Elfen-Jagd
Sand, Sand und nochmals Sand. Es gab zwar Dünen und Täler, aber weder Vegetation noch Wasser. Unermüdlich heulte der Wind und jagte pfeifend umher. Er bildete Wolken und Wirbel und Strudel und verzierte den Himmel mit seinen eigenartigen Bildhauereien. Gelegentlich jagte ein Strudel auf die Klippe zu und versuchte sie in seinen runden Schlund zu saugen, doch so nahe am Gestein konnte sich kein Strudel allzu lange halten.
Schließlich gelangten sie an eine weitere Demarkationslinie, und als sie diese überschritten hatten, ließen die Winde abrupt nach. Auch die Luft war plötzlich wieder klar, wie durch ein Wunder gereinigt. Doch eine Verbesserung war das nicht, denn nun hatten sie lediglich die Gewalt der Luft mit der des Bodens eingetauscht: Der Boden unter ihren Füßen bebte, und zwar auch ohne daß ein Oger mutwillig aufgestampft hätte. Ein Erdbeben!
»Ach, das gefällt mir aber gar nicht!« klagte Chem. »Ich bin nun mal festen Boden unter den Hufen gewohnt.«
Krach sah, daß das Zentaurenmädchen mit schräg gestellten Beinen höchst unsicher dastand; Chems braunes Fell war von den schmirgelnden Sandwolken stumpf geworden, und ihre Menschenbrüste baumelten höchst anziehend hin und her. »Vielleicht ist der Boden im Norden ja fester«, meinte er.
Sie wandten sich nach Norden – und kamen zu einem aktiven Vulkan. Glühendrote Lava brodelte aus dem Krater hervor und strömte den Abhang hinab auf sie zu. »Das ist ja noch schlimmer!« stöhnte Chem und klatschte mit der Hand nach einem Funken, der sich in ihrem hübschen Schweif verfangen hatte. Sie wirkte recht erschüttert. Das war einfach nicht ihre Art von Landschaft!
Die Sirene lauschte erneut dem Drachenohr. »He!« sagte sie. »Die Geräusche unterscheiden sich ja, je nachdem, in welche Richtung ich schaue!« Aufmerksam lauschend, drehte sie sich im Kreis. »Im Norden höre ich ein gewaltiges Getöse, das ist wohl der Vulkan da drüben. Im Süden brüllen und heulen Winde. Da sind wir ja schon gewesen. Im Westen ist ein ununterbrochenes Rumpeln zu hören – der Hauptteil des Erdbebens. Im Osten…« Sie lächelte wunderschön. »Eine wunderschöne, leise, ruhige Stille.«
»Gräber sind auch still«, warf Tandy erschauernd ein.
»Besser ein Friedhof als das hier«, meinte Chem. »Auf einem Friedhof kann man wenigstens aufrecht gehen.«
»Manchmal«, sagte Tandy.
Sie marschierten gen Osten weiter. Der Boden verschob sich ständig unter ihren Füßen, als wollte er sie aufhalten, doch sie hatten es sich in den Kopf gesetzt, dieses Gebiet hinter sich zu bringen, und dabei blieb es.
Als sich die Sonne müde hinter dem Vulkan senkte und Glück hatte, daß sie dabei nicht auch noch hineinfiel, erreichten sie eine weitere Grenze. Dahinter befand sich ein Feld mit Hypnokürbissen. Hier herrschte keine Grabes-, sondern Gartenstille.
»Hätte nie gedacht, daß ich einmal froh sein würde, ein Feld mit diesen Dingern zu sehen«, bemerkte Tandy grimmig.
»Hier werden wir übernachten«, sagte die Sirene. »Und da wir schon dabei sind, können wir auch mal feststellen, ob diese Kürbisse eßbar sind oder nicht.«
»Aber laßt mir auf jeden Fall einen übrig!« rief Blyght.
»Aber natürlich, Liebes. Komm, nimm den hier.« Die Sirene reichte dem Messingmädchen einen hübschen großen Kürbis. Blyght zögerte und spähte schließlich durch das Guckloch. »Aber da ist doch gar nichts zu sehen!« sagte sie.
»Nichts zu sehen?« Krach war noch gar nicht auf den Gedanken gekommen, daß die Kürbisse nicht funktionieren könnten. Er nahm Blyght den Kürbis ab und blickte hinein…
… und fand sich im Raumschiff wieder, das in einer Schraubenzieherbahn auf den Boden zuwirbelte. Hastig ergriff er die Steuerknüppel und stellte das Gleichgewicht wieder her. Ohne von dem Messingmädchen dabei behindert zu werden, gelang ihm dies völlig mühelos.
Kurz darauf hatte er das Schiff wieder in der Messingstadt im Startgebäude abgesetzt. Dann stieg er aus und machte sich auf den Weg zum Gebäude Nr. Vier, wobei er seiner Bindfadenspur folgte. Wie nebenbei überlegte er, ob er wohl am Himmel in der Nähe des Mondes ebenfalls eine solche Spur hinterlassen hatte. Zwar war ihm der Bindfaden in Xanth abhanden gekommen, doch hier im Kürbis hatte er ihn immer noch bei sich. Gut.
Die Messingmännchen umringten ihn. »Wo ist Blyght?« wollten sie wissen. »Wir üben gerade mit unseren Messingbläsern und brauchen sie.«
»Sie kommt zurück, sobald ich sie holen
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