Elfen-Jagd
gleichzeitig aus der tödlichen, zuckenden Umklammerung lösen zu können, weil er keine Luft mehr holen konnte. Oder der Drache würde ihn zerquetschen – wobei der sterbende Krach ihm noch sein Maul endgültig entzweireißen würde. Bei dieser Begegnung konnte es also gleich zwei Verlierer geben.
In der guten alten Zeit, bevor die Schlauschlinge ihn angefallen hatte, hätte Krach sich gar nicht erst mit einem derart mühseligen Gedanken abgeplagt. Er hätte einfach weiter zugeschlagen, um entweder zu töten oder getötet zu werden, wobei ihm das Endergebnis egal gewesen wäre. Doch nun war er mit einer Vorstellung von den Folgen gestraft. Was nützte diese ganze Gewalttätigkeit, wenn keiner der beiden Gegner sie überlebte?
Es war ihm zwar äußerst unangenehm und erschien ihm als höchst unogerhaft, doch Krach merkte, daß er seine Kampftaktik ändern mußte. Mit seiner bisherigen Vorgehensweise hatte er nur mäßige Aussichten auf Erfolg, da er sich damit nicht aus der Umarmung des Drachen befreien konnte. Er steckte in der Klemme, und wenn er einfach nur brutal so weitermachte, würde sich die Lage höchstens noch verschlimmern.
Er zerrte den Kopf des Drachen zu sich heran, seinem eigenen Gesicht entgegen. Der Drache glaubte, daß dies ein Zeichen für eine Schwächung Krachs sei, und stieß gierig vor. In einem Augenblick, so glaubte der Drache, würde er das Ogergesicht zermalmen können. Er stieß seinen Atem aus, und sein Holzfeueraroma versengte Krachs Haut. Er versuchte zu niesen, war aber nicht in der Lage einzuatmen, weil der Drache ihn unerbittlich umschlungen hielt.
Seines Sieges sicher, biß der Drache sein Maul ein winziges Stückchen zusammen und ließ es vorschnellen. Krach stieß die Schnauze so weit beiseite, wie er nur konnte, und riß seinen Kopf herum. Der Kopf des Drachen rutschte plötzlich ab, als Krach ihn losließ – und die riesigen Keilzähne senkten sich mit Wucht in die oberste Schwanzwindung. Mit diesem Trick hatte es Krach auch schon dem Gewirrbaum heimgezahlt.
Der Spaltendrache brauchte einen Augenblick, bis er merkte, was los war. Bis dahin kaute er munter drauflos. Bestimmt spürte er den Biß, wußte aber noch nicht, daß es sein eigener war und daß seine Zähne sich keineswegs, wie er glaubte, in Ogerfleisch gesenkt hatten. So dauerte es etwas, bis er den Geschmacksunterschied bemerkte. Der Drache riß sein ›Opfer‹ nach oben und schlug dadurch die Zähne noch tiefer in seinen eigenen Leib. Dabei lockerte sich seine Umklammerung, und Krach konnte einen halben Atemzug machen.
Da begriff der Drache endlich, was er da tat. Sein Maul öffnete sich, damit er sich aus seinem eigenen Biß befreien konnte und um ein schreckliches Schmerzgetute voller Enttäuschung auszustoßen – doch da schlugen Krachs gepanzerte Fäuste auch schon zu und drückten das Gebiß noch fester in das Drachenfleisch. Das ließ die Kiefermuskeln an Spannung verlieren, so daß der Drache seinen eigenen Biß nicht wieder lockern konnte. Doch dafür konnte der Oger seine Hände nicht mehr zum Angreifen benutzen, weil der Drache sonst sofort wieder sein Maul aufgesperrt hätte. Wieder befanden sich beide im Zustand des Patts.
Von den unteren Fangzähnen des Drachen tropfte Blut, strömte sein Kinn hinab und benetzte Krachs Panzerfaust. Es war eine tiefpurpurne Flüssigkeit, dick und klebrig, die nach Aas und Asche stank. Wahrscheinlich wirkte sie wie eine Säure, doch der Panzerhandschuh schützte Krachs Fleisch, wie schon früher vor dem Basilisken. Die Geschenke der Zentauren erwiesen sich als recht nützlich.
Nun war der Drache an der Reihe, sich einen Plan auszudenken. Drachen waren zwar nicht gerade die allerintelligentesten Wesen Xanths, aber wie die Oger auch hatten sie ihr Gehirn in ihren Muskeln, und sie waren ganz gerissene Kämpfer. Der Drache erkannte, daß er nicht weiterkommen konnte, bevor er sich aus seinem eigenen Biß befreit hatte, und daß seine Umklammerung den Oger dort festhielt, so daß er seinen Griff nicht lockerte. Nach und nach begriff er, daß der Oger an Standfestigkeit einbüßen würde, wenn er ihn losließ, so daß er ihn dann abwerfen konnte. Also begann der Drache damit, sich mühsam zu entschlingen.
Krach hielt seinen Griff aufrecht und atmete immer tiefer durch, je mehr der Druck nachließ. Seine Taktik ließ ihn langsam seine Freiheit wiedergewinnen – doch das galt auch für den Drachen. Dieser Kampf war noch lange nicht vorüber!
Endlich hatte der Drache
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