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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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zu führen, wo sie durch den breitesten und höchsten Torbogen lief, den Sperber je gesehen hatte. Die Tore standen gähnend weit offen.
    Die Wachen waren in dem Streifen zwischen der Mauer und dem breiten Flammenfeld postiert. Ihre Rüstung war von einer Art, wie sie Sperber bisher nie untergekommen war. Die Helme waren in der Form von Schädeln geschmiedet, aus denen ein stählernes Geweih ragte. Die Gelenke – Schultern und Ellbogen, Hüften und Knie – waren mit Stahldornen und spitz abstehendem Zierwerk versehen. Aus den Unterarmen ragten Haken in dichten Reihen. Die Waffen dieser Posten dienten offenbar weniger zum Töten, denn um Schmerzen zuzufügen. Die Klingen waren gezahnt und liefen in rasiermesserscharfen Widerhaken aus. Ihre Schilde waren groß und abschreckend bemalt.
    Ritter Tynian war Deiraner, und Deiraner waren seit undenklicher Zeit der Welt führende Rüstungsschmiede. »Das ist die idiotischste Zurschaustellung von kindischem Unsinn, die ich in meinem Leben gesehen habe!« wandte er sich, während einer kurzen Unterbrechung im Donnerkrachen, abfällig an die anderen.
    »So?« sagte Kalten.
    »Ihre Rüstung ist so gut wie nutzlos. Eine gute Rüstung soll ihren Träger schützen, ihm aber auch genügend Bewegungsfreiheit lassen. Es hat wenig Sinn, als Schildkröte herumzukriechen.«
    »Aber sie sieht einschüchternd aus.«
    »Das ist aber auch schon alles – sie wird ihres Aussehens wegen getragen. All diese Dornen und Haken leisten nichts, schlimmer noch, sie leiten die Waffe des Gegners zu den Schwachstellen. Was dachten die Waffenschmiede sich nur dabei?«
    »Es ist ein Vermächtnis des letzten Krieges«, erklärte Sephrenia. »Die Zemocher waren überwältigt von der Erscheinung der Ordensritter. Den eigentlichen Zweck der Rüstung verstanden sie nicht – sie bemerkten nur, daß sie Furcht einflößte. Deshalb haben ihre Waffenschmiede mehr Wert auf das Aussehen als auf die Nützlichkeit gelegt. Zemocher tragen Rüstung nicht, um sich zu schützen, sondern um ihre Gegner einzuschüchtern.«
    »Mir macht sie kein bißchen angst, kleine Mutter.« Tynian lachte. »Das wird ein Kinderspiel.«
    Auf irgendein Signal hin, das nur Othas Krieger in ihrer gräßlichen Rüstung wahrnehmen konnten, setzten sie wieder zu diesem geistlosen Heulen an.
    »Soll das eine Art Schlachtruf sein?« fragte Berit nervös.
    »Besseres bringen sie nicht zuwege«, antwortete Sephrenia. »Die zemochische Kultur stammt von der styrischen ab, und Styriker verstehen nichts vom Krieg. Elenier brüllen, wenn sie in die Schlacht stürmen. Die Wachen versuchen lediglich, diesen Laut nachzuahmen.«
    »Holt doch einfach Bhelliom hervor und vernichtet sie, Sperber«, schlug Talen vor.
    »Nein!« wandte Sephrenia scharf ein. »Die Trollgötter sind nun in sicherem Gewahrsam. Wir wollen sie nicht wieder freisetzen, ehe wir Azash vor uns haben. Es wäre unsinnig, Bhelliom gegen einfache Soldaten einzusetzen, wenn wir damit unsere eigentliche Mission gefährden.«
    Tynian nickte. »Dagegen läßt sich nichts einwenden.«
    »Sie unternehmen nichts«, stellte Ulath fest, der die Wachen beobachtete. »Ich bin sicher, daß sie uns sehen können, aber sie machen keine Anstalten, sich zu formieren, um den Eingang zu verteidigen. Wenn wir einfach hindurchstürmen und die Tür hinter uns schließen, werden wir keinen Gedanken mehr an sie verschwenden müssen.«
    Die Ritter stellten sich in ihrer üblichen Keilformation auf und schritten rasch auf den klaffenden Eingang von Othas Palast zu. Als sie sich ihm durch das Flammenfeld näherten, stieg Sperber flüchtig ein sonderbar vertrauter Geruch in die Nase.
    So schnell, wie es begonnen hatte, hörte das geistlose Heulen auf, und die Wachen in ihren Schädelhelmen standen reglos. Weder hoben sie ihre Waffen, noch sammelten sie weitere Kräfte vor dem Tor. Sie standen einfach nur da.
    Wieder stieg ihnen dieser durchdringende Geruch entgegen, doch ein plötzlicher Windstoß fegte ihn fort. Immer rascher zuckten Blitze herab und schmetterten mit ohrenbetäubendem Krachen große Steinbrocken von umliegenden Häusern.
    »Auf den Boden!« brüllte Kurik. »Schnell, werft euch alle auf den Boden!«
    Sie verstanden nicht wieso, gehorchten jedoch sogleich und tauchten mit gewaltigem Rasseln und Klirren ihrer Rüstungen hinab auf das Pflaster.
    Der Grund für Kuriks Warnung wurde Augenblicke später offenbar. Zwei der grotesk gerüsteten Wachen links des Eingangs wurden plötzlich zu einer Kugel

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