Elentaria Saga - Teil 1
nicht mehr. Die Tränen verschleierten meinen Blick.
>>Klee, für mich … ist es auch nicht leicht. Ich … ich sage dir jetzt die Wahrheit über mich. Vielleicht hast du dadurch mehr vertrauen zu mir.<<
Ich runzelte die Stirn und wischte die Tränen aus meinem Gesicht. Jacob gab mir ein Taschentuch.
>>Wahrheit? Was meinst du?<<
>>Königin Tinte … ist meine Mutter.<<
>>Was? Ehrlich?<<
Er nickte.
>>Ja, als ich fünfzehn Jahre alt war ging ich von Zuhause fort, um mich in Polar zu verstecken, nachdem ich … etwas sehr Schlimmes getan hatte. Mein Bruder Leopold, er ist mein Zwilling, er und ich hatten einen Ausflug gemacht, als wir ein paar Räubern begegnet sind. Ich hatte große Angst und bin davon geritten, als sie meinen Bruder festhielten. Ich weiß nicht, was sie mit ihm machten, aber er kam nie wieder. Nie wieder sah ich ihn. Ich kann nur das Schlimmste annehmen. Ich bin Schuld, Klee, ich habe ihn nicht nur alleine gelassen, sondern habe nicht einmal Hilfe geholt. Und dann standest du vor mir. Ich fand nicht, dass ich verdient hatte, geliebt zu werden, vor allem nicht von dir. Ich war ein Monster, der seinen eigenen Bruder verraten hatte.<<
Ich sah in Jacobs Augen Tränen aufblitzen. Zu gerne hätte ich ihn getröstet, aber ich traute mich nicht ihm Nahe zu kommen, weil er dann vielleicht denkt, dass ich bei ihm bleibe. Ich war so hin und her gerissen von allem, dass ich mich kaum bewegen vermochte.
>>Klee, du siehst, ich habe aus dieser Lektion gelernt. Ich würde dich alles tun, alles, was du willst. Ich gebe dir alles. Ich würde für dich sterben. Klee, bitte, bleib bei mir. Bitte … verlass mich nicht.<<
Ich weinte wieder.
>>Jacob, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich wollte doch einfach nur nach Hause. Ich vermisse mein Zuhause.<<
>>Aber ich dachte, da liebt dich niemand. Ich liebe dich. Ich werde dir hier alles geben, was du brauchst. Ich werde arbeiten, wenn du Geld willst, schöne Kleider oder in einem großen Haus leben. Oder wenn du eine Prinzessin sein willst, dann gehe ich mit dir nach Sogland zurück. Ich … tue alles für dich, Klee. Bitte…<<
Es tat mir so weh, wie er bettelte. Ich wollte am liebsten JA schreien. Ja, ich bleibe bei dir, aber ich wollte nicht hier bleiben, nicht in dieser furchtbaren Welt.
Ich sah Jacob an. Tränen rollten über sein Gesicht.
>>So sehr liebst du mich?<<
>>Ja…<<
Ich konnte mich nicht mehr halten. Ich ging zu Jacob und umarmte ihn. Er presste mich an sich und küsste immer wieder meine Stirn oder meine Wangen. Ich konnte seine Liebe so deutlich spüren, dass ich kaum mehr aufhören konnte zu weinen. Niemals zuvor hatte mich jemand so geliebt wie er. Und nun wollte ich ihn verlassen. Würde das jemand anderes wissen, er würde mich hassen.
>>Klee, bleib bei mir.<<, sagte Jacob wieder. >>Ich muss dich doch mit irgendetwas … überzeugen können. Dir … irgendetwas bieten können. Mein Herz … bieten können.<<
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wollte einfach nur weg von ihm, weil es mir so große Schmerzen bereite.
Plötzlich jedoch legte sich ein leichter Nebel um ihn und im nächsten Moment war er wieder der weiße kleine Kater. Er miaute so süß, das es mich beinahe das Herz kostete.
Ich nahm ihn in meine Arme und küsste ihn.
>>Ich liebe dich auch, Jacob. Ich liebe dich so sehr, dass es mich schmerzt. Aber ich … ich will hier nicht bleiben. Ich … hatte doch Träume und … ich hatte so viel Geld gespart und all meine Bücher und Erinnerungen sind Zuhause, die ich jetzt schon so sehr vermisse. Ich will einfach alles wieder haben. Es … es wird mich danach vielleicht genauso umbringen dich nie wieder zu sehen, aber was soll ich tun? Was? Ich kann mich nicht entscheiden. Es ist so schwer.<<
Der kleine Kater miaute ununterbrochen. Ich küsste ihn immer wieder, um ihn zu zeigen, dass ich ihn liebte.
>>Jacob … es tut mir so leid.<<
Ich setzte mich mit ihm aufs Bett und begann zu weinen. Jacob plumpste beinahe vom Bett, bemühte sich aber wieder hoch zu kommen und marschierte dann auf meinen schlanken Oberschenkeln entlang, bis er genau vor mir saß und mich abschleckte im Gesicht. Ich musste lachen, hielt ihn fest und sah ihn an. Seine Augen waren glitzernd. Selbst als Kater weinte er noch. Ich wünschte, ich könnte ihm die Antwort geben, nach der er sich so sehr sehnte und die ich auch gerne wollte. Nur konnte ich es eben nicht. Und ich glaubte, er verstand auch nicht, was mir die Dinge Zuhause bedeuteten, die
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