Elentaria Saga - Teil 1
schleifte hinter ihr her, was eigentlich Lärm verursachen müsste, doch ich hörte nichts, nicht das Schleifen des Kleides und auch keinen einzigen Schritt ihrer hochhackigen Schuhe. Ging sie auf Federn, flog sie gar oder war sie zu leicht für den Boden? Ich wusste es nicht. Ich blickte sie weiter an, ihre Schönheit, in dem fabelhaften Kleid, mit den enganliegenden Ärmeln, den vielen Rüschen, den steifen Kragen und den weiten Ausschnitt, den schweren Samtstoff, der an ihr wie flüssiges Blut aussah. Zudem trug sie schwarze, feine Handschuhe, als würde sie nichts berühren wollen.
Noch einmal: Wie schön musste da erst Schneewittchen sein, wenn sie schon schön war? Gab es überhaupt etwas Schöneres als diese Frau?
>>Leopold, wir haben uns alle lange nicht gesehen.<<, sagte sie mit einer lieblichen Stimme, als hätte sie diese aus der Kehle einer Fee gestohlen. Ich sah es direkt vor mir, wie sie die Stimme aus der Kehle der Fee riss, nur um sie selbst zu bekommen. Oh, sie konnte bestimmt furchtbar grausam sein. Ja, so grausam…
>>Ebenfalls, meine Königin.<<, sagte Leopold.
>>Du bist einfach gegangen. Hast dich in den hintersten Ländern versteckt und hast dich nun in einen Prinzen verliebt. Was ist nur aus dir geworden?<<, sagte die Königin.
Leopold atmete schwer.
>>Ich konnte nicht länger bei Euch bleiben.<<
>>Schade. Du warst begabt, schön und klug. Jemanden wie dich habe ich immer gesucht. Ich hätte dir alles gegeben, wenn du gewollt hättest, dass weißt du.<<
>>Ja, meine Königin.<<, sagte Leopold.
Ich fragte mich, was die beiden damit meinten. Es klang, als hätte Leopold bei dieser Frau gelebt. Nur wusste er denn nicht, dass sie Schneewittchens Tod zu verantworten hatte? Und den von Rapunzel und Dornröschen? Und wie ich vermutete, vielleicht sogar den von Cinderella. Jeder wusste, wie sehr sie die Sternenkönigin verabscheute. Denn nach Schneewittchen war die Sternenkönigin die schönste Frau, und zwar auf der ganzen Welt. Sie war bei weitem schöner als Schneewittchen. Sie hatte mit Gewissheit etwas mit ihrem Tod zu tun, und hat damit gleich Cinderella aus dem Weg geräumt. Jeder tuschelte so hinter ihrem Rücken und dennoch hatte man die Sternenkönigin verurteilt. Alle fürchteten Penelope und ihre Macht. Auch ich fürchtete mich vor dieser Frau.
>>Ich habe einen Auftrag für dich, Leopold.<<, sagte die schwarze Königin.
>>Tut mir leid, aber ich werde nichts mehr für Euch tun. Es ist vorbei. Damals als ich ging, war es schon vorbei.<<, sagte Leopold.
Natürlich ließ sich die Königin damit nicht abwimmeln. Sie war viel zu mächtig, als ein Nein zu akzeptieren. Sie bekam immer alles, was sie wollte. Ob Männer oder tote schöne Prinzessinnen. Alles bekam sie.
>>Doch wirst du.<<, sagte die Königin und lächelte so berauschend schön, daneben würde jede Rose verblühen.
Die schwarze Königin kam zu mir, woraufhin die Ritter mich aufrichteten. Sie riss mein Hemd auf und berührte nur mit dem Zeigefinger meine Brust. Leopold und ich schrieen beide gleichzeitig auf, danach windete ich mich auf dem Boden vor Schmerzen. Mein Brustkorb brannte, schien fast zu explodieren. Es war schrecklich. Ich wollte das, was nun in mir war, wieder los werden.
>>Was habt Ihr getan?<<, schrie Leopold.
>>Ich habe nur dafür gesorgt, dass du das tust, was ich von dir verlange. Also, können wir jetzt wie zwei vernünftige Erwachsene miteinander reden?<<
Die schwarze Königin ging auf Leopold zu. Ich hatte mich langsam wieder beruhigt, sah auf meine Brust und stellte fest, dass dort ein rotes Herz war, welches oben, zwischen den beiden Rundungen einen kleinen Riss hatte.
>>Was ist das?<<, sagte ich mit keuchender Stimme.
Die Königin beachtete mich gar nicht. Sie hielt mich anscheinend für einen unwichtigen Wurm. Wenn sie wüsste, wer ich bin, dann würde sie mir mehr Beachtung schenken, vielleicht sich sogar vor mir fürchten. Oh, welche Genugtuung wäre dies für mich.
>>Deinem Liebsten habe ich einen Fluch aufgelegt. Und solltest du nicht tun, was ich will, Leopold, tötet der Fluch ihn. Also … wirst du tun, was ich verlange?<<
>>Sehr wohl, meine Königin.<<, sagte Leopold ergebend. >>Ich tue alles, was Ihr wollt, nur erlöst ihn von dem Fluch. Ich bitte Euch.<<
Die Königin schmunzelte.
>>Wenn du getan hast, was ich von dir verlange.<<
>>Und was ist es?<<
Die Königin sah siegessicher drein.
>>Ich will, dass du Königin Tinte tötest.<<
Ich sah Leopold bleiches Gesicht. Das war wohl
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