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Elf Arten der Einsamkeit - Short stories

Titel: Elf Arten der Einsamkeit - Short stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Yates
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siebenundachtzig Wörter in der Minute tippen konnte, ohne auch nur einen einzigen Takt beim Kauen ihres Kaugummis auszu- lassen.
     Fünf Abende in der Woche, Sonntag bis Donnerstag, saßen die Fallons zu Hause und spielten Karten oder sahen fern, und manchmal schickte sie ihn los, um Sandwiches und Kartoffelsalat zu kaufen, ein leichter Imbiß, bevor sie ins Bett gingen. Den Freitagabend, das Ende der Arbeits- woche und der Tag, an dem im Fernsehen die Boxkämpfe übertragen wurden, verbrachte er mit den Jungs im Island Bar and Grill, gleich neben dem Queens Boulevard. Die Männer dort waren mehr aus Gewohnheit miteinander befreundet als aus wirklicher Sympathie, und die erste hal- be Stunde standen sie befangen herum, beleidigten ein- ander und verhöhnten jeden Neuankömmling (»O Gott, schau nur, was da gerade reingekommen ist!«). Aber bis die Kämpfe vorbei waren, hatten sie sich normalerweise in Bestlaune gealbert und getrunken, und der Abend ende- te oft gegen zwei, drei Uhr mit Gesang und schwanken- dem Gang. Den Samstag widmete Fallon, nachdem er morgens ausgeschlafen und nachmittags bei der Haus- arbeit geholfen hatte, der Unterhaltung seiner Frau: Sie gingen in eines der Kinos in der Nachbarschaft und an- schließend in eine Eisdiele, und um Mitternacht lagen sie für gewöhnlich im Bett. Am Sonntag lasen sie im Wohn- zimmer verschlafen die Zeitung, und dann begann seine Woche von neuem.
     Den Ärger hätte es nie gegeben, wenn seine Frau nicht ausgerechnet an diesem Freitag darauf bestanden hätte, daß er mit seiner Gewohnheit brach: An jenem Abend lief zum letzten Mal ein Film mit Gregory Peck, und sie sagte, sie sehe keinen Grund, warum er nicht einmal im Leben auf seinen Preiskampf verzichten könne. Sie sagte es am Freitagmorgen, und es war nicht das letzte, was an diesem Tag schieflaufen sollte.
     Beim Mittagessen – dem speziellen Zahltagmittagessen, das er stets zusammen mit drei Kollegen aus dem Büro in einem deutschen Gasthaus einnahm – unterhielten sie sich über die Kämpfe, aber Fallon beteiligte sich kaum am Gespräch. Jack Kopeck, der nichts vom Boxen ver- stand (er nannte die Vorstellung der vergangenen Woche »einen verdammt guten Kampf«, obwohl es tatsächlich fünfzehn Runden Klammern und Waschlappen-Sparring gewesen waren, die mit einer absurden Entscheidung ge- endet hatten), schilderte der Gruppe ausführlich, daß er den besten Kampf überhaupt bei der Marine gesehen hätte. Daraufhin wurde am Tisch viel über die Marine geredet, während Fallon sich vor Langeweile wand.
     »Da war ich also«, sagte Kopeck und stieß sich gegen Ende seiner dritten langen Geschichte mit dem mani- kürten Daumen gegen das Brustbein, »mein erster Tag auf einem neuen Schiff, und ich hab' nichts außer dieser maßgeschneiderten Matrosenkluft zum Appell. Ob ich Angst hatte? Ich habe gezittert wie Espenlaub. Der Alte kommt, sieht mich und sagt: ›Was glaubst du, wo du bist, Matrose? Auf einem Kostümball?‹«
     »Wenn wir schon davon reden«, sagte Mike Boyle und riß die runden Komikeraugen auf. »Ich sage euch, wir hatten da diesen Kommandanten. Er zog einen weißen Handschuh an und fuhr mit dem Finger das Schott ent- lang. Und wehe, wenn auf dem Handschuh auch nur ein Staubkorn klebte, dann war man ein toter Mann.«
     Dann wurden sie sentimental. »Ah, aber es ist ein gutes Leben in der Marine«, sagte Kopeck. »Ein anständiges Leben. Das Beste an der Marine ist, daß man jemand ist, versteht ihr, was ich meine? Jeder Mann hat seine eigene Aufgabe. Bei der Armee läuft man doch nur herum und sieht so blöd aus wie alle anderen.«
     »Mann«, sagte der kleine George Walsh und tauchte seine Bockwurst in den Senf, »das kannst du laut sagen. Ich war vier Jahre bei der Armee, und glaub mir, das kannst du laut sagen.«
     Und da riß John Fallon der Geduldsfaden. »Wirklich?« sagte er. »Welcher Teil der Armee war das denn?«
     »Welcher Teil?« fragte Walsh und blinzelte. »Also, ich war eine Weile bei der Artillerie in Virginia, und dann war ich in Texas und Georgia – wie meinst du das, welcher Teil?«
     Fallon kniff die Augen zusammen, und seine Lippen strafften sich. »Du hättest es mal bei der Infanterie ver- suchen sollen, Mann«, sagte er.
     »Ach, na ja«, gab Walsh mit einem unsicheren Lächeln klein bei.
     Aber Kopeck und Boyle nahmen die Herausforderung grinsend an.
     »Bei der Infanterie?« sagte Boyle. »Haben die etwa – Spezialisten bei der Infanterie?«
     »Darauf

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