Elfen-Jagd
immer inmitten der Windungen des Drachenleibs. Schnauze an Schnauze blickten sich Oger und Drache ins Auge. Krach begriff, daß er sich diesmal auf einen Kampf eingelassen hatte, dessen Ende alles andere als gewiß war. Der Spaltendrache war ein ebenbürtiger Gegner.
Herrlich! Zum ersten Mal, seit er seine ganze Kraft besaß, konnte Krach sie bis zum äußersten erproben. Doch im Augenblick waren sie noch derart ineinander verwickelt, daß es unmöglich war, einander richtig zu bekämpfen.
Krach zog eine Grimasse, ließ seine Augäpfel hervortreten und sperrte den Mund weit auf. »Yyrwll!« yyrwllte er.
Der Spaltendrache zog ebenfalls eine Grimasse, rümpfte furchterregend seine Nüstern und stellte seine Augen derart über Kreuz, daß die Pupillen die Plätze tauschten. »Grrrrrr!« grrrrrrte er.
Krach zog eine noch schlimmere Grimasse, indem er seine Nase und einen Teil seiner niedrigen Stirn verschluckte. »Ggrummf!« ggrummfte er.
Der Drache ging noch einen Schritt weiter, vielleicht sogar zwei, als er nämlich eine Schnauze bis zu den Ohren sowie einen Teil seines Halses verschluckte. »Ssstth!« ssstthte er.
Das Ungeheuer stellte ihn glatt noch in den Schatten! Wütend biß Krach in einen Felsbrocken und spuckte Geröll aus. Der Drache hatte spitze Zähne, konnte also nicht mithalten. Statt dessen prustete er ihm eine Dampfwolke ins Gesicht, deren fettiger Dampf seine Gesichtshaare in Locken legte und ihm die Nasenlöcher verklebte.
Soweit also das Vorspiel. Jetzt konnte der eigentliche Kampf beginnen. Krach jubelte vor Kampfeslust, wie es jeder echte Oger getan hätte. War ja auch schon eine ganze Weile her, seit er das letzte Mal ernsthaft Knochen zermalmt hatte. Natürlich besaß dieser Drache kaum Knochen, doch das Prinzip blieb dasselbe.
Er schlug den Drachen auf die Schnauze. Diese Art von Hieb konnte normalerweise ein faustgroßes Loch in einen ausgewachsenen Eisenholzbaum schlagen, doch der Drache gab ein Stück nach und blutete nur ein bißchen. Dann schlug der Drache zu, indem er seitwärts nach Krachs Arm schnappte. Diese Sorte Biß konnte normalerweise ein Maulvoll Fleisch aus einem ausgewachsenen Behemoth reißen, doch der Panzerfäustling erstreckte sich weit genug, um den Biß weitgehend abzufangen und die Drachenzähne Funken sprühen zu lassen.
Nun boxte Krach mit der Linken das rechte Ohr des Drachen – und das Ohr wurde vom Schädel abgerissen und flog in hohem Bogen davon. Der Drache zuckte zusammen – das tat weh! Doch das Ungeheuer brauchte dieses Ohr eigentlich kaum und reagierte mit einem Dampfstoß, der die äußere Haut des Ogerkopfs garkochte. Krachs dicker Schädel verhinderte allerdings, daß die Hitze die Schlauschlinge in seinem Gehirn versengte – was wirklich schade war, wie er dachte.
Soweit zu der zweiten Runde Nettigkeiten. Diesmal lag Krach ein Stück in Führung, aber der Kampf fing ja eigentlich erst richtig an. Jetzt erhöhten beide das Tempo.
Krach packte den Oberkiefer des Drachen mit einer Hand, den Unterkiefer mit der anderen, und drückte sie langsam auseinander. Der Drache leistete erbitterten Widerstand, und seine Kiefermuskeln waren äußerst kräftig, besaßen einen guten Hebelpunkt und jede Menge Erfahrung; dennoch gelang es ihm nicht, der brutalen Kraft eines konzentrierten Ogers gänzlich zu widerstehen, und so öffnete sich sein Maul nach und nach.
Daraufhin ließ der Drache seinen Körper herumpeitschen.
Einen Augenblick später hatte er sich in voller Länge um den Oberkörper des Ogers geschlungen. Während Krach das Drachenmaul öffnete, verstärkte der Drache seine Umschlingung und behinderte ihn in seiner Bewegungsfreiheit.
Obwohl alles im Zeitlupentempo geschah, war es in Wirklichkeit ein Rennen. Würde es Krach als erstem gelingen, den Kopf des Drachen auseinanderzureißen, oder würde der Drache ihm vorher den Saft aus dem Leib quetschen? Das ließ sich nicht mit Gewißheit vorhersagen. Krach hatte Mühe zu atmen und verlor langsam an Kraft. Es kam ihm vor, als würde dies viel zu schnell geschehen, das war ja anomal! Doch das Drachenmaul stand schon ein hübsches Stück offen und müßte eigentlich bald zerreißen.
Weder Oger noch Drache gaben nach. So verharrten sie im Gleichgewicht der Kräfte. Das Maul stand kurz vor dem Zerreißen, der Brustkorb konnte jeden Augenblick eingedrückt werden. Wer würde als erster aufgeben? Krach merkte, daß es ihm vielleicht gelingen würde, das Maul entzweizureißen, ohne sich jedoch
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