Elenium-Triologie
Ende Vierzig. Sein deiranischer Panzer wirkte fast zu schwer für seine schmächtige Statur.
Sephrenia seufzte. »Es gibt unendlich viele styrische Geheimnisse«, erklärte sie. »Einige sind verhältnismäßig einfach – simple Zauber und Beschwörungen. Martel lernte sie rasch. Jenseits der allgemeinen Magie befindet sich ein tieferer, weitaus gefährlicherer Bereich. Jene von uns, die Ordensritter in die Geheimnisse einweisen, halten ihre Schüler diesem Gebiet der Magie fern, da es keinem praktischen Zweck dient und einiges beinhaltet, was für die Seelen von Eleniern gefährlich ist.«
Komier lachte. »Vieles bedroht die Seelen von Eleniern, Erhabene. Ich selbst verspürte einen heftigen Ruck in der meiner, als ich zum erstenmal Verbindung zu den Trollgöttern aufnahm. Ich vermute, euer Martel hat sich mit Dingen befaßt, die er lieber hätte lassen sollen?«
Wieder seufzte Sephrenia. »Ja. Er bat mich, ihn die verbotenen Geheimnisse zu lehren. Er war sehr hartnäckig – das ist einer seiner Wesenszüge. Ich verweigerte es ihm natürlich, aber es gibt abtrünnige Styriker ebenso wie abtrünnige Pandioner. Martel kam aus einer sehr wohlhabenden Familie und konnte es sich leisten, für die gewünschte Unterweisung zu bezahlen.«
»Wer ist ihm auf die Schliche gekommen?« fragte Darellon.
»Ich«, antwortete Sperber. »Ich ritt von Cimmura nach Demos. Das war kurz, bevor König Aldreas mich in die Verbannung schickte. Etwa neun Meilen vor Demos steht ein Wald. Es war kurz vor Einbruch der Dunkelheit, als ich daran vorbeiritt und zwischen den Bäumen ein ungewöhnliches Licht sah. Ich pirschte mich näher heran und entdeckte Martel. Er hatte eine glühende Kreatur beschworen. Der Schein, der von ihr ausging, blendete mich so sehr, daß ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte.«
»Das ist auch besser so, Sperber«, sagte Sephrenia.
»Ja, wahrscheinlich. Martel redete styrisch mit dieser Kreatur und befahl ihr, seinen Willen zu tun.«
»Das scheint mir nichts Ungewöhnliches zu sein«, sagte Komier. »Wir alle haben dann und wann die eine oder andere Art von Geistern beschworen.«
»Was Martel beschworen hat, war kein Geist, Hochmeister Komier«, erklärte Sephrenia. »Es war ein Damork. Die Älteren Götter von Styrikum erschufen sie als ihre Sklaven. Die Damorks haben außergewöhnliche Kräfte, jedoch keine Seele. Ein Gott kann sie aus jenem unvorstellbaren Ort rufen, an dem sie hausen, und über sie verfügen, ohne daß er die Macht über sie verliert. Der Versuch Sterblicher, sie zu rufen, ist reiner Wahnsinn. Kein Sterblicher ist imstande, einen Damork zu beherrschen. Was Martel getan hat, ist von allen Jüngeren Göttern strengstens verboten.«
»Und von den Älteren Göttern?« wollte Darellon wissen.
»Die Älteren Götter haben keine Regeln – nur Schrullen und Begierden.«
»Sephrenia, Martel ist Elenier«, gab Dolmant zu bedenken. »Vielleicht fühlte er sich nicht an die Verbote der Götter von Styrikum gebunden.«
»Wer sich der Geheimnisse Styrikums bedient, ist an die styrischen Götter gebunden, Dolmant«, erwiderte sie.
»Ich frage mich manchmal, ob es nicht vielleicht ein Fehler war, die Ordensritter mit styrischer Magie ebenso zu rüsten wie mit den üblichen Waffen«, sagte Dolmant nachdenklich. »Sind es nicht Kräfte, die man besser ruhen lassen sollte?«
»Diese Entscheidung wurde vor über neunhundert Jahren getroffen, Eminenz«, erinnerte ihn Abriel, der an den Tisch zurückkehrte. »Und wären die Ritter der Kirche nicht in Magie bewandert gewesen, hätten die Zemocher jene Schlacht auf den Ebenen von Lamorkand gewonnen.«
»Möglich«, murmelte Dolmant.
»Fahrt fort, Sperber«, bat Komier.
»Viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Ich hatte keine Ahnung, was der Damork war, bis Sephrenia es mir später erklärte, doch ich wußte, daß es verboten war, eine solche Kreatur zu beschwören. Nach einer Weile verschwand sie, und ich ritt auf die Lichtung, um mit Martel zu reden. Wir waren Freunde, und ich wollte ihm klarmachen, daß das, was er getan hatte, verboten war, aber er war wie verwandelt. Er schrie mich an, meine Nase nicht in seine Angelegenheiten zu stecken. Da blieb mir keine Wahl. Ich ritt zu unserem Mutterhaus in Demos und berichtete Vanion und Sephrenia, was ich gesehen hatte. Sephrenia klärte uns auf, worum es sich bei dieser Kreatur handelte und wie gefährlich ihre herrenlose Anwesenheit auf dieser Welt ist. Vanion befahl mir daraufhin, mit einem Trupp seiner
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