Elf Zentimeter
wäre es vielleicht schon zu spät. Mit »es« meinte ich alles, mein ganzes Leben. Sabine würde dann schon in irgendeinem Häuschen mit Pool leben, einen Hund haben und mit einem Mann mit einem mindestens Zweiundzwanzig-Zentimeter-Ding verheiratet sein. Ein Gedanke traf mich dabei wie ein Schicksalsschlag. Ein Zweiundzwanzig-Zentimeter-Schwanz gilt noch nicht einmal als übermäßig riesig, und trotzdem ist er doppelt so lang wie meiner.
Ich suchte nach einer anderen Methode, machte mich schlau, wie diese Massagen überhaupt wirken.
Ich stieß auf ein Verfahren, das schlicht als Stretching bezeichnet wird und ging wieder genau nach einem entsprechenden Video vor. Ich zog einfach an meinem Schwanz, indem ich ihn wieder mit einem Daumen-Zeigefinger-Ring an der Eichel festhielt.
Der Typ in dem Video erklärte, dass der Penis an der Bauchseite durch ein organisches Halteband, das er flüssig wie ein echter Lateiner »Suspensorium ligamentum penis« nannte, am Körper befestigt sei. Dieses Band soll durch das Ziehen gedehnt werden. Der Effekt ist, dass der Schwanz dadurch weiter aus dem Körper heraustritt.
Außerdem sollte es durch das Stretching zu Mikrorissen im Gewebe kommen. Dabei bildet sich angeblich wie bei Narben neues Gewebe, das den Penis verlängert. Mir sollte es recht sein. Wenn mein Schwanz dafür länger wurde, sollte er eben ein Narbenschwanz sein. Das merkte ja keiner. Der Schauspieler und Muskelmann Danny Trejo, der neuerdings auf den Kinoleinwänden mit seiner gewaltigen Machete seine Gegner zerstückelt, hat vielleicht auch nicht nur ein vernarbtes Gesicht.
»Es tut mir leid«, sagte ich zu meinem Schwanz.
Ich folgte dem Rat des Stretching-Meisters und wärmte mein Stück vorher unter der Dusche auf. Angeblich heilten durch die so erreichte bessere Durchblutung nachher auch die Mikrorisse schneller. Zudem wurde die Haut weicher und dehnbarer. Auf die Pflegeöle, die der Meister empfahl, um Hautirritationen zu verhindern, verzichtete ich aber. Ich hätte den Alibert meiner Mutter plündern müssen und es gab eine Grenze an Erbärmlichkeit. Ich variierte die Stretching-Übung und zog nach links, rechts, oben und unten.
Das war noch nicht alles. Es gab auch noch die Variante »Helicopter Stretch«. Ich zog an meinem Schwanz und drehte ihn dabei im Uhrzeigersinn im Kreis. Zwischendurch ging ich immer wieder zur Tür und vergewisserte mich, dass sie verschlossen war. Dass mich meine Großmutter sehen könnte, verunsicherte mich gar nicht mehr so sehr. Aber in meiner Fantasie war Sabine wieder präsenter. Und es könnte ja sein, dass sie ganz zufällig bei mir zu Hause auftauchen und mich bei der »Helicopter«-Sache überraschen würde.
Immerhin war jetzt mein Leben um ein paar Abwechslungen reicher geworden.
Einige Tage später versuchte ich es mit dem »Bundled Stretch«. Das war schon ziemlich komplex. Ich drehte meinen Schwanz zuerst um die eigene Achse, als würde ich nasse Wäsche auswringen. Dann zog ich ihn in verschiedene Richtungen und schließlich im Kreis. Von Mikronarben bekam ich nichts mit, aber das war auch nicht vorgesehen. Bald konnte ich mir allerdings nicht mehr vorstellen, mit dem Ding, das ich dermaßen malträtierte, irgendwann wieder Sex zu haben.
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18
Z wei Wochen lang fand ich für jeden Tag etwas Neues. Zum Beispiel den »Inner Penis Stretch«. Er verlangte mir Aufmerksamkeit und Fingerspitzengefühl ab. Mit beiden Händen widmete ich mich dabei der Dehnung einzelner Abschnitte meines Schwanzes, der so behandelt zwischendurch Lebenszeichen von sich gab, indem er sich aufbäumte.
Danach probierte ich die Variante »A-Stretch«. Dabei musste ich mir den Penis auf das Handgelenk der einen Hand legen, um sie gleichsam als Hebel zu benutzen, und mit der anderen anziehen. Der Schwanz biegt sich auf diese Art sozusagen um die Kurve. Durch die Hebelwirkung kann man so mit weniger Zug eine höhere Wirkung erzielen. Als »A-Stretch« wird das Ganze deshalb bezeichnet, weil die Unterarme und der Schwanz dabei so etwas wie ein A bilden. Ich blieb bei meinem Schwanztraining immer vorsichtig, um nicht noch einmal eine medizinische Behandlung in Anspruch nehmen zu müssen.
Wenn ich eine Übung zweihundert Mal am Stück wiederholen musste, dachte ich manchmal, dass es aufregender wäre, mit den Ohren wackeln zu lernen. Eine solche Fähigkeit könnte man immerhin unter Umständen auch bei Kabarettauftritten einfließen lassen.
Je mehr ich mich in die Materie vertiefte, desto
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