Elenium-Triologie
in die Höhe und murmelte styrische Worte, die ihr eigentlich fremd sein sollten.
»Sperber«, sagte Sephrenia ruhig, »euer Blut ist rot, weil es Eisen enthält.«
»Ach?« sagte er benommen. »Wie ist das möglich?«
»Glaubt es mir einfach, Sperber. Es sind diese blutgefärbten Ringe, die Euch so viel Macht über den Stein verleihen.«
»Nicht zu fassen!« staunte er.
Da kehrte Aphrael zurück. »Sobald Bhelliom in Eisen eingeschlossen ist, werden euch die Trollgötter nichts mehr anhaben können. Deine Gefährten werden dich nicht mehr töten wollen, Sperber, und ihr alle seid wieder ein Herz und eine Seele.«
»Hättest du uns das nicht auch ohne alle diese Erklärungen sagen können, Flöte?« fragte Kurik. »Vergiß nicht, das sind Ordensritter. Sie sind es gewöhnt, Befehlen zu folgen, die sie nicht verstehen.«
»Ja, ich glaube schon«, gestand sie und strich voll Zuneigung über seine bärtige Wange. »Aber ihr habt mir gefehlt – ihr alle –, und ich wollte, daß ihr seht, wo ich zu Hause bin.«
»Ein bißchen angeben, hm?« neckte er sie.
»Nun…« Sie errötete leicht. »Ist das denn so unziemlich?«
»Es ist eine wunderschöne Insel, Flöte, und wir sind sehr stolz, weil du uns erlaubt hast, sie zu besuchen.«
Sie warf die Arme um seinen Hals und überschüttete ihn mit Küssen. Sperber entging jedoch nicht, daß ihr Gesicht dabei tränennaß war.
»Ihr müßt jetzt zurückkehren«, sagte sie, »denn die Nacht ist fast vorüber. Doch zuerst…«
Das Küssen dauerte geraume Zeit. Als die dunkelhaarige kleine Göttin zu Talen kam, hauchten ihre Lippen leicht über die seinen, dann machte sie einen Schritt auf Tynian zu. Mit einem nachdenklichen Blick blieb sie stehen. Schließlich kehrte sie zu dem jungen Dieb zurück und küßte ihn ausgiebiger. Als sie weiterging, lächelte sie geheimnisvoll.
»Und hat unsere gütige Gebieterin den Aufruhr in Euch gestillt, Herr Ritter?« fragte die weiße Ricke, als das Schwanenboot die beiden zu dem Alabasterstrand zurückbrachte, wo das bunte Zelt sie erwartete.
»Erst wenn diese meine Augen sich aufs neue der nüchternen Welt erschließen, aus der sie mich gerufen hat, sanftes Geschöpf, wird mir größere Gewißheit zuteil werden.« Ihm war bewußt, wie gestelzt er redete, aber die Worte waren wie von allein gekommen. Er seufzte verlegen.
Flötentöne erklangen tadelnd.
»Wenn es dein Wille ist, Aphrael«, sagte er ergeben.
»So ist es schon viel besser, Sperber.« Die Stimme war nicht mehr als ein Wispern in seinem Ohr.
Die zierliche weiße Ricke führte ihn zum Zelt zurück, und er legte sich nieder. Sogleich beschlich ihn seltsame Schläfrigkeit.
»Vergeßt mich nicht«, bat das Reh und stupste sanft mit der Nase über seine Wange.
»Bestimmt nicht«, versicherte er der Ricke. »Gern werde ich deiner gedenken, denn deine liebliche Gegenwart lindert die Besorgnis meiner Seele und schenkt mir süßen Schlummer.«
Dann schlief er wieder.
Er erwachte in einer häßlichen Welt aus schwarzem Sand und beißender Kälte. Der Wind wirbelte Staub auf, der nach Moder und längst vergessenen Toten roch. Staubkörnchen hatten sich in Sperbers Haar eingenistet und rieben die Haut unter seiner Kleidung auf. Doch wirklich geweckt hatte ihn ein seltsames Klingen – es hörte sich an, als bearbeite jemand Stahl mit einem kleinen Hammer.
Trotz aller Unannehmlichkeiten des vergangenen Tages fühlte er sich ungemein erfrischt und in Frieden mit der Welt.
Das klingelnde Hämmern verstummte, und Kurik kam mit einem Gegenstand in den Händen durch ihr Lager gestapft. Er streckte ihn Sperber entgegen. »Was meinst du?« fragte er. »Wird das genügen?« Er hielt einen kleinen Beutel aus Kettengeflecht in der Hand. »Leider fehlt mir für etwas Besseres der Stahl.«
Sperber nahm den Beutel und blickte seinen Knappen an. »Auch du?« staunte er. »Hast auch du geträumt?«
Kurik nickte. »Ich habe mich mit Sephrenia darüber unterhalten. Wir träumten alle dasselbe – das heißt, es war eigentlich gar kein Traum. Sie versuchte, es mir zu erklären, aber ich kam nicht so ganz mit.« Er machte eine Pause. »Tut mir leid, Sperber. Ich hatte an dir gezweifelt. Alles erschien so sinnlos und hoffnungslos.«
»Das lag an den Trollgöttern, Kurik. Stecken wir Bhelliom in den Stahlbeutel, damit es nicht wieder passiert.« Er langte nach dem Leinenbeutel und öffnete die Zugschnur.
»Ware es nicht einfacher, ihn darin zu lassen?« fragte Kurik.
»Einfacher, ihn
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