Elenium-Triologie
jedoch nach ein paar Metern keuchend auf.
»Interessant, nicht wahr?« Sephrenia war aus dem Wald herausgetreten und am Rand der Lichtung stehengeblieben. Ihr weißes Gewand schimmerte in der Morgensonne.
»Könnt Ihr sie aufhalten?« bat Sperber sie besorgt. »Sie wird herunterfallen und sich verletzen.«
»Nein, Sperber«, widersprach Sephrenia. »Sie wird nicht herunterfallen.« Sie sagte es auf jene eigenartige Weise, in die sie hin und wieder verfiel. Trotz der Jahrzehnte, die Sephrenia schon in elenischer Gesellschaft zubrachte, blieb sie Styrikerin von Scheitel bis zur Sohle, und Styriker hatten den Eleniern schon immer Rätsel aufgegeben. Die Jahrhunderte, die der Kriegerorden der elenischen Kirche bereits mit seinen styrischen Lehrern zusammenarbeitete, hatte die Ordensritter jedoch gelehrt, das Wort ihrer Lehrmeister nicht in Frage zu stellen.
»Na ja, wenn Ihr sicher seid.« Sperber blickte ein wenig zweifelnd über die Wiese auf Faran, von dessen üblicher Bosheit nichts zu bemerken war.
»Ja, Lieber.« Beruhigend legte Sephrenia eine Hand auf seinen Arm. »Ich bin ganz sicher.« Auch sie blickte zu dem mächtigen Streitroß und seiner winzigen Reiterin, die nach wie vor vergnügt durch den goldenen Sonnenschein tollten. »Laßt die beiden noch ein Weilchen spielen«, riet sie.
Am Vormittag kehrte Kalten von seinem Aussichtspunkt südlich der Burg zurück, wo er und Kurik die Straße von Sarrinium im Auge behalten hatten. »Noch nichts«, meldete er, als er mit klirrender Rüstung absaß. »Meinst du, Martel könnte die Straßen meiden und querfeldein reiten?«
»Nicht sehr wahrscheinlich«, entgegnete Sperber. »Er will ja gesehen werden, hast du das vergessen? Er braucht viele Zeugen.«
»Daran habe ich nicht gedacht«, gestand Kalten. »Läßt du die Straße von Darra bewachen?«
Sperber nickte. »Das machen Lakus und Berit.«
»Berit?« fragte Kalten erstaunt. »Der Novize? Ist er für so was nicht noch ein bißchen zu jung?«
»Das gibt sich. Er ist geschickt und hat gesunden Menschenverstand. Außerdem ist ja Lakus dabei, der auf ihn aufpaßt.«
»Du hast wahrscheinlich recht. Ist noch was von dem Ochsen übrig, den der Graf uns als Spießbraten geschickt hat?«
»Bedien dich. Heiß ist er allerdings nicht mehr.«
Kalten zuckte die Schultern. »Besser kalter Braten als gar keiner.«
Der Tag schleppte sich dahin, wie Tage es so an sich haben, die man mit Warten verbringt. Am Abend stapfte Sperber mit nagender Ungeduld durch das Lager. Schließlich trat Sephrenia aus dem kleinen Zelt, das sie mit Flöte teilte. Sie stemmte die Hände in die Hüften und stellte sich vor den großen Ritter in der schwarzen Rüstung. »Würdet Ihr damit aufhören?« sagte sie verärgert.
»Womit?«
»Mit Eurem Hin- und Herlaufen! Ihr klirrt bei jedem Schritt, und das ist außerordentlich störend!«
»Tut mir leid. Ich werde auf der anderen Seite des Lagers klirren.«
»Warum setzt Ihr Euch nicht ganz einfach?«
»Die Nerven, glaube ich.«
»Nerven? Ihr?«
»Sie kneifen mich manchmal.«
»Laßt Euch woanders kneifen!«
»Jawohl, kleine Mutter«, versicherte er ihr gehorsam.
Es war wieder kalt am nächsten Morgen. Kurz vor Sonnenaufgang kam Kurik leise ins Lager geritten. Behutsam schritt er durch die Reihen der in ihre schwarzen Umhänge gehüllten, noch schlafenden Ritter, bis er Sperber fand. Er tippte ihm leicht auf die Schulter. »Steh auf. Sie kommen.«
Sperber war sofort auf den Beinen. »Wo ist Kalten?« fragte er, während Kurik die schwarze Rüstung über das gepolsterte Unterwams seines Herrn schnallte.
»Er wollte sichergehen, daß es zu keinen unliebsamen Überraschungen kommt. Er hat sich ihrer Kolonne angeschlossen.«
»Er hat was? «
»Keine Bange, Sperber. Sie tragen alle schwarze Rüstung, er wird gar nicht auffallen.«
»Würdest du mir das bitte umbinden?« Sperber händigte seinem Knappen ein helles Band aus, wie es jeder seiner Ritter im Kampf tragen sollte, um die echten Pandioner von den falschen unterscheiden zu können, da ja beide Seiten schwarzgewandet sein würden.
Kurik nahm das rote Band. »Kalten trägt ein blaues«, erklärte er. »Es paßt zu seinen Augen.« Er knotete das Band um Sperbers Oberarm, dann trat er einen Schritt zurück und begutachtete seinen Herrn. »Allerliebst!« bemerkte er und rollte die Augen.
Sperber klopfte seinem Freund lachend auf die Schulter. »Komm, wecken wir die Kinder auf.« Er blickte über das Lager auf die zum größten Teil
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