Elfen-Jagd
menschlichen Maßstäben war sie eine echte Schönheit von neunzehn Jahren. Die anderen Mädchen atmeten neidisch tief durch und beobachteten sie. »Ich habe dich umworben! Aber du hast mich nie heiraten wollen!«
»Du wolltest ja nie einen Termin festsetzen«, konterte Dor.
Ihr Mund öffnete sich zu einem niedlichen, wütenden O. »Du hast doch nie einen Termin festgesetzt! Ich habe doch ständig versucht…«
»Die zanken sich schon seit Ewigkeiten um einen Termin, bevor es für einen Termin überhaupt einen Grund gibt«, meinte Grundy. »Er weiß ja nicht einmal, welche Farbe ihre Höschen haben.«
»Ich glaube, das weiß sie selbst nicht«, erwiderte Dor.
»Und ob ich das weiß!« fauchte Irene. »Sie sind…« Sie machte eine Pause, dann hob sie ihren Rock, um nachzusehen. »Grün.«
»Das ist nur ein Vorwand, um mit ihren Beinen anzugeben«, erklärte Krach den anderen.
»Wie man sieht«, sagte Tandy neidisch.
»Und mit ihren Höschen«, ergänzte Johann. Wie Feuereiche, die Sirene und Chem auch, trug sie keine Höschen und konnte infolgedessen auch nicht damit angeben. Blyghts Höschen war ein Kupferboden.
»Ihr werdet mir langsam ein wenig zu schlau«, beschwerte sich Irene. Dann zuckte sie zusammen und wandte sich Krach zu. »Was ist denn mit deinen Reimen passiert?«
»Ich bin dem Fluch der Schlauschlinge erlegen«, erklärte der Oger. »Die hat mir in einem Riesenaufwasch meine Reime und meine Dummheit geklaut.«
»In einem Aufwasch? Du Armer!« sagte sie mitfühlend.
»Jetzt zeigt dieser unverbesserliche Ogercharme auch noch bei Irene Wirkungen«, brummte Prinz Dor.
»Natürlich tut er das, du Idiot!« entgegnete sie. »Alle Frauen sehnen sich insgeheim nach einem Oger.« Sie drehte sich zu Krach um. »Am besten stellst du uns jetzt mal einander vor.«
Krach tat es im Eiltempo. »Tandy, Sirene, Johann, Feuereiche, Chem, Goldy und Blyght – das hier sind Dor, Irene, Grundy und Chet, und umgekehrt.«
»Muuuuhh!« muhte die Lochkuh.
»Und die Lochkuh«, ergänzte Krach. Zufrieden ließ die Kuh ihren zerfetzten Schwanz schweifen und machte sich ans Grasen. Das Gras fiel ihr zwar genauso schnell aus den Löchern im Hals wieder heraus, wie sie es fressen konnte, doch das schien ihr nichts auszumachen.
»Ich habe eure Nachrichten übermittelt«, sagte Chet. »König Trent hat diesen Baum unter Naturschutz gestellt, wie auch alle anderen Bäume in der Umgebung, und er hat Prinz Dor hierher geschickt, um dem Dorf Bescheid zu sagen. In diesem Punkt wird es keinen Ärger mehr geben.«
»Ach, wie wunderbar!« rief die Dryade. »Ich bin ja so glücklich!«
Sie tänzelte, mit einer Hand von einem Ast hängend, in der Luft umher. »Am liebsten würde ich dem König einen Riesenkuß geben!«
»Gib ihn mir dafür«, sagte Dor. »Ich bin sein Bote.«
»O nein, das wirst du nicht tun!« blitzte Irene und packte ihn fest am Ohr.
»Dann küß mich anstelle von Dor«, bot sich Chet an. »Auf mich paßt keine Xanthippe auf.«
Die Dryade sprang von ihrem Ast herab, umarmte den Zentaur und küßte ihn. »Vielleicht ist mir doch etwas entgangen«, meinte sie schließlich. »Aber ich glaube, von meiner Art gibt es keine Männer.«
»Vielleicht suchst du dir einen Waldfaun«, schlug Prinzessin Irene vor. »Du hast hübsches Haar.« Abgesehen von seinen roten Spitzen war das Haar der Dryade grün – wie Irenes.
»Ich werd’s mir überlegen«, sagte Feuereiche.
»Woher hast du denn die ganze Weiberschar!?« fragte Prinz Dor den Oger. »Die scheinen ja wirklich recht liebenswürdig zu sein, im Gegensatz zu gewissen Damen, die ich kenne.« Er machte geschmeidig einen Satz beiseite, um Irenes Tritt auszuweichen.
»Die habe ich unterwegs einfach aufgegabelt«, erklärte der Oger. »Jede von ihnen hat ihre eigene Mission zu erfüllen. Johann will ihren Namen berichtigen, die Sirene braucht einen besseren See…«
»Was die alle brauchen, sind Männer«, warf der Golem ein.
»Was ich brauche, ist nur, nach Hause zu kommen«, sagte Blyght.
»Ach so, ja. Ich bring‘ dich gleich hin.« Krach griff nach dem Kürbis.
»Kommt die aus einem Hypnokürbis?« fragte Prinzessin Irene. »Das ist aber interessant. Ich wollte immer schon mal wissen, was in den Dingern drin ist.«
Krach hakte einen Finger in Blyghts Träger und hob sie in die Höhe.
»Hm, ja, so kann man Mädchen natürlich auch aufgabeln«, bemerkte Dor. »Das muß ich irgendwann auch mal versuchen.«
»Das wird wohl kaum funktionieren«, meinte
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