Elf Zentimeter
klarer wurde mir, was für ein globales und tief in die Seele von hunderten Millionen Männern reichendes Problem die Schwanzlänge ist. In Internetforen entwickeln selbsternannte Schwanzlängenexperten auf Basis eigener Erfahrungen neue Kombinationsmassagen, die sie dann nach ihren eigenen Nicknames taufen. Einige dieser Typen haben schon Kultstatus und werden wie richtige Wissenschaftler gehandelt.
Wahrscheinlich ist es in der Geschichte nie anders gewesen, bloß haben sich die Männer in anderen Foren darüber unterhalten. Zum Beispiel auf dem Forum Romanum oder auf den öffentlichen Latrinen im antiken Rom. Oder in den Philosophenzirkeln, in denen bärtige Männer neue politische Systeme entwarfen. Oder in den Kommandozelten der großen Heerführer und Diktatoren, wenn eigentlich die Besprechung einer kommenden Schlacht auf dem Plan stand.
Mit großen Heerführern und ähnlichen verlorenen Existenzen hatte ich jedenfalls kein Mitleid. Über deren Schwanzlängen würde ich die Welt ohne schlechtes Gewissen informieren. Ich hatte bereits hundertfünfundfünfzig Mal an meinem Stück gedreht und legte eine kurze Pause ein, um meine Liste mit folgenden Namen zu erweitern.
Julius Cäsar, Nero, Adolf Hitler, Winston Churchill, Mao Zedong, Benito Mussolini, Napoleon.
Bei Napoleon ließen sich Rückschlüsse auf den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy ziehen, der ja einen besonderen Umgang mit seinen Maßen pflegt. Ich hatte gehört, dass er jegliche Veröffentlichung seiner Körpergröße verboten hat. Vielleicht war es an der Zeit, dem Herrn ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. Jedenfalls ließe sich mit einer so konzipierten Liste womöglich ein ganz neuer Blick auf die Weltgeschichte werfen. Das wäre immerhin ein erhabeneres Vorhaben, als die ganze Zeit die Glitzerwelt und die Stars aus Musik und Fernsehen zu strapazieren. Die verändern die Weltgeschichte schließlich kaum bis gar nicht. Und außerdem werden sie ohnehin pausenlos von ihren Exfrauen und ehemaligen besten Freunden geoutet.
Einige der Methoden, die ich an mir erprobte, waren trotz all meiner Vorsicht riskant. So gibt es eine besonders grausame Variante der Jelq-Massage, die nach einem Forumsbenutzer »Uli-Massage« genannt wird. Ich würgte entsprechend der Anleitung meinen halbsteifen Schwanz am Ansatz mit der Hand ab, bis er sich ordentlich mit Blut gefüllt hatte. Dann drückte ich einige Male fest zu. Die Eichel vergrößerte sich dabei wie ein Luftballon.
Noch etwas grausamer ist die Variante namens »Horse440«. Dabei musste ich meinen Schwanz mit der einen Hand am Ansatz wieder kraftvoll abwürgen und mit der anderen Hand wie bei der Jelq-Massage das Blut nach oben zur Eichel pressen. Eigentlich war das ziemlich ähnlich wie mein erster Versuch mit dem Kugellager. Nur dass man bei »Horse440« eben seine eigene Hand, mit der man jederzeit loslassen kann, als Penisring verwendet und nicht ein Teil aus massivem Edelstahl.
Ziemlich riskant ist auch die sogenannte »Bend-Übung«, also »Biege-Übung«, die eine Erektion voraussetzt. Dabei bog ich meinen steifen Schwanz mit beiden Händen in verschiedene Richtungen. Ich tat es ganz langsam und mit der größten Konzentration, denn dabei können der Schwellkörper oder die Membran rundherum einreißen, und ich wollte nicht wie Bohlen schreiend ins Bad rennen müssen. Das hätte meine Familie sicher mitbekommen. Außerdem wollte ich natürlich keinesfalls erleben müssen, was Bohlen bei seinem Penisbruch durchgemacht hat. Bei einer solchen Verletzung tritt das Blut aus dem Schwellkörper aus, wodurch sich der gesamte Schwanz dunkelviolett färbt. Wird der Patient nicht schnell operiert, können eine Verkrümmung, eine Harnröhrenverengung oder Erektionsprobleme die Folge sein.
Zu Gefäß- und Gewebeschäden kann aber jede dieser Übungen führen. In einigen Foren hatte ich gelesen, dass sich bei vielen Männern durch die Übungen die Position der Hoden verändert. Einer berichtete stolz, sich nach einiger Zeit Gewichte gebastelt zu haben, um die Hoden wieder in die normale Stellung zu bringen.
Bei den Übungen ging es nicht immer nur um Länge, sondern etwa auch um eine Verstärkung der Erektion und um Breite. Und um die Weite auch, um die Ejakulationsweite nämlich. Der Urologe Arnold Kegel hat der männlichen Hälfte der Welt hierzu die »Kegel-Methode« geschenkt. Sie basiert auf einem Training des zwischen Scham und Steißbein gelegenen Muskels, auch »Musculus pubococcygeus«
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