Elenium-Triologie
»Lakus!« brüllte er.
»Nein!« Sie hielt ihn zurück. »Nicht Lakus. Er ist so schlimm wie Ihr!«
»Wen dann?«
»Parasim.«
»Parasim?«
»Er ist sanfter. Wenn wir ihm sagen, daß er niemanden töten soll, wird er keine Fehler begehen.«
»Also gut«, knirschte Sperber. »Parasim«, wandte er sich an den jungen Ritter, der mit traurigem Gesicht in der Nähe stand. »Nehmt ein Dutzend Männer und jagt die Bestien, die das hier getan haben! Tötet keinen, aber sorgt dafür, daß sie es alle sehr, sehr bedauern werden, je auf diesen Einfall gekommen zu sein.«
»Jawohl, Ritter Sperber.« Parasims Augen funkelten plötzlich wie Stahl. Sephrenia wies ihm die Richtung, und er ging zu den anderen Rittern. Unterwegs hielt er inne und riß einen Dornbusch aus. Er packte ihn mit einer behandschuhten Faust und schlug damit grimmig nach einer friedlichen Birke, daß sich ein gutes Stück der weißen Rinde löste.
»O je«, murmelte Sephrenia.
»Er wird es schon richtig machen.« Sperber lachte freudlos. »Ich setze hohe Erwartungen in diesen jungen Mann und sein Gefühl, das Richtige zu tun.«
Flöte stand in einiger Entfernung zwischen den Gräbern und blies eine sanfte Weise, in der unendliche Trauer lag.
Das Wetter blieb kalt und unfreundlich, doch schneite es nur wenig. Nach einer Woche steten Rittes erreichten sie eine Burgruine ungefähr zwanzig Meilen westlich der Stadt Darra. Kalten und der Haupttrupp der pandionischen Ritter warteten dort.
»Wir dachten schon, ihr hättet euch verirrt«, begrüßte der blonde Mann sie, als er ihnen entgegenstapfte und vor Sperber anhielt. Neugierig blickte er auf Flöte, die in Sperbers Umhang gehüllt vor seinem Sattel saß und deren Füße nackt an einer Seite des Rappen baumelten. »Hast du dich nicht etwas spät zur Gründung einer Familie entschlossen?«
»Wir sind unterwegs auf sie gestoßen«, erklärte Sperber. Er hob das kleine Mädchen zu Sephrenia hinüber.
»Warum habt ihr der Kleinen denn nicht wenigstens Schuhe angezogen?«
»Haben wir ja, aber sie verliert sie immer wieder. An der anderen Seite von Darra liegt ein Nonnenkloster. Wir bringen sie dorthin.« Sperber betrachtete die Ruine, die auf dem Hügel über ihnen kauerte. »Ist dort ein wenig Schutz vor dem Wetter zu finden?«
»Ein bißchen, zumindest vor dem Wind.«
»Dann laß uns da unterschlüpfen. Hat Kurik Faran und meine Rüstung gebracht?«
Kalten nickte.
»Gut. Der Rappe ist etwas ungebärdig, und Vanions alte Rüstung hat mich wundgerieben, an mehr Stellen, als ich aufzählen möchte.«
Sie stapften den Hang hinauf und in die Ruine. Kurik und der Novize Berit warteten auf sie. »Ihr habt lang gebraucht«, stellte Kurik vorwurfsvoll fest.
»Es war ja auch ein langer Weg«, verteidigte sich Sperber.
»Und die Wagen sind eben nicht sehr schnell.«
»Du hättest vorausreiten können!«
»Auf den Wagen sind Proviant und Ausrüstung.«
»Sehen wir zu, daß wir in die Wärme kommen. Ich habe in dem Wachtturm da drüben, oder was von ihm übrig ist, ein Feuer entfacht.« Er blickte mit merkwürdigem Gesichtsausdruck auf Sephrenia, die Flöte auf den Armen trug. »Erhabene«, begrüßte er sie achtungsvoll.
»Lieber Kurik«, sagte sie warm. »Wie geht es Aslade und den Knaben?«
»Es geht ihnen gut, Sephrenia«, antwortete er. »Sogar sehr gut.«
»Freut mich, das zu hören.«
»Kalten sagte, daß Ihr dabeisein würdet. Ich habe kochendes Wasser für Euren Tee.« Er blickte auf Flöte, die sich an das Gesicht Sephrenias kuschelte. »Habt Ihr Geheimnisse vor uns bewahrt?«
Sie lachte glockenhell. »Das können Styriker am besten, Kurik.«
»Folgt mir in die Wärme.« Er drehte sich um und führte sie über den Innenhof, auf dem Schutt herumlag. Berit blieb zurück, um die Pferde zu versorgen.
»War das eine gute Idee, ihn mitzubringen?« Sperber deutete mit einem Daumenzucken über die Schulter auf den Novizen. »Er ist noch etwas jung für eine richtige Schlacht.«
»Er wird sich gut halten, Sperber«, versicherte ihm Kurik. »Ich habe ihn in Demos ein paarmal auf den Übungsplatz mitgenommen und ihm so allerlei beigebracht. Er stellt sich gar nicht so dumm an und lernt schnell.«
»Na gut, Kurik. Aber wenn der Kampf beginnt, hältst du dich in seiner Nähe. Ich möchte nicht, daß ihm was zustößt.«
»Habe ich etwa je zugelassen, daß dir etwas zustößt?«
Sperber grinste seinen Freund an. »Wenn ich mich recht entsinne, nein.«
Sie übernachteten in der Ruine und brachen
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