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Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Titel: Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Wüstenwind hatte sie verschluckt.
    Gibram überlegte, ob er dem seltsamen Manne nacheilen sollte.
     
    Immerhin bestand ja eine Chance, Luun einzuholen und zu retten.
    Der Lanar tastete nach seiner Wasserflasche, die er immer bei sich trug. Ja, sie war noch fast ganz voll. Bevor er in die Wüste hinausgegangen war, hatte er sie gerade erst gefüllt gehabt.
    Aber Gibram zögerte. Schließlich war Luun ja auch aus der Wüste gekommen. Und außerdem war es für ihn denkbar gefährlich, sich des Nachts in die Wüste zu wagen. Wie leicht konnte man die Orientierung verlieren!
    Aber dann folgte er Luun doch.
    Er eilte über die Sanddünen und seine Augen suchten nach der Gestalt im weiten Mantel. Sie war natürlich nirgends zu sehen.
    Er lief weiter. Immer weiter. Kein einziges Mal blickte er sich um.
    Immer war sein Gesicht nach vorne gewandt. Er musste Luun finden!
    Der seltsame Mann hatte nicht einmal eine Wasserflasche bei sich gehabt!, erinnerte sich Gibram plötzlich. Woher wer er gekommen?
    Woher nur?
    Und weshalb war er so töricht gewesen, wieder in die Wüste zu laufen? Oder war es am Ende gar keine Torheit? Vielleicht wusste Luun sehr genau, was er tat.
    Da spürte er plötzlich in seinen Augen etwas, was kaum zu beschreiben ist. Es war ein Gefühl, aber kein unangenehmes. Gibram wusste, was dieses Gefühl zu bedeuten hatte: Nicht selten kündigten sich Visionen bei ihm mit diesem Gefühl in den Augen an.
    Er fühlte sich unsagbar schwach. Er versuchte zwar weiterzulaufen, aber er wusste, dass er nicht mehr weit kommen würde.
    Eine Vision drängte sich ihm auf...
    Es war ein mörderischer Drang, der in seinem Kopf herrschte.
    Aber er durfte jetzt nicht stehen bleiben, sich in den Sand fallen lassen! Er durfte es nicht! Er musste Luun finden!
    „NEIN!“ Es war ein Verzweiflungsschrei! „NEIN!“ Er sank auf die Knie, versuchte sich wieder aufzurichten, sackte in den Sand der Wüste. Er spürte die Sandkörner zwischen seinen Fingern. Das war das letzte, was er spürte, denn dann kam die Vision!
     
    Noch nie war eine Vision mit solcher Gewalt gekommen. Und von selbst! Die meisten der Visionen, die Gibram bis jetzt gehabt hatte, hatte er durch Konzentration selbst herbeigeführt und eingeleitet. Aber jetzt war das anders!
    Gibram hatte die Augen geschlossen. Er lag wie eine Leiche im Sand. Aber dennoch war es vor seinen Augen nicht dunkel! Eine Flut von Farben, Streifen, Punkten, Wellen floss auf ihn ein und verwirrte ihn. Es waren bizarre, sich ständig verändernde Muster, die ihm erschienen - fest wie bei einem Kaleidoskop. Allmählich verlor Gibram jeden Richtungs- oder Zeitsinn. Er vermochte nicht mehr, die Zeit abzuschätzen, die verging, und ebenso vermochte er nicht mehr zu bestimmen, was oben und unten war.
    Er schwebte im Nichts. Er hatte vergessen, dass sein Körper im Sand der Drachenwüste lag - reglos. Er hatte für einen Moment (oder eine Ewigkeit) alles vergessen.
    Die Farben und Muster kamen jetzt weniger chaotisch und durcheinander. Sie wechselten auch nicht mehr in rasender Folge.
     
    Und schließlich verblassten sie ganz und machten klaren Bildern Platz.
    Bildern? Waren dies Bilder?
    Nein, es war die Realität! Ganz plötzlich wurde Gibram dies klar.
    Seine Visionen waren auch Realität. Sie standen keinesfalls außerhalb der Wirklichkeit - sie waren vielleicht eine andere Ebene derselben.
    Er sah eine Gestalt. Eine gespenstische Gestalt war es, mit einem Stierkopf. Gibram erschrak. Natürlich erkannte er diese Gestalt.
    Jeder Lanar hätte sie sofort erkannt: Es war Krask, der Gott des Wüstenvolkes! Er sah roh und grobschlächtig aus. Nichts an ihm erinnerte an einen Gott. Er war eher einem schrecklichen Monster gleich.
    Gibram schauderte. Aber in den Augen des Gottes sah er Angst!
    Angst wovor? Ahnte er von der bevorstehenden Revolution? Oder hatte er vor etwas anderem Angst?
    Wovor brauchte ein Gott eigentlich Angst zu haben?
    Krask stand in Gibrams Vision auf einer hohen Düne. Um ihn herum war weite Ebene, fruchtbar und von saftigen Wiesen bedeckt.
    Nur die Düne war aus Sand. Und der Wind klagte laut und heulte wie viele hundert Rudel Wölfe.
    Und dann wurde ihm plötzlich so vieles auf einmal klar! Er sah die saftige Landschaft in wenigen Augenblicken zu einer Wüste werden. Schädel bleichten in der unerbittlichen Sonne, wo eben noch Tiere gewesen waren!
    Gibram sah alles, durchschaute plötzlich die Motive des schrecklichen Wüstengottes, über die nicht einmal die Lanar, seine

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