Elfen-Jagd
Messing.«
»Oh«, sagte sie, ohne etwas zu begreifen. »Denk dran, daß du dort hineingehst, um um deine Seele zu kämpfen. Ich mache mir Sorgen um dich, Krach.«
Er lachte prustend. »Du machst dir Sorgen um mich! Du bist ein Mensch, ich aber bin ein Oger!«
»Ja«, meinte sie, doch ihre Miene wirkte weiterhin trüb. »Ich weiß, wie es dort drin aussieht. Du hast meinetwegen deine Seele riskiert. Das kann ich nicht vergessen, Krach.«
»Dir gefällt’s ja auch nicht da drin«, bemerkte er. »Mir wohl. Und ich habe mich verpflichtet, dich zu beschützen. Das hier gehört auch dazu.« Er nahm ihr den Kürbis wieder ab und legte das Auge ans Guckloch.
Die Messingmenschen kamen weiterhin auf ihn zu. Sie schienen seine kurze Abwesenheit nicht einmal bemerkt zu haben. Da hatten sie ihn schon erreicht, und der erste schlug nach ihm. Der Mann war zwar nur halb so groß wie Krach, da er aber aus Metall war, besaß er eine schwere Körpermasse. Krach ergriff ihn und schleuderte ihn beiseite. Er war zwar immer noch nicht kräftig genug, um ernsthaften Schaden anzurichten, aber wenigstens halbwegs konnte er doch kämpfen, wenn auch nur schwach. Wäre er bei vollen Kräften gewesen, hätte er den Mann durch die Wand hindurch aus dem Gebäude geworfen.
Eine Frau griff nach ihm. Krach hakte einen Zeigefinger in ihren Messingträger und hob sie auf Augenhöhe empor. »Warum greift ihr mich an?« fragte er, eher neugierig als zornig.
»Wir befolgen nur unser Programm«, sagte sie und trat mit einem niedlichen Messingfuß nach ihm.
»Aber wenn ihr gegen mich kämpft, muß ich auch gegen euch kämpfen«, argumentierte er, »und ich bin zufällig ein Ungeheuer.«
»Versuch bloß nicht, mir was auszureden, du Fleischberg. Ich habe doch keinen Holzkopf!« Sie hieb mit einer Metallfaust nach ihm. Doch er ließ sie am ausgestreckten Arm zappeln, ohne daß sie ihn hätte erreichen können.
Irgend etwas klopfte gegen sein Knie. Krach spähte hinab und sah einen Mann, der mit einem Messingschlagring auf ihn einhämmerte. Er ließ das Messingmädchen auf den Messinghut des Mannes fallen, und die beiden gaben ein Tuten von sich wie Messingbläser.
Jetzt machte sich gleich ein halbes Dutzend der Messingmännchen über Krachs Beine her, und er war nicht stark genug, um sie alle auf einmal abzuschütteln. Also beugte er sich vor, um sie einen nach dem anderen abzupflücken…
Wieder saß er unter dem Baum. Er sah sofort, was los war: Ein halbes Dutzend Messingmännchen – nein, das waren Männer und Frauen aus dem Menschendorf – kamen mit heimtückisch aussehenden Äxten auf den Baum zu. Die Dryade schrie fürchterlich.
Krach wurde ungeduldig. Er erhob sich, richtete sich nach Ogerart vor den Dörflern auf und stieß einen prächtigen Ogerschrei aus. Die Dorfbewohner machten auf der Stelle kehrt und flohen. Sie wußten nicht, daß es Krach im Augenblick an Kraft fehlte. Sonst hätten sie ihn vielleicht angreifen und in Schwierigkeiten bringen können, so, wie es die Messingleute gerade im Kürbis getan hatten. Er hatte die Illusion des Wahnrands durch die Illusion seiner eigenen Riesenkraft ersetzt.
Die Dryade sprang vom Baum. Ihr Haar leuchtete wie Feuer, als sie die Arme um seinen Hals legte. Jetzt war sie wieder ein lebhaftes, gesundes Wesen. »Du großes, wunderbares Tier von einem Untier!« rief sie und küßte sein pelziges Ohr. Krach war merkwürdig berührt. Wie die Zentaurin bereits bemerkt hatte, wurden Oger nur selten von Nymphen umarmt oder gar geküßt.
Er stemmte die Dryade wieder auf ihren Baum und setzte sich erneut hin, um der Kürbiswelt einen weiteren Besuch abzustatten. Er wollte die Sache endlich hinter sich bringen.
»Weckt mich, wenn nötig«, sagte er und stellte fest, daß das Schimmern des Wahnrands schon fast völlig verblaßt war. Diesmal benutzte er sein linkes Auge, um das rechte ein wenig auszuruhen.
Er machte sich erneut daran, die Messingleute von seinen Beinen zu pflücken. Das Mädchen mit dem Messingträger war auch dabei. »Du schon wieder?« fragte er und hielt sie erneut an einem Finger in die Höhe. Das war auch wirklich der beste Ort für sie, da sie wie wild um sich schlug. »Muß ich dich schon wieder fallen lassen?«
»Wage es bloß nicht, mich noch einmal fallen zu lassen!« fauchte sie, und ihre Messingoberfläche glitzerte vor Wut. »Ich habe mir beim letzten Mal schon eine Beule und drei Kratzer geholt, du Monster!« Sie deutete auf ihre Arme. »Da ist ein Kratzer. Und hier
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