Elenium-Triologie
das Wäldchen dort drüben sieht so aus, als wäre es frei von struppigem Dickicht. Ein günstiger Platz für unser Nachtlager.« Er hob die Stimme und donnerte über die Schulter: »Ritter Parasim!«
Der jugendliche Ritter mit dem butterfarbenen Haar trabte herbei. »Ja, Ritter Sperber?« fragte er mit seinem hellen Tenor.
»Wir übernachten hier. Schlagt Sephrenias Zelt auf, sobald die Wagen hier sind, und kümmert Euch darum, daß sie alles hat, was sie braucht.«
»Es ist mir eine Ehre, Ritter Sperber.«
Ein kaltes Blau färbte den Himmel, als das Lager errichtet war und Sperber Posten eingeteilt hatte. Er stapfte vorbei an den Zelten und prasselnden Kochfeuern, um sich zu Sephrenia an das kleine Feuer vor ihrem Zelt zu setzen. Ein Lächeln huschte über seine Züge, als er den offenbar immer gegenwärtigen Teekessel an einem eisernen Dreibein singen hörte, das sie über die Flammen gestellt hatte.
»Amüsiert Euch etwas, Sperber?« fragte sie.
»Nein. Nein, eigentlich nicht.« Er ließ den Blick über die jugendlichen Ritter schweifen, die um ihre Kochfeuer lagerten. »Sie kommen mir alle so erstaunlich jung vor«, murmelte er, mehr zu sich als zu ihr, »kaum mehr als Knaben.«
»Das liegt im Wesen der Dinge, Sperber. Die Alten treffen die Entscheidungen, die Jungen führen sie aus.«
»War ich jemals so jung?«
Sephrenia lachte. »O ja, mein lieber Sperber. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie jung Ihr wart, Ihr und Kalten, als Ihr zu Euren ersten Unterrichtsstunden zu mir gekommen seid. Ich fühlte mich, als hätte man mir die Sorge für zwei Wickelkinder überantwortet.«
Verlegen verzog er das Gesicht. »Damit wäre meine Frage wohl beantwortet, nicht wahr.« Er streckte die Hände zum Feuer. »Es ist eine kalte Nacht. Ich glaube, die Jahre in Jiroch haben mein Blut verdünnt. Mir war noch kein einziges Mal richtig warm, seit ich in Elenien zurück bin. Hat Parasim Euch Euer Essen gebracht?«
»Ja. Er ist ein sehr netter Junge, findet Ihr nicht?«
Sperber lachte. »Wenn er das zu Ohren bekäme, empfände er es wahrscheinlich als Kränkung.«
»Stimmt es etwa nicht?«
»Natürlich, aber das würde nichts ändern. Junge Ritter sind immer sehr empfindlich.«
»Habt Ihr ihn singen gehört?«
»Einmal. In der Kapelle.«
»Er hat eine begnadete Stimme, nicht wahr?«
Sperber nickte. »Ich finde, daß er eigentlich nicht in einen Kriegerorden gehört. Dem Wesen nach paßte er wahrscheinlich viel besser in ein normales Kloster.« Wieder schaute er sich um, dann trat er aus dem Lichtschein, zerrte einen Baumstamm neben das Feuer und breitete seinen Umhang darüber. »Nicht eben ein Sessel«, sagte er entschuldigend, »aber doch besser, als wenn Ihr auf dem Erdboden sitzen müßtet.«
»Danke, Sperber.« Sephrenia lächelte. »Wie aufmerksam.«
»Ganz so trostlos ist es um meine Manieren wohl doch nicht bestellt.« Er blickte sie ernst an. »Ich fürchte, dies ist eine sehr anstrengende Reise für Euch.«
»Ich schaffe es schon.«
»Gewiß, aber es ist nicht nötig, daß Ihr aus lauter Rücksicht Entbehrungen auf Euch nehmt, die nicht sein müssen. Wenn Euch friert oder der Ritt zu sehr anstrengt, dann sagt es mir bitte.«
»So schlimm wird es nicht werden, Sperber. Styriker sind eine zähe Rasse.«
»Sephrenia…« Er zögerte kurz. »Wann wird der erste der zwölf Ritter sterben, die mit Euch im Thronsaal waren?«
»Das ist wirklich unmöglich zu sagen, Sperber.«
»Werdet Ihr es wissen – jedesmal wenn einer stirbt, meine ich?«
»Ja. Zur Zeit bin ich diejenige, zu der ihre Schwerter gebracht werden.«
»Ihre Schwerter?«
»Die Schwerter waren die Hilfsmittel für den Zauber und symbolisieren die Bürde, die weitergetragen werden muß.«
»Wäre es nicht vernünftiger gewesen, diese Verantwortung aufzuteilen?«
»Das wollte ich nicht.«
»Das könnte ein Fehler gewesen sein.«
»Möglich, aber selbst dann würde ich mich nicht anders entscheiden.«
Grimmig stapfte er hin und her. »Wir sollten an einer Heilung arbeiten, statt durch halb Arzium zu reiten!« rief er erregt.
»Auch das ist wichtig, Sperber!«
»Ich könnte es nicht ertragen, Euch und Ehlana zu verlieren!« stöhnte er. »Und Vanion.«
»Es ist immer noch Zeit, Lieber.«
Sperber seufzte. »Habt Ihr es einigermaßen bequem?«
»Ja. Ich habe alles, was ich brauche.«
»Dann versucht, wohl zu schlafen. Wir brechen schon früh wieder auf. Gute Nacht, Sephrenia.«
»Schlaft wohl, Sperber.«
Als sich das
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