Elfen-Jagd
ist noch einer. Aber die Beule zeig ich dir nicht.«
»Na ja, schließlich hast du ja auch nach mir getreten«, meinte Krach vernünftig und überlegte, wo sie wohl ihre Beule haben könnte.
»Ich hab’s dir doch gesagt. Wir haben nur unser…«
Da war er auch schon wieder in Xanth. Diesmal näherte sich ein Drachenhahn dem Baum. Der kleine Basilisk war anscheinend erst vor kurzem ausgebrütet worden und irrte nun ziellos umher – dennoch war er tödlich.
»Laß mich gefälligst runter, du grabschender Grobian!«
Verblüfft blickte Krach nach oben. Er hielt noch immer das Messingmädchen an ihrem Träger vor sich. Die war ja mit ihm aus dem Kürbis gekommen!
Hastig setzte Krach sie ab. Diesmal tat er es besonders vorsichtig, damit er ihr keine weiteren Beulen zufügte. Im Augenblick hatte er Wichtigeres zu tun. Wie konnte er den Drachenhahn loswerden?
»He, guck mal!« rief das Messingmädchen. »Was für ein süßes Küken!« Sie trat zu dem enfant terrible hinüber und beugte sich zu ihm hinab.
»Nicht anfassen!« schrie die Sirene. »Nicht einmal anschauen!«
Doch die Warnung kam zu spät: Das Messingmädchen nahm das kleine Ungeheuer auf und drückte es an seine Brust. »Ach, du bist aber süß!« säuselte es und drehte es in ihrer Hand, um seine Schnauze ansehen zu können.
»Nein!« riefen alle anderen im Chor.
Wieder zu spät. Das Messingmädchen blickte dem Ungeheuer tief in die unheilvollen Augen. »Ach, ich wünschte, ich könnte dich als Schoßtier behalten«, sagte es und drückte ihre kecke Nase gegen die schreckliche Schnauze des Basilisken. »So einer wie du fehlt mir noch in meiner Sammlung.«
Das Basiliskenküken zischelte und biß zu – doch seine winzigen Zähne waren machtlos gegen das Messing. »Ach, wie lieb!« sagte das Mädchen. »Du magst mich aber, was?«
Anscheinend konnte das kleine Ungeheuer dem Metallmädchen nichts anhaben, weil es ohnehin schon härter als Stein war.
»Äh, Fräulein…« sagte die Sirene.
»Man nennt mich Blyght«, erwiderte das Messingmädchen. »Aus Gebäude vier in der Messingstadt. Und wer bist du?«
»Mich nennt man die Sirene. Dieses Tier dort… es wirkt tödlich auf uns. Wenn du also so nett wärst…«
Krach hatte sich inzwischen damit beschäftigt, nach weiteren Gefahren Ausschau zu halten. Da fiel sein Blick auf den Kürbis – und selbst auf diese Entfernung wurde sein Bewußtsein in das Guckloch hineingezogen, und er fand sich inmitten der Messingmännchen wieder. Diesmal stand er im Inneren des Gebäudes, und die Männchen wollten sich soeben wieder auf ihn stürzen. »Halt!« brüllte er.
Verblüfft blieben sie stehen. »Warum?« fragte einer.
»Weil ich aus Versehen eine von euch aus dem Kürbis mitgenommen habe, und wenn mir etwas zustoßen sollte, wird sie auf alle Zeiten dort draußen gestrandet sein.«
Sie reagierten mit Entsetzen, fast wie vom Schlag getroffen. »Das wäre ja noch schlimmer als der Tod!« rief einer der Messingmänner. »Das wäre…« Er brach ab und dachte über das schreckliche Schicksal seiner Artgenossin nach.
»Das wäre ja – Leben«, flüsterte ein weiterer Messingmann. Ein entsetzliches Schweigen senkte sich über die Gruppe.
»Ja«, bestätigte Krach grausam. »Also muß ich sie erst zurückholen, und das werde ich auch. Aber ihr müßt mir dabei helfen.«
»Was du willst«, sagte der Mann, und sein Gesicht bekam eine Patina.
»Dann sagt mir, wie ich aus eigener Kraft wieder hier herauskomme.«
»Das ist leicht. Nimm doch das Schiff.«
»Das Schiff? Aber hier gibt es doch gar kein Wasser.«
Einige der Messingmännchen lächelten metallen. »Nicht so ein Schiff! Es ist die Mond-Wahnrand-Fähre. Die findest du im Luna-Triptychon-Gebäude.«
»Zeigt mir den Weg dorthin«, erwiderte Krach. Sie führten ihn zu einer Messingtür, die aus dem Gebäude hinausführte. »Du kannst es nicht verfehlen«, versicherten sie ihm. »Es ist der größte Gebäudekomplex in der ganzen Stadt.«
Krach bedankte sich und trat hinaus ins Freie. Die Gebäude glitten immer noch umher, doch inzwischen besaß er Erfahrung und Zuversicht genug, um ihren davongleitenden Mauern zu folgen und somit Zusammenstöße zu vermeiden. Er warf einen Blick zurück auf das Gebäude, das er soeben verlassen hatte, und sah, daß es auf einer Seite eine 4 als Inschrift trug, doch von der Tür, durch die er hinausgetreten war, war nichts zu sehen. Offenbar war es eine Einbahntür, die auf dieser Seite nicht existierte.
Bald darauf
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