Elfen-Jagd
schwerer Bolzen senkte und das Gebäude arretierte, damit es nicht in der Gegend herumrutschen sollte. Als er den Messingknopf betätigt hatte, hatten sich diese Bolzen gelöst und die Gebäude freigegeben. Wenn man es ihnen erlaubte, jagten Gebäude genauso gern umher wie Wolken. Die Alarmsirene hatte alle zerquetschbaren Parteien gewarnt, daß ein Zusammenstoß bevorstand, damit sie den Gebäuden entweder aus dem Weg gehen oder ihre Lieblingsquetschstellen aufsuchen konnten. Das alles ergab irgendwie einen gewaltsamen Sinn, meinte seine Schlauschlinge. Die Stadt gefiel ihm immer besser.
Nun sprangen die Häuserblocks wieder zurück und rückten erneut auf ihn zu. Wieder ging Krach ihnen aus dem Weg und gelangte an einen neuen freien Ankerplatz.
Doch die Häuserblocks wurden immer schneller, als liefen sie sich warm. Weil sie ziemlich groß waren, brauchte er eine gewisse Zeit, bis er an ihnen vorbeigelaufen war. Wenn sie noch schneller würden, hätte er nicht mehr genügend Zeit, um ihnen vor dem Zusammenprall zu entkommen. Das könnte peinlich werden.
»Na, Gehirn, was meinst du dazu?« fragte er in herausforderndem Ton. »Kannst du die beiden Gebäude da überlisten, die vorhaben, mich zu fangen und plattzudrücken?«
Sein von der Schlauschlinge korrumpiertes Gehirn stellte sich der Aufgabe. »Steig in die Grube«, sagte es ihm.
Das hielt Krach für wahnwitzig. Doch schon kam das Messing immer näher, und er mußte handeln. Hastig sprang er in die Grube, als die glatte metallene Gebäudefront auf ihn zuglitt.
Zu spät fiel ihm – oder seiner Schlauschlinge – ein, (manchmal war es schwierig, den Ogerverstand von dem Schlauschlingenverstand zu unterscheiden), daß er ja von dem herabsausenden Ankerbolzen des Gebäudes in der Grube zermalmt werden könnte. Doch das durfte eigentlich nur passieren, wenn das Gebäude seine Reise beendet hatte und sich etwas ausruhen wollte. Er würde versuchen, die Grube bis dahin wieder zu verlassen. Und wenn ihm das nicht gelingen sollte – nun ja, zerquetscht zu werden war immerhin ein echter Ogertod.
Es wurde dunkel in der Grube, als der metallene Boden des Gebäudes darüber rutschte. Er hatte einen kurzen Anfall von Platzangst – wieder so eine Schwäche der Intelligenz, da sich ein wahrer Oger niemals Gedanken über Gefahren oder möglicher Konsequenzen machte. Was würde geschehen, falls sich das Gebäude nicht wieder entfernte?
Da blitzte ein Licht über ihm auf. Krach blinzelte und stellte fest, daß das Innere des Gebäudes hohl war und daß die Innenwände leuchteten. Er hatte einen Eingang gefunden!
Krach erhob sich und kletterte empor, bis er sich auf dem Fußboden befand, sein Bindfadenknäuel noch immer in der Hand. Das Gebäude bewegte sich zwar noch immer, doch nun konnte es ihn nicht mehr zermalmen, denn der Boden bedeckte alles, mit Ausnahme des quadratischen Verankerungslochs, so daß er einfach mitgleiten konnte.
Krach blickte sich um – und entdeckte eine ganze Armee von Messingmännern und -frauen, alle von unterschiedlicher Gestalt, mit Gesichtszügen, Haaren und Kleidung aus Messing, wobei die Männer voll bekleidet waren, die Frauen dagegen weniger. Doch es waren Statuen, die auf Podesten standen, die sich, wie der Boden auch, zusammen mit dem Gebäude bewegten. Es gab hier nichts, was einen Oger hätte interessieren können: Er wußte, daß Messing nicht schmeckte.
Nun entdeckte er einen weiteren Messingknopf.
Na ja, warum eigentlich nicht? Vielleicht würde dieser Knopf das Gebäude zum Stehen bringen? Wenn natürlich nur dieses Gebäude zum Halten kam, die anderen aber nicht, würde dies zu einem gewaltigen Zusammenstoß führen. Krach rammte seinen Daumen auf den Knopf.
Sofort erwachten die Messinggestalten zum Leben. Die Metallmenschen erspähten den Oger und eilten auf ihn zu. Und Krach…
… fand sich gegen die Feuereiche gelehnt wieder. Tandy stand vor ihm, den Kürbis in der Hand. Sie hatte seinen Blickkontakt unterbrochen.
»Alles in Ordnung, Krach?« fragte sie mit ihrer rührenden Besorgtheit.
»Natürlich!« knurrte er. »Warum hast du mich unterbrochen? Es wurde gerade interessant!«
»Der Wahnrand bricht zusammen«, erwiderte sie beunruhigt. »Die Menschen aus dem Dorf sind in der Nähe und werden den Baum bald entdeckt haben.«
»Na gut, dann holt mich zurück, wenn sie kommen«, sagte Krach. »Ich muß da drinnen gegen ein paar Metallmänner kämpfen.«
»Gegen Metallmänner?«
»Metallfrauen auch. Aus massivem
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