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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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hohe, dünne Wolken aus dem Osten über den Himmel, und nun, da die Sonne unterzugehen begann, verdichteten sie sich. Die trockene Kälte ließ ein wenig nach, und es wurde eigenartig schwül. Vom fernen östlichen Horizont war vereinzeltes Donnergrollen zu hören, als die Sonne inmitten roter Wolken verschwand und die Ritter sich um Sephrenia scharten.
    »Unser glorreicher Anführer hat offenbar ein paar strategische Kleinigkeiten außer acht gelassen«, begann Kalten zum Auftakt der Besprechung.
    »Ärgere mich nicht«, murmelte Sperber ihm zu.
    »Tu ich nicht. Ich habe nicht einmal das Wort ›Idiot‹ benutzt. Die Frage, die uns nun alle brennend beschäftigt, lautet: was tun wir jetzt?«
    »Ohne lange zu überlegen würde ich sagen, daß wir auf eine Belagerung verzichten sollten«, bemerkte Ulath.
    »Sturmangriffe machen immer Spaß«, warf Tynian ein.
    »Gestattet ihr?« sagte Sperber ätzend. »Ich sehe es so, Sephrenia. Wir haben hier eine anscheinend verlassene Stadt vor uns, die aber zweifellos von Othas Leibgarde patrouilliert wird. Wir könnten vielleicht eine Weile Versteck mit ihnen spielen, doch sehr erfolgversprechend sieht es nicht aus. Ich wollte, ich wüßte ein bißchen mehr über die Stadt.«
    » Und wie gut Othas Elitetruppen sind«, flocht Tynian ein.
    »Sie sind brauchbare Soldaten«, erklärte Bevier.
    »Auch ebenbürtige Gegner für Ordensritter?« wollte Tynian wissen.
    »Nein, aber wer ist das schon«, antwortete Bevier ohne erkennbare Unbescheidenheit. »Sie sind vielleicht mit den Soldaten aus König Warguns Armee vergleichbar.«
    »Ihr seid schon einmal hiergewesen, Sephrenia«, sagte Sperber. »Wo liegen der Palast und der Tempel genau?«
    »Sie sind eigentlich ein Palast«, antwortete sie. »Es befindet sich in der Mitte der Stadt.«
    »Dann spielt es keine Rolle, durch welches Tor wir kommen, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ist es nicht merkwürdig, daß sich ein Palast und ein Tempel unter dem gleichen Dach befinden?«
    »Zemocher sind merkwürdig«, entgegnete sie. »Nun, eine gewisse Trennung besteht, aber man muß durch den Palast, um in den Tempel zu gelangen. Der Tempel hat keine Tore ins Freie.«
    »Dann brauchen wir nur zum Palast zu reiten und an die Tür zu klopfen«, sagte Kalten trocken.
    »Nein«, widersprach Kurik. »Wir gehen zu Fuß zum Palast und erst, wenn wir dort sind, entscheiden wir, ob wir anklopfen oder nicht.«
    »Zu Fuß?« wiederholte Kalten entsetzt.
    »Pferde machen auf gepflasterten Straßen zu viel Lärm, und sie lassen sich schlecht verstecken, wenn man Deckung sucht.«
    »In voller Rüstung zu Fuß zu gehen, ist kein Vergnügen, Kurik.«
    »Du wolltest doch Ritter werden. Soviel ich mich erinnere, habt ihr, du und Sperber euch sogar freiwillig gemeldet.«
    »Könnt Ihr nicht diesen Unsichtbarkeitszauber pfeifen, von dem Sperber uns erzählt hat?« fragte Kalten Sephrenia. »Der, den Flöte auf ihrer Syrinx geblasen hat?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«
    Sie summte eine kurze Melodie. »Erkennt Ihr das?« wollte sie wissen.
    Er runzelte die Stirn. »Nein.«
    »Das war die traditionelle pandionische Hymne. Ich bin sicher, daß Ihr damit vertraut seid. Beantwortet das Eure Frage?«
    »Oh. Musik gehört also nicht zu Euren starken Seiten, wenn ich es recht verstehe.«
    Talen blickte sie neugierig an. »Was würde passieren, wenn Ihr es versucht und die falschen Töne trefft?«
    Sie schauderte. »Frag lieber nicht.«
    »Dann schleichen wir eben«, sagte Kalten. »Also denn, gehen wir es an.«
    »Sobald es dunkel ist«, vertröstete ihn Sperber.
    Über die staubige Ebene zur grimmigen Mauer von Zemoch war es gut eine Meile, und die Ritter kamen schweißüberströmt am Westtor an.
    »Ist das schwül!« stöhnte Kalten und wischte sich das schweißnasse Gesicht ab. »Ist denn in Zemoch gar nichts normal? Zu dieser Jahreszeit dürfte es überhaupt nicht schwül sein.«
    »Ohne Zweifel zieht ein ungewöhnliches Wetter auf«, stimmte Kurik zu. Das ferne Donnergrollen und das Wetterleuchten, das die Wolkenbänke im Osten aufleuchten ließ, bestätigte ihre Beobachtung.
    »Vielleicht könnten wir Otha um Zuflucht vor dem Gewitter ersuchen?« meinte Tynian. »Wie sieht es mit der Gastfreundschaft bei den Zemochern aus?«
    »Nicht zu empfehlen«, antwortete Sephrenia.
    »In der Stadt müssen wir so leise wie möglich sein«, mahnte Sperber.
    Sephrenia hob den Kopf und spähte gen Osten. Ihr blasses Gesicht war in der Dunkelheit kaum zu sehen.

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