Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
müsst Mergun in die Wüste führen und ihm zeigen, was Krask getan hat! Wollt Ihr das tun?“
Gibram hatte diese Frage im Voraus geahnt. Er musste sich nun entscheiden.
Er würde seine Sippe verlassen müssen, um nach Balan zu reisen, die wohlhabendste und schönste Stadt an der ganzen Küste des östlichen Meeres. Es war eine weite Reise und vielleicht würde Mergun schon gar nicht mehr in Balan weilen, wenn er dort ankäme.
Aber er musste das Risiko auf sich nehmen!
Er musste!
Es durfte nicht geschehen, dass sich das gewesene Unrecht dauernd wiederholte. Man musste den Göttern ein Ende setzen - oder doch zumindest einigen von ihnen!
„Ja, ich werde Mergun hier her holen!“, erklärte er dann entschlossen. Mergun sollte all das Unrecht sehen, das Seinesgleichen dem Volk der Lanar angetan hatte!
„Ihr habt einen weisen Entschluss gefasst, mein Freund. Ich hoffe, Ihr werdet ihn nicht einst bereuen!“
„Ich glaube nicht“, erwiderte Gibram. Plötzlich war alle Schwäche, alle Müdigkeit von ihm gewichen.
Eine große und zugleich auch eine beträchtliche Gefahren bergende Aufgabe lag vor ihm und allen anderen Menschen: die Revolution!
„Ich verlasse Euch nun, Gibram.“
„Werden wir uns wieder sehen?“
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich vermag das nicht im Voraus zu bestimmen.“ Der graue Wanderer wandte sich um und ging. „Lebt wohl!“, sagte er noch.
„Ihr geht in die Wüste?“
„Ja.“
„Werdet Ihr nicht umkommen?“
„Lasst das meine Sorge sein! Geht Ihr und zeigt Mergun die Wüste! Und tut es bald, denn die Zeit drängt! Jeden Tag, an dem die Götter dieses Land beherrschen, werden die Leiden der Menschen schlimmer!“
Gibram sah Luun noch lange nach, bis dieser hinter Dünen verschwand und nicht wieder auftauchte.
Am Horizont war inzwischen die Sonne blutrot aufgegangen.
Es war so, als trüge sie das Blut, welches während der kommenden Ereignisse vergossen werden sollte...
*
Es war schon spät geworden. Mergun saß noch immer in der Ecke der Taverne mit dem zweifelhaften Ruf und hörte Irrtocs Liedern zu.
Die seltsamen Leute, die hier in diesem Schankraum weilten und den traurig-melancholischen oder kämpferisch- aufrührerischen Liedern Irrtocs lauschten, waren noch immer hellwach und zollten dem Sänger ihren Beifall.
Doch Mergun war mit sich und seinen Gedanken allein. Alles was um ihn herum passierte, nahm er nur am Rande war; es war nebensächlich für ihn. In ihm klaffte ein Zwiespalt, ein tiefer Abgrund.
Da betrat eine finstere Gestalt die Taverne. Von den anderen Gästen wurde sie fast überhaupt nicht bemerkt, denn die lauschten den Liedern des Irrtoc.
Aber Mergun schauderte es, als er sie erkannte! Die Gestalt war kein anderer als Lord Andur, der Herr der Angst! Andur kam zu ihm an den Tisch, und Mergun sah ihn finster an.
„Welch eine Freude, Euch wiederzusehen, Herr Mergun!“, sagte Andur, der den Blick des Gottes nicht zu bemerken schien.
„Diese Freude kann ich leider nicht erwidern!“, versetzte Mergun schroff. Er hatte absolut keine Lust sich mit dem Herrn der Angst zu beschäftigen, seinen lockenden Angeboten zu lauschen und später von ihm verraten zu werden! Er wollte nicht am Kreuz enden wie Shaykaliin.
Der arme, kleine Shaykaliin - es wäre gerecht gewesen, wenn man statt seiner Andur getötet hätte. Aber Andur war zu mächtig, um besiegt zu werden. Niemand konnte einen Kampf mit ihm wagen.
Selbst, wenn die Götter ihre vereinten Kräfte gegen den Düsteren Lord aufbrachten, konnten sie es nicht schaffen...
Weshalb war Andur hier?
Sicherlich nicht, um Irrtocs Liedern zu lauschen. Andur war kein Poet, sondern ein Mörder, der seine Opfer mit sadistischer Freude zu quälen pflegte. War er hier, um Mergun zu quälen?
Des Gottes Hand ging zum Griff seines Schwertes, aber dann überlegte er, dass er diese Waffe auf keinen Fall einsetzen durfte.
Jeder, der ihr grünes Leuchten sähe, würde ihn als Mergun den Gott erkennen!
Und das durfte nicht sein!
Andur hatte sich inzwischen hingesetzt und seine schrecklichen irren Augen musterten Mergun scharf. Soweit es ging, versuchte er, diesen schrecklichen Blicken auszuweichen, aber das war nicht immer möglich.
„Weshalb seid Ihr hier her gekommen, Lord Andur?“, fragte Mergun.
„Weshalb?“ Andur lächelte. Aber es war ein kaltes, grausames Lächeln und es widerte Mergun an. „Ich muss mit Euch reden, Freund Mergun!“
„Ich bin nicht Euer Freund, Andur, und ich möchte von
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