Elf Zentimeter
genannt.
Ursprünglich war diese Übung für inkontinente Frauen gedacht. Heute dient diese Übung auch dem Zweck, dass Frauen beim Sex den Schwanz des Partners fester umfassen können und den Orgasmus intensiver erleben.
Wenn Männer diesen Muskel trainieren, können sie mehr Blut in ihren Schwanz pumpen, ohne ihn dabei anfassen zu müssen. Wenn man dabei einen Ständer hat, wippt er leicht auf und ab. Für mich hatte die Übung den Vorteil, dass sie sich tatsächlich überall durchführen ließ, zum Beispiel im Bus oder auch beim Fernsehen im Sessel inmitten meiner Familie. Es war ganz einfach. Ich stellte mir vor, dass ich gerade Wasser ließ und den Harnfluss unterbrechen wollte.
Nach einiger Übung lassen sich sportliche Meisterleistungen mit dem Schwanz vollbringen. In einem Video hatte ich einen Typen gesehen, der mit seinem steifen Schwanz einen aufgeschlagenen Wälzer hob, der aussah wie eine Gesamtausgabe von »Harry Potter«. Ich probierte es mit einem Taschenbuch. Es war ein kleines Taschenbuch von Paolo Coelho. Es klappte auch. Ein erstes Erfolgserlebnis. Ich fühlte mich wie ein Supermann. Das sollte ein echter Supermann einmal nachmachen. Ich nahm meine Liste zur Hand und schrieb darauf:
Wladimir Klitschko, Vitali Klitschko, Nikolai Walujew, Paolo Coelho.
Dann setzte ich wieder zwei Fragezeichen dahinter. Bohlen würde mich wenigstens nur verklagen, wenn ich seinem besten Stück zu nahe treten würde. Aber ein Boxer? Der könnte mir auch wehtun! Hätten die Klitschkos wohl Verständnis für meine Suche nach der Wahrheit über das männliche Geschlechtsteil? Der grimmige Walujew sicher nicht. Coelhos Schwanzlänge wollte ich auch nicht so gern behandeln. Der hat sicher ganz besondere spirituelle Kräfte, mit denen er mich womöglich verfluchen könnte.
Nach der Kegelmethode suchte ich wieder neue Herausforderungen, aber es wurde immer schwieriger und gewagter. Zum Beispiel landete ich bei der Kombinationsübung » DLD -Blaster«. » DLD « steht für »Double Long Daddy«, was wiederum der Nickname des Erfinders ist. Der hat eine eigene Internetseite mit zahlreichen Foren und einem eigenen Bereich, für den man zahlen muss. Dort sind die richtigen Geheimnisse zu erfahren. Der » DLD -Blaster« ist eines davon.
Es fängt mit Aufwärm- und Stretch-Übungen an, wobei der Schwanz nach oben zum Bauch hingezogen werden muss. Während des Ziehens spannte ich der Anleitung gemäß genau hundertmal den »Musculus pubococcygeus« an, wobei ich das letzte Anspannen etwa zwanzig Sekunden aushalten musste. Also Stretching plus »Kegeln« in einer Art Version »plus extra forte«.
Daraufhin war für einige Sekunden die Methode »Reverse Kegel« anzuwenden. Statt so zu tun, als würde ich den Harn anhalten, musste ich so tun, als würde ich ihn fest hinauspressen wollen. Danach kam alles praktisch gleichzeitig: »Kegel« abwechselnd mit »Reverse Kegel«, dabei ziehen, wobei bei »Reverse Kegel« der Zug mit der Hand zu verstärken war. Das Konzept dahinter bestand darin, den Musculus zu ermüden, um ihn und damit auch das Halteband besser dehnen zu können.
Irgendwann hatte ich alle Varianten aller Methoden, die ich finden konnte, mehrmals angewandt, und mein Schwanz war nicht messbar anders geworden, obwohl ich mir zumindest einen halben Zentimeter gerne eingebildet hätte.
Mangels einer besseren Idee machte ich trotzdem weiter und fragte mich, ob es all den Typen in den Schwanzlängenforen genauso geht.
Bald schien mir, dass die Methoden zur Schwanzverlängerung vielleicht genauso sinnlos sind wie die Mittelchen gegen Falten, die die Kosmetikindustrie Frauen einredet. Frauen verzweifeln an ihren Faltern und die Kosmetikindustrie liefert ihnen etwas, womit sie zumindest irgendetwas dagegen tun können. Das funktioniert zwar nicht, aber es nützt trotzdem allen Beteiligten. Der Kosmetikindustrie, weil sie damit Milliarden scheffelt, und den Frauen, weil sie sich nicht so allein mit ihrem Problem fühlen und eine Art Beschäftigungstherapie haben.
Ich zumindest empfand gerade die Beschäftigung mit meinem Schwanz als eine solche. Das Schwanzlängengeschäft allerdings ist vergleichsweise unterentwickelt, aber es funktioniert nach dem gleichen Muster. Die ein Problem haben, bekommen etwas zu tun. Das funktioniert zwar anscheinend auch nicht, aber es fühlt sich doch an, als hätte man die Sache ein bisschen im Griff.
Mangels besserer Ideen würgte, stretchte, drehte, massierte und presste ich weiter, aber
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