Würdet Ihr so freundlich sein, das Pferd meines Knappen zu satteln, guter Mann?«
»Selbstverständlich, Herr Ritter.«
»Ich danke Euch.« Sperber legte eine Hand auf Farans Hals.
»Benimm dich!« mahnte er.
Faran wandte hochmütig den Kopf ab.
Rasselnd stapfte Sperber die Stiege hoch und klopfte oben an die Tür.
Kurik öffnete. »Nun? Wie ist es gegangen?«
»Nicht schlecht.«
»Jedenfalls lebst du noch. Hast du die Königin gesehen?«
»Ja.«
»Erstaunlich!«
»Sagen wir, ich beharrte darauf. Du wirst nach Demos zurückkehren.«
»Du sagtest nicht ›wir‹, Sperber.«
»Ich bleibe hier.«
»Ich nehme an, du hast gute Gründe dafür.«
»Lycheas hat mir befohlen, ins Mutterhaus zurückzukehren. Ich beabsichtige, diesen Befehl mehr oder weniger zu ignorieren, aber ich möchte mich frei in Cimmura bewegen können, ohne beschattet zu werden. Im Ordenshaus ist ein Novize von etwa meiner Statur. Wir stecken ihn in meine Panzerrüstung und setzen ihn auf Faran. Dann könnt ihr zwei in ganz offensichtlichem Gehorsam nach Demos reiten. Solange der Junge das Visier geschlossen hält, werden die Spitzel des Primas glauben, ich halte mich an den Befehl.«
»Es wird klappen, nehme ich an. Aber es gefällt mir gar nicht, dich hier allein zu lassen.«
»Ich werde nicht allein sein. Kalten kommt entweder heute oder morgen hierher.«
»Das hört sich schon ein wenig besser an. Kalten ist zuverlässig.« Kurik runzelte die Stirn. »Ich dachte, er wäre nach Lamorkand verbannt worden? Wer hat ihn zurückgerufen?«
»Das hat Vanion nicht gesagt. Aber du kennst doch Kalten. Vielleicht hatte er ganz einfach genug von Lamorkand und beschloß, selbst zu handeln.«
»Wie lange soll ich in Demos bleiben?« erkundigte sich Kurik, während er seine Sachen zusammenpackte.
»Mindestens einen Monat. Die Straße wird wahrscheinlich bewacht. Ich werde dir Bescheid geben. Brauchst du Geld?«
»Geld brauche ich immer, Sperber.«
»In der Wamstasche ist etwas.« Sperber deutete auf seine getrocknete Reisekleidung über einer Stuhllehne. »Nimm dir, was du brauchst.«
Kurik grinste ihn an.
»Laß mir wenigstens ein bißchen was!«
»Selbstverständlich, mein Gebieter.« Kurik verbeugte sich übertrieben. »Soll ich deine Sachen packen?«
»Nein, ich komme nach Kaltens Ankunft hierher zurück. Es ist ziemlich schwierig, ungesehen ins Ordenshaus hinein und wieder heraus zu gelangen. Ist die Hintertür der Schenke noch offen?«
»Gestern war sie es jedenfalls. Ich sehe mich dort hin und wieder mal um.«
»Das dachte ich mir.«
»Ein Mann braucht ein paar Laster, Sperber. Dann hat er wenigstens was zu büßen, wenn er in die Kapelle geht.«
»Wenn Aslade das erfährt, wird sie dir den Bart anzünden.«
»Dann werden wir eben dafür sorgen müssen, daß sie es nicht erfährt, nicht wahr, mein Gebieter?«
»Warum werde ich nur immer in deine häuslichen Probleme mit hineingezogen?«
»Das hilft dir, in der Wirklichkeit zu bleiben. Nimm dir selbst eine Frau, Sperber. Dann würden andere Frauen nicht auf den Gedanken kommen, dir besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Ein Verheirateter ist sicher. Ein Unbeweibter jedoch ist eine ständige Herausforderung für fast jede Frau.«
Etwa eine halbe Stunde später stiefelten Sperber und sein Knappe die Stiege zum Hof hinunter, schwangen sich auf ihre Pferde und ritten durchs Tor. Durch die Kopfsteinstraßen klapperten sie zum Osttor der Stadt.
»Man beobachtet uns«, sagte Kurik leise.
»Das will ich auch hoffen! « antwortete Sperber ebenso leise. »Ich würde ungern stundenlang umherreiten, bis jemand auf uns aufmerksam wird.«
An der Zugbrücke mußten sie das Ritual der Ordensritter noch einmal hinter sich bringen, ehe sie darüber und auf den Hof reiten durften, wo Berit auf sie wartete.
»Das ist Kurik«, sagte Sperber beim Absitzen zu ihm. »Ihr beide werdet nach Demos reiten. Kurik, dieser junge Mann heißt Berit.«
Kurik musterte den Akolythen von oben bis unten. »Er hat die richtige Statur«, brummte er schließlich. »Vielleicht muß ich ein paar Riemen kürzen, aber deine Rüstung müßte ihm so
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