Elenium-Triologie
ging zu seiner Pritsche um wieder in die eigene Kleidung zu schlüpfen.
»Wie geht es dir?« fragte er Kalten.
»Gut.«
»Freut mich. Mach dich bereit zum Aufbruch.«
»Wohin gehen wir?«
»Zurück ins Ordenshaus. Ich habe etwas erfahren, das Vanion wissen muß.«
Die Kutsche war nicht neu, aber stabil und gut gepflegt. Die dichten Vorhänge waren zugezogen und verbargen die Fahrgäste sicher vor neugierigen Blicken. Zwei Falben waren davorgespannt, die sich wie ein Ei dem anderen glichen.
Kalten lehnte sich in dem Ledersitz zurück. »Kommt es mir nur so vor, oder bringt es ein Dieb zu größeren Reichtümern als ein Ritter?«
»Wir haben diesen Beruf nicht des Geldes wegen gewählt, Kalten«, erinnerte ihn Sperber.
»Das ist geradezu schmerzlich offensichtlich, mein Freund.« Kalten streckte die Beine aus und verschränkte zufrieden die Arme. »Weißt du«, sagte er. »Ich könnte an so was Gefallen finden.«
»Tu's lieber nicht«, riet ihm Sperber.
»Aber du mußt zugeben, daß es viel bequemer ist, als sich den Hintern wund zu reiten.«
»Unbequemlichkeit ist gut für die Seele.«
»Meiner Seele fehlt nichts, Sperber, aber mein Hintern wird allmählich abgenutzt.«
Die Kutsche fuhr mit erstaunlicher Geschwindigkeit durch die Straßen; so hatten sie das Osttor bald hinter sich und hielten vor der Zugbrücke des Ordenshauses an. Sperber und Kalten stiegen hinaus in den tristen, grauen Nachmittag, Sef wendete die Kutsche sofort und lenkte sie in die Stadt zurück.
Nach dem üblichen Ritual, das ihnen Zutritt in die Burg verschaffte, begaben sich Sperber und Kalten sogleich in das Studiergemach des Hochmeisters im Südturm.
Vanion saß an einem großen Tisch in der Mitte des Raums vor einem Stoß Schriftstücke, und Sephrenia hatte es sich am prasselnden Feuer bequem gemacht, wie fast immer mit einer Tasse Tee in der Hand. Sie blickte mit geheimnisvoller Miene in die tanzenden Flammen.
Vanion schaute auf und sah die Blutflecken an Kaltens Wams. »Was ist passiert?« rief er.
»Unsere Verkleidung war nutzlos.« Kalten zuckte die Schultern. »Ein Trupp Kirchensoldaten lauerte uns in einer Gasse auf. Es ist nichts Ernstes.«
Sephrenia stand auf und trat zu ihnen. »Wurde die Wunde schon versorgt?«
»Sperber hat sie verbunden.«
»Wie wäre es, wenn ich sie mir ansehe? Sperbers Verbände sind manchmal ein wenig schlampig. Setzt Euch und öffnet das Wams.«
Kalten brummelte ein bißchen, gehorchte jedoch.
Sie wickelte den Verband auf und betrachtete die Verletzung mit gespitzten Lippen. »Habt Ihr sie überhaupt ausgewaschen?« fragte sie Sperber.
»Ja, mit etwas Wein.«
Sie seufzte. »O Sperber!« Sie ging zur Tür und schickte einen der jungen Wächter nach den Sachen, die sie benötigte.
»Sperber konnte etwas erfahren«, wandte Kalten sich an den Hochmeister.
»Was?«
»Ich habe Krager gefunden«, berichtete Sperber. Er zog einen Stuhl heran und setzte sich. »Er ist in einem Freudenhaus am Westtor untergekrochen.«
Sephrenia zog eine Braue hoch. »Was hattet Ihr in einem Freudenhaus zu suchen, Sperber?«
»Das ist eine lange Geschichte«, antwortete er leicht errötend. »Vielleicht erzähle ich Euch einmal alles. Jedenfalls ging Baron Harparin in dieses Freudenhaus und…«
»Harparin?« unterbrach Vanion ihn überrascht. »In einem Freudenhaus? Er hatte da noch weniger zu suchen als Ihr.«
»Er traf sich dort mit Krager. Es gelang mir, ins Haus zu kommen und in die Kammer neben derjenigen zu gelangen, wo sie ihre Unterredung führten.« Rasch berichtete er die Einzelheiten von Primas Annias' verwickeltem Komplott.
Vanion hatte grimmig die Augen zusammengekniffen, als Sperber endete. »Annias ist noch ruchloser, als ich dachte. Ich hätte nie erwartet, daß er sein Gewissen mit Massenmord belasten würde.«
»Wir werden es doch verhindern, nicht wahr?« fragte Kalten, während Sephrenia seine Wunde säuberte.
»Natürlich«, antwortete Vanion abwesend. Er schaute gedankenverloren zur Decke hoch. »Mir ist auch schon etwas eingefallen.« Er blickte Kalten an. »Seid Ihr in der Verfassung zu reiten?«
»Es ist ja kaum mehr als eine Schramme«, versicherte ihm Kalten und blickte auf Sephrenia, die gerade eine Kompresse auf die Wunde legte.
»Gut. Ich möchte, daß Ihr Euch zum Mutterhaus in Demos begebt. Nehmt dort mit, wen Ihr findet, und reitet sogleich zu Graf Raduns Burg in Arzium. Haltet Euch jedoch von den Hauptverbindungsstraßen fern. Wir möchten ja nicht, daß Martel
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