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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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»Warten wir noch ein wenig«, riet sie. »Das Unwetter kommt hierher, Donner wird verräterisches Knarren und Rasseln übertönen.«
    Sie lehnten sich an die Basaltmauer der Stadt, als das Krachen und Grollen des Donners unaufhaltsam näher kam.
    »Das wird jedes Geräusch übertönen, das wir machen«, meinte Sperber nach etwa zehn Minuten. »Gehen wir in die Stadt, bevor es zu regnen anfängt.«
    Das Tor war aus einfach behauenen Stämmen, die mit Eisen zusammengehalten wurden. Es stand einen Spalt offen. Sperber und seine Gefährten zogen ihre Waffen und schlichen, einer nach dem anderen, hinein.
    Ein seltsamer Geruch war in der Stadt, wie er Sperber in noch keiner anderen Stadt untergekommen war. Ein Geruch, der weder angenehm, noch unangenehm, sondern nur eigentümlich fremdartig war. Natürlich brannten nirgendwo Fackeln, die den Weg hätten weisen können, so mußten sie das Licht der vereinzelten Blitze nutzen, welche die aus dem Osten herbeitreibenden Wolken erhellten. Die Straßen, die sie während dieser kurzen Augenblicke sehen konnten, waren eng, ihre Pflastersteine durch Jahrhunderte schlurfender Füße glatt getreten. Die Häuser waren ohne Ausnahme hoch und schmal, ihre Fenster klein und die meisten vergittert. Die ewigen Staubstürme, die durch die Stadt fegten, hatten die Steine der Hauswände geglättet. Der gleiche körnige Staub hatte sich in Ecken und auf den Schwellen der Haustüren gesammelt und erweckte den Eindruck, als wäre die Stadt, die sicher noch nicht länger als ein paar Monate verlassen war, schon seit Äonen aufgegeben.
    Talen schlich von hinten an Sperber heran und klopfte auf seine Rüstung.
    »Tu das nicht, Talen!«
    »Ihr habt es bemerkt, oder? Ich habe eine Idee. Seid Ihr in der Stimmung für eine Auseinandersetzung?«
    »Eigentlich nicht. Worüber willst du dich denn mit mir auseinandersetzen?«
    »Ich habe gewisse Talente, die in dieser Gruppe sonst keiner hat, wißt Ihr.«
    »Ich bezweifle, daß du hier viele Taschen und Beutel zum Erleichtern finden wirst, Talen. Es ist nicht viel los auf den Straßen.«
    »Ha«, sagte Talen ausdruckslos. »Ha-ha-ha. Nachdem Ihr das losgeworden sein, hört Ihr mir nun zu?«
    »Tut mir leid. Also sprich.«
    »Keiner von euch könnte sich durch eine Totenstadt stehlen, ohne mindestens die Hälfte der Bewohner aufzuwecken, richtig?«
    » Ganz soweit würde ich nicht gehen.«
    »Ich schon. Ich gehe sogar weiter – nicht zu weit, gerade weit genug. Und ich werde unbemerkt zurückkommen und euch vor jedem warnen können, der sich nähert – oder uns auflauert.«
    Diesmal wartete Sperber nicht. Er langte nach dem Jungen, doch Talen wich seiner Hand mühelos aus. »Tut das nicht, Sperber. Ihr macht Euch bloß lächerlich!« Er rannte ein paar Schritte, dann hielt er kurz an, schob die Hand in einen Stiefelschaft und zog ein Messer mit nadelspitzer Klinge hervor. Dann verschwand er in der dunklen Gasse voraus.
    Sperber fluchte.
    »Was ist los?« fragte Kurik unweit hinter ihm.
    »Talen ist weggelaufen.«
    »Er ist was?«
    »Er will kundschaften. Ich hab' noch versucht, ihn aufzuhalten, aber er war schneller.«
    Irgendwo in dem Straßenlabyrinth vor ihnen erklang ein tiefes seltsam seelenloses Heulen.
    »Was ist das?« fragte Bevier und umklammerte den langen Schaft seiner Lochaberaxt.
    »Vielleicht der Wind«, antwortete Tynian nicht sehr überzeugend.
    »Es weht überhaupt kein Wind!«
    »Ich weiß. Aber ich möchte lieber glauben, daß es der Wind ist. Die anderen Erklärungen gefallen mir alle nicht.«
    Talen kehrte auf fast lautlosen Sohlen zurück. »Eine Patrouille kommt«, meldete er und blieb außer Reichweite. »Könnt ihr euch vorstellen, daß sie Fackeln tragen? Sie wollen überhaupt niemand finden, sondern sichergehen, daß sie es nicht tun.«
    »Wie viele sind es?« fragte Ulath.
    »Etwa ein Dutzend.«
    »Die paar sind kein großes Problem.«
    »Wie wär's, wenn ihr einfach dieser Seitengasse zur nächsten Straße folgt. Dann sind sie überhaupt kein Problem, weil ihr sie gar nicht seht.« Der Junge schoß in eine Gasse und verschwand aufs neue.
    »Ich glaube, wenn wir das nächste Mal einen Führer wählen, stimme ich für ihn«, murmelte Ulath.
    Sie gingen durch die schmalen, verschlungenen Straßen. Da Talen kundschaftete, konnten sie den vereinzelten zemochischen Patrouillen mühelos aus dem Weg gehen. Als sie sich der Stadtmitte näherten, gelangten sie zu einem Viertel, in dem die Häuser vornehmer und die Straßen breiter

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