Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Gedanken wieder. Er hatte sich dazu entschlossen, es zu tun und er würde es auch tun!
Wieder krallte sich seine Hand krampfhaft um den Dolch in seinem Gürtel - gerade so, als wollte er sich an der Waffe festhalten.
Schließlich ging er trotz allen Zweifeln, die ihn plagten, weiter. Er passierte das immer offen stehende Burgtor und hatte bald den Burghof erreicht.
Nun wird es ernst!, wurde es ihm klar. Noch kann ich zurück!
Noch einmal tobte in seinem Innern ein heftiger Kampf zwischen den Argumenten Für und Wieder.
Verdammt!
Krask verfluchte sich selber, der Unentschlossenheit wegen, die ihn befallen hatte.
Unentschlossenheit hat schon so manchem das Leben gekostet!
Krask hatte diesen Satz irgendwann gelesen und nun -
ausgerechnet jetzt - spukte er in seinem Kopf herum.
Aber war es nicht besser, eine Handlung zehn Mal zu hinterfragen, bevor man sie beging, anstatt einmal etwas Verkehrtes zu tun? Nein, nun war nicht die Zeit, über so etwas nachzudenken. Er musste sich auf das Wesentliche besinnen. Und das versuchte er dann auch krampfhaft.
Er blickte zu einem der vielen Fenster in dem grauen Burggemäuer hin. Dort saß Xilef. Er schien allein zu sein. Von hier aus ein Messer werfen war zu riskant. Es konnte sein, dass ihn jemand beobachtete oder er sein Ziel verfehlte.
Außerdem wollte er Xilef vorher noch einige Fragen stellen.
Ich stelle ihm zuerst die Fragen und entscheide dann, ob ich ihn umbringe!, entschied sich der bis dahin unschlüssige Gott schließlich.
Schnell eilte er also in Xilefs Gemächer.
Dieser schien ihn schon zu erwarten. Er lächelte wissend. Weiß er, was ich vorhabe?, fragte sich Krask insgeheim. War so etwas möglich oder nicht?
„Ich muss mit dir reden, Xilef!“
„Ach, ja?“
„Ja!“
„Worum geht es?“
Xilefs Stimme klang durchaus nicht unfreundlich.
Krasks Hand umfasste wieder den Dolchgriff und in diesem Moment schien Xilef auf die Waffe aufmerksam zu werden.
„Du bist bewaffnet, Krask?“
„Nun, das hat eigentlich keine Bedeutung!“
„Wirklich nicht? Sonst trägst du nie eine Waffe!“
„Mag sein. Aber weshalb sollte ich keine tragen? Arodnap und Gal`did und all die anderen tragen auch welche.“
„Ich nicht.“
„Ich bin nicht du, Xilef.“
„Und du bist nicht Arodnap!“
Krask fragte sich, was Xilef hiermit wohl bezweckte.
„Was soll das, Xilef?“ In Krasks Stimme war jetzt sogar so etwas wie Zorn getreten. Es störte den Wüstengott, dass er so schnell die Beherrschung verloren hatte, aber nun war es nicht mehr zu ändern.
Xilefs Echsenkopf wackelte hin und her.
„Ahnst du es nicht?“
„Nein.“
„Ich kenne die Zukunft, Krask, vergiss das nicht!“
„Ich vergesse es nicht!“
„Und ich kenne auch deine Zukunft - ebenso wie die meine.“
„Die meinige hast du ja bereits schon vor mir ausgebreitet. Ich bin auch nicht hier um...“ Abrupt hörte der Gott zu sprechen auf. Xilefs kalte Facettenaugen musterten ihn geringschätzig.
„Ich weiß, warum du hier bist, Krask!“ Krask erschrak gewaltig, obwohl er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Und hatte er es nicht geahnt? Hatte er nicht geahnt, dass Xilef von seinem Vorhaben Bescheid wissen würde?
Noch immer umschlossen Krasks Finger den Griff des Dolchs. Er konnte ihn innerhalb eines Augenblicks ziehen und ihn Xilef in die schuppige Haut rammen.
Aber den Echsengott schien all das gar nicht zu stören. Er blieb noch immer ruhig und starrte Krask an.
„Du bist einzig und allein hier, um mich zu töten, nicht wahr?“ Xilef lächelte und Krask sagte nichts. „Dann tu, was du dir vorgenommen hast! Es steht dir nichts im Wege außer meiner schuppigen Haut. Aber sie ist nicht besonders widerstandsfähig und dein Dolch wird sie leicht zu durchdringen vermögen!“ Ein Zischen drang aus des totgeweihten Gottes Mund. Es klang fast so wie ein menschliches Lachen. Es war ein zynisches Lächeln, welches auf seinem lippenlosen Mund stand - das Lächeln einer Echse, eines Tieres - eines Gottes!
„Ich...“, wollte Krask sagen.
„Was hindert dich? Ich weiß, dass du es tun wirst! Ich habe es gesehen! Worauf wartest du also?“
Ja, worauf wartete er eigentlich? Krask verwirrte es, dass Xilef sich nicht wehrte. Er stand einfach nur da und starrte den Wüstengott an. Seine Facettenaugen waren gläsern und kalt. Krask konnte nicht erahnen, was hinter dieser, von Schuppen bedeckten Stirn vor sich ging.
„Wenn ich dir jetzt meinen Dolch in den Leib rammte, du
Weitere Kostenlose Bücher