Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elf Zentimeter

Elf Zentimeter

Titel: Elf Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Scheiblecker
Vom Netzwerk:
festgesetzt. Vielleicht wäre es besser, sie über berühmte Persönlichkeiten erzählen zu lassen, als über beliebige Männer aus dem Publikum?
    Ich legte eine Liste an. »Silvio Berlusconi« schrieb ich als Ersten ganz oben hin. Wie der wohl seine zahlreichen Liebschaften befriedigt?
    Darunter schrieb ich »Mick Jagger«. Der Rolling Stone war eindeutig ein Kandidat für meine Penislängenjury. Sein Kollege Keith Richards hat Jaggers Schwanz in seinen Memoiren als XS -Penis bezeichnet. Er bezog sich dabei auf Aussagen der Sängerin Marianne Faithfull, die eine Geliebte Jaggers war. »Sie hatte keinen Spaß mit seinem winzigen Ding«, hat Richards wörtlich geschrieben.
    Was XS in Zentimetern bedeutete, war allerdings nicht vermerkt. Auch Jaggers Exfrau Jerry Hall, die sein Image als Sexgott zu retten versuchte, machte keine konkreten Längenangaben. »Mick ist gut bestückt, ich muss es schließlich wissen«, sagte sie knapp und wenig überzeugend. Keith Richards sei nur neidisch und Jagger sei ein sexuelles Raubtier.
    Bei der Gelegenheit stieß ich auf ein Interview mit einer Schweizer Sexexpertin, die über Penisgrößen sprach. Gleich in ihrem ersten Satz meinte sie, dass ein großer Penis selbstverständlich für mehr Spaß im Bett sorgen würde. Aber natürlich nicht immer.
    »Manche Frauen lieben kleine Penisse.«
    Ich glaubte ihr kein Wort. Aber es wäre sicher interessant für mein Kabarett, also las ich weiter.
    »Wenn man einen überdurchschnittlich kleinen Penis hat, dann muss man eben sonst ein guter Liebhaber sein.«
    Und womit? Mit den Händen und mit der Zunge natürlich. Das wusste ich schon aus meiner Erfahrung mit Sabine, dass man so dann doch recht weit kommen kann.
    »Zur Not gibt es Dildos.«
    Das hatten Sabine und ich nicht probiert. Aber es wäre sicher eine gute Verhütungsmethode gewesen. Gut, dass ich mit Johanna meinen eigenen Schwanz verwendet hatte und nicht einen aus Hartgummi. Sonst würde ich jetzt nicht Vater werden. Ich konnte es nicht erwarten, dass Johannas Mutter endlich anrufen würde.
    Immerhin beruhigte mich der Rat der Expertin, den sie an Männer mit zu großen Penissen richtete.
    »Solche Männer sollen auch Dildos verwenden.«
    Und sie wurde nicht müde, zu betonen, dass Männer sich eben nicht wie Pornodarsteller aufführen, sondern vorsichtig und liebevoll sein sollten.
    »Lesbische Frauen zum Beispiel brauchen auch Befriedigung. Und Schwänze benötigen sie nicht, das sollten die Männer einmal einsehen.«
    Vielleicht ist das Leben einfacher, als ich immer dachte. Mit diesem Gedanken schlief ich gegen Mitternacht über die Tastatur gebeugt ein. Um ein Uhr kam endlich der Anruf. Kurz nach halb zwei war ich in der Klinik. Neun Minuten nach zwei kam Fabian zur Welt. Alles war glatt verlaufen. Elf Minuten nach zwei legte ihn mir die Hebamme in die Arme. Ich war unglaublich zittrig vor Freude und bekam schreckliche Angst, das kleine Kind nicht richtig zu halten. Aber die Hebamme beruhigte mich. Ich lobte Johanna dafür, wie gut sie alles gemacht hatte. Dann fuhr ich zur Arbeit, wo mir meine Kollegen gratulierten. Helga zitierte Shakespeare: »Die Liebe ist ein Kind, und sie gedeiht genauso, wächst, wird reifer mit der Zeit.«
    Nach der Arbeit fuhr ich wieder ins Krankenhaus zurück. Ich hatte früher nie verstanden, warum frischgebackene Eltern ihr Neugeborenes schön finden. Jetzt verstand ich es.

[home]
    15
    M it der Zeit wurden meine Besuche bei Johanna seltener. Zwar wollte ich Fabian so oft wie möglich sehen, aber jeden Tag mit Johanna zusammen zu sein wie mit einer Ehefrau, das ging nicht. Wir waren Bekannte mit gemeinsamer Zeugungsvergangenheit und einem Kind. So war es beschlossen und so würde es bleiben.
    Außerdem ging mir Sabine nicht aus dem Kopf. Ich rief sie regelmäßig an, aber sie hob nicht ab. Ich fuhr sogar in die Disco nach Sankt Pölten. Vergeblich. Der Sommer ging vorüber und damit auch mein Sommerjob bei der Post, und mein Arbeitsplatz bei der Bahn ließ auf sich warten.
    Deshalb hatte ich viel freie Zeit. Ich schrieb an der Liste für mein mögliches Programm weiter. Dieter Bohlen. Ich vermerkte den Namen unter dem von Mick Jagger. So weit entfernt ich auch von seiner Glitzerwelt lebte, fiel er mir beim Thema Schwanz doch gleich ein.
    Immerhin hatte er offenbar so ein langes Gerät, dass die Spekulationen darüber für lange Zeit die meisten Medien erfüllten. Zuerst hatte seine Exfreundin Naddel in ihrer Biografie von seinem Penisbruch

Weitere Kostenlose Bücher