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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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früh am nächsten Morgen auf. Sie waren nun etwa fünfhundert Mann stark, und sie ritten unter einem immer noch düsteren Himmel südwärts.
    Nur ein kleines Stück außerhalb von Darra lag ein Nonnenkloster mit gelben Sandsteinmauern und einem roten Ziegeldach. Sperber und Sephrenia bogen von der Straße ab und überquerten eine winterbraune Wiese zu dem Haus.
    »Wie heißt das Kind?« erkundigte sich die Äbtissin in schwarzer Schwesterntracht, als sie die beiden in einen kargen Raum führte, den ein einziges, kleines Feuerbecken zu wärmen versuchte.
    »Sie spricht nicht, Mutter Oberin«, erklärte ihr Sperber. »Aber sie spielt fast die ganze Zeit auf ihrer Flöte, deshalb haben wir sie Flöte genannt.«
    »Das ist ein unziemlicher Name, mein Sohn.«
    »Dem Kind macht es nichts aus, Mutter Oberin«, warf Sephrenia ein.
    »Habt ihr irgend etwas unternommen, ihre Eltern zu finden?«
    »Die Gegend, in der wir sie fanden, war menschenleer«, erklärte Sperber.
    Die Äbtissin blickte Sephrenia ernst an. »Es ist ein styrisches Kind. Wäre es nicht vielleicht besser, sie einer Familie ihrer eigenen Rasse und ihres Glaubens anzuvertrauen?«
    »Wir sind in dringender Sache unterwegs«, erwiderte Sephrenia, »und Styriker können sehr schwer zu finden sein, wenn sie es darauf anlegen.«
    »Es ist Euch doch klar, daß wir sie im elenischen Glauben erziehen werden, wenn sie bei uns bleibt.«
    Sephrenia lächelte. »Ihr mögt es versuchen , Mutter Oberin. Ich fürchte nur, Ihr werdet feststellen, daß sie für eine Bekehrung nicht zugängig ist. Kommst du, Sperber?«
    Sie gesellten sich wieder zu der Kolonne und ritten unter aufklarendem Himmel südwärts weiter, zunächst in gleichmäßigem Trott, dann im donnernden Galopp.
    Als sie eine Kuppe überquert hatten, riß Sperber an Farans Zügel und starrte verblüfft auf Flöte, die mit verschränkten Beinen auf einem großen weißen Stein saß und auf ihrer Syrinx trillerte. »Wie bist du…«, begann er, dann drehte er sich um. »Sephrenia!« rief er, doch die Weißgewandete saß bereits ab und ging zu dem Kind. Sie redete sanft in dem Sperber fremden styrischen Dialekt zu der Kleinen.
    Flöte senkte ihre Syrinx und lächelte Sperber verschmitzt zu. Lachend hob Sephrenia sie auf die Arme.
    »Wie hat sie es geschafft, vor uns hierzusein?« fragte Kalten verdutzt.
    »Wer weiß?« brummte Sperber. »Ich bringe sie am besten gleich zurück.«
    »Nein, Sperber!« entgegnete Sephrenia entschieden. »Sie will mit uns kommen.«
    »Wie bedauerlich für sie. Ich werde jedenfalls kein kleines Kind in eine Schlacht mitnehmen!« erklärte Sperber fest.
    »Kümmere dich nicht um sie, Sperber. Ich sorge für sie.« Sephrenia lächelte das Kind an, das sich in ihren Armen an sie schmiegte. »Ich nehme mich ihrer an, als wäre sie mein eigenes.« Sanft drückte sie die Wange an Flötes glänzendes Schwarzhaar. »Auf gewisse Weise ist sie das auch.«
    Sperber gab auf. »Ihr macht ja doch, was Ihr wollt.«
    In dem Moment, als er Faran wendete, verspürte er plötzlich eine Eiseskälte und ein Gefühl unerbittlichen Hasses. »Sephrenia!« knirschte er.
    »Ich spürte es ebenfalls!« rief sie und drückte das kleine Mädchen fester an sich. »Es ist gegen das Kind gerichtet!«
    Flöte wehrte sich kurz, und Sephrenia setzte sie sichtlich überrascht ab.
    Das Gesicht der Kleinen wirkte angespannt, doch eher gereizt oder verärgert denn verängstigt. Sie setzte die Syrinx an die Lippen und begann zu spielen. Diesmal war es, ganz anders als zuvor, keine beschwingte Mollmelodie, sondern eine schrille Weise, die drohend klang.
    Da ertönte in einiger Entfernung ein erschrockenes, schmerzerfülltes Heulen, das rasch immer leiser wurde, als würde der, der es ausstieß, mit unvorstellbarer Geschwindigkeit fliehen.
    »Was war das?« keuchte Kalten.
    »Ein unfreundlicher Geist«, erklärte Sephrenia ruhig.
    »Was hat ihn vertrieben?«
    »Das Flötenspiel des Kindes. Es hat ganz den Anschein, als hätte sie gelernt, sich selbst zu schützen.«
    »Verstehst du, was hier vorgeht?« Kalten blickte Sperber an.
    »Nicht mehr als du. Reiten wir weiter, wir haben noch zwei schwere Tage im Sattel vor uns.«
    Die Burg von Graf Radun, dem Oheim von König Dregos, kauerte auf einem hohen, überhängenden Felsen. Wie viele der Burgen in diesem südlichen Reich suchte sie hinter dicken Mauern Schutz. Der Himmel war wieder klar, und die Mittagssonne blendete, als Sperber, Kalten und Sephrenia, die immer noch Flöte vor

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