Elf Zentimeter
schlechte Erfahrungen mit meinem Schwanz gemacht hätte. Ich machte gar keine Erfahrungen mit ihm, zumindest keine, die sozusagen mit Dritten zu tun hatten. Dennoch versiegte mein anfänglicher Elan, mein Leben zu ändern und mein Selbstbewusstsein zu stärken, immer mehr. Nur dass ihn eben keine äußeren Hindernisse bremsten, sondern innere. Wenn ich mich zum Beispiel wieder einmal darauf besann, Frauen mit anderen Werten als den quasi urologischen zu beeindrucken, fiel mir immer gleich ein Mädchen namens Trixy ein.
Als ich Trixy zum ersten Mal im Bikini gesehen hatte, war ich in Sachen körperlicher Liebe gerade dermaßen ausgehungert gewesen, dass es sogar schon meiner Großmutter aufgefallen war. Ich folgte mit den Blicken den Kurven der auf einem Steg im kroatischen Rovinij stehenden Trixy und legte augenblicklich eine neue Strategie fest. Nein, ich würde mir keinen Socken in die Badehose stopfen. Erstens wusste ich nicht, wie das aussehen würde, wenn ich aus dem Wasser kam, und außerdem würde sich diese Strategie im Augenblick des Erfolgs selbst ad absurdum führen. Ich beschloss vielmehr, Trixy zu zeigen, wie liebevoll ich mit Kindern umgehen konnte. Denn Trixy, mit der Jakob, unser Schulfreund Ernst und ich am Meer waren, hatte eine kleine Tochter namens Karolina.
Ich wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass Männer mit kleinen Schwänzen teils komplexe Strategien bei der Eroberung von Frauen entwickelten. Eine, von der ich gehört hatte, fand ich besonders beeindruckend. Der Mann war gut 1,90 Meter groß, breitschultrig und in einer gehobenen Managementposition in der Süßwarenindustrie tätig, aber sein Pimmel war dem Vernehmen nach nicht einmal so groß wie mein eigener. Gefiel ihm eine Frau, suchte er zunächst die kameradschaftliche Ebene. Auf die Art kam er bis zu dem Punkt, an dem man sich gegenseitig auch intime Erlebnisse schildert. Dann ging er zu Stufe zwei seines Plans über. Er erzählte seinem Zielobjekt, dass er unter einer ungeheuren seelischen Belastung stehe. Er sei ein sehr guter Liebhaber, beherrsche Techniken wie kein anderer Mann und wage sich dennoch an keine Frau heran. Weil eben sein Schwanz zu klein sei. Dabei untertrieb er dessen Größe sogar noch etwas. Auf die Art appellierte er an die mütterliche Seite der Frau. Das funktioniert, richtig gemacht, bekanntlich meistens.
Wenn er dann wusste, dass er die Auserwählte so weit hatte, dass sie schon aus Menschlichkeit mit ihm ins Bett gegangen wäre, wechselte er zu Stufe drei. Von nun an briet er sie nach allen Regeln der Kunst an. Die Frau, ohnedies schon zu allem bereit, landete zwangsläufig irgendwann bei ihm im Schlafzimmer. Wenn er dort die Hose herunterließ, rechnete sie schon mit dem Schlimmsten. Dann waren es gar nicht acht oder neun, sondern zehn oder elf Zentimeter und die Liebesnacht war für alle Beteiligten gerettet.
Die Methode war bezwingend, aber für mich persönlich wäre sie trotzdem nichts gewesen. Ich war zu ungeduldig dafür, und irgendwie hätte ich mich dabei auch gefühlt, als würde ich mich selbst verarschen. Das mit Trixys Tochter Karolina war außerdem keine ausgereifte Strategie. Eher ein spontaner Entschluss, und ich fand Karolina auch wirklich süß.
Trixy war eine Bekannte von Ernst, den ich eigentlich nicht besonders leiden konnte. Aber Trixys Verwandtschaft besaß ein Haus in der Nähe der kroatischen Stadt Rovinij, in dem wir drei ein paar Sommertage verbringen durften. Trixy hatte rote Haare, und wenn wir uns abends auf der Terrasse frischen Fisch brieten und mit Thymian und wildem Knoblauch würzten, lachte sie wegen jeder Kleinigkeit. Ihr Lachen war aufrichtig und erfrischend und zeugte von Lebensfreude. Karolina war auch nicht auf den Mund gefallen.
»Ich bin Karolina und ich bin schon vier und halb«, sagte sie bei der Begrüßung.
Ich baute mit Karolina Sandburgen und sammelte für sie Muscheln, in die ich mit dem Taschenmesser kleine Löcher bohrte, damit ich ihr eine Kette daraus machen konnte. Außerdem flocht ich ihr Feenkränze, veranstalteten Wettrennen und spielte Balletttänzer mit ihr, was mir selbst am meisten Spaß machte. Ich merkte gar nicht, dass bald nur noch ich auf Karolina aufpasste, während Jakob und Ernst mit Trixy unterwegs waren. Trixy war voll der Dankbarkeit, während ich mich danach sehnte, möglichst viel über meine Angebetete zu erfahren. Weil ich Trixy selbst kaum sah, war meine wichtigste Quelle Karolina, und von der erfuhr ich, dass es ziemlich
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