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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Morgengrauen in den Wald stahl, erwachte er. Er legte die Rüstung an und fröstelte bei der Berührung der kalten, klammen Platten. Dann duckte er sich durch die Klappe des Zeltes, das er mit noch fünf Rittern teilte, und schaute sich in dem schlafenden Lager um. Sephrenias Feuer züngelte vor ihrem kleinen Zelt, und ihr weißes Gewand schimmerte im harten Licht des erwachenden Morgens und des Glühens der Flammen.
    »Ihr seid schon früh auf«, stellte er fest, während er sich näherte.
    »Das gilt auch für Euch. Wie weit ist es bis zur Grenze?«
    »Wir dürften sie noch heute überqueren.«
    Plötzlich drangen die Klänge einer Flöte an ihre Ohren. Die Melodie war in Moll, doch sie klang nicht schwermütig, sondern voll zeitloser Heiterkeit.
    »Ein Hirte?« staunte Sperber.
    »Nein«, entgegnete sie. »Kein Hirte.« Sie stand auf. »Kommt mit, Sperber«, forderte sie ihn auf und führte ihn weg vom Feuer.
    Der Himmel wurde heller, während sie den Klängen der Flöte bis zu der Wiese südlich ihres Lagers folgten und sich dem Posten näherten, den Sperber dort aufgestellt hatte.
    »Habt auch Ihr es gehört, Ritter Sperber?« erkundigte sich der schwarzgepanzerte Wächter.
    »Ja. Könnt Ihr sehen, wer es ist, oder von woher es kommt?«
    »Sehen noch nicht, aber ich glaube, es kommt von dem Baum in der Mitte der Wiese. Möchtet Ihr, daß ich Euch begleite?«
    »Nein, bleibt hier. Wir werden uns umsehen.«
    Sephrenia war inzwischen weitergegangen, geradewegs auf den Baum zu, von dem die ungewöhnliche Weise offenbar ausging.
    »Laßt mich lieber vorausgehen«, sagte Sperber, als er Sephrenia eingeholt hatte.
    »Es besteht keine Gefahr, Sperber.«
    Als sie den Baum erreichten, spähte Sperber durch diedämmrigen Äste zur Krone hinauf und sah den geheimnisvollen Flötenspieler: ein kleines Mädchen von etwa sechs Jahren. Es hatte langes, glänzend schwarzes Haar und große Augen, die so tief wie die Nacht waren. Ein Kranz aus geflochtenem Gras schmückte ihre Stirn und bändigte das Haar. Es hockte auf einem Ast und entlockte seine Weise einer simplen, vielröhrigen Flöte, wie Ziegenhirten sie gern bliesen. Obwohl die Luft eisig war, trug das Mädchen nur einen kurzen, gegürteten Leinenkittel, aus dem die nackten Arme und Beine ragten. Grasflecken zogen sich über seine bloßen Füße, die es überkreuzte, wie es so sicher und mit heiterer Gelassenheit dasaß.
    »Was macht die Kleine da oben?« fragte Sperber verwundert. »Es gibt in dieser Gegend weder Dörfer noch Einödhöfe.«
    »Ich glaube, sie hat auf uns gewartet«, antwortete Sephrenia. »Sie ist eine Styrikerin, und styrische Kinder sind gewöhnlich schüchtern.« Sie schob die Kapuze zurück und sprach in einem Dialekt zu dem Mädchen, den Sperber nicht verstand.
    Die Kleine senkte die Flöte und lächelte. Ihre Lippen waren wie ein kleiner rosa Flitzbogen.
    Sephrenia stellte ihr eine weitere Frage in eigenartigem, sanftem Tonfall.
    Das kleine Mädchen schüttelte den Kopf.
    »Wohnt sie etwa in einem Haus im Wald?« fragte Sperber.
    »Sie ist nicht in dieser Gegend daheim«, erwiderte Sephrenia.
    Sperber schaute sich um. »Nun, wir können sie nicht hierlassen.« Er streckte dem Kind die Arme entgegen. »Komm herunter, Kleine«, forderte er sie auf.
    Sie lächelte ihn an und rutschte den Ast hinunter in seine Hände. Sie war sehr leicht, und ihr Haar roch nach Gras und Bäumen. Zutraulich schlang sie die Arme um seinen Hals, dann runzelte sie das Näschen beim Geruch seiner Rüstung.
    Kaum hatte Sperber sie auf die Füße gestellt, trippelte sie zu Sephrenia, nahm die Hände der zierlichen Frau in die ihren und küßte sie. Etwas ausgesprochen Styrisches schwang zwischen der Frau und dem kleinen Mädchen, etwas, das Sperber nicht verstehen konnte. Sephrenia hob die Kleine auf den Arm und drückte sie an sich. »Was habt Ihr mit ihr vor, Sperber?« fragte sie seltsam angespannt. Es schien ihr sehr wichtig zu sein.
    »Wir werden sie mitnehmen müssen – zumindest bis wir jemand Geeigneten finden, dem wir sie anvertrauen können. Kehren wir ins Lager zurück und sehen nach, ob wir etwas zum Anziehen für sie haben.«
    »Und Frühstück.«
    »Möchtest du das, Flöte?« fragte Sperber das Kind.
    Die Kleine lächelte und nickte.
    »Warum habt Ihr sie so genannt?«
    »Wir müssen sie doch irgendwie rufen, bis wir ihren richtigen Namen erfahren – sofern sie einen hat. Gehen wir ans Feuer, wo es warm ist.«
    Er drehte sich um und stapfte voraus über die

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