Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Seite!“
„Ja, das glaube ich auch, Túlina.“
„Aber, wie...?“
„Es geht mir nicht um das Jetzt. Es geht mir nicht um die Zeit der Revolution, sondern um die Zeit danach...“
„Meinst du...“
„Ich kann es nicht ausschließen. Die Macht ist eine allzu süße Verlockung. Wer kostet nicht gerne von dieser Frucht? Macht ist das, wonach Menschen wie Götter am meisten streben.“ Túlina schien etwas nachdenklich geworden zu sein. Aber dann zuckte sie mit den Schultern.
„Noch ist es nicht so weit...“
„Aber man sollte sich früh genug Gedanken über diese Möglichkeit machen, Túlina! Denn im Ernstfall ist es dann an uns ...
Maßnahmen zu ergreifen...“
Túlina wurde leichenblass, was wegen ihrer schwarzen Haare und Augen doppelt auffällig war.
„Du meinst, dass man Mergun in einem solchen Fall... umbringen müsste?“
Irrtoc nickte. In seinem Gesicht war tiefe Düsternis.
„Wenn wir dann noch genug Macht haben, um ihn zu stoppen.
Wie gesagt - er ist ein Gott!“
Aber Túlina schüttelte abermals den Kopf.
„Nein, diese Möglichkeit wird nicht eintreten. Das glaube ich nicht. Es darf nicht sein!“
„Ich will es auch nicht hoffen.“
Túlina und Irrtoc hatten sehr leise gesprochen, so dass die anderen nichts hören konnten. Und das war auch besser so.
„Oh, ich kann es kaum erwarten, den ersten Gott vor die Klinge meiner Axt zu kriegen!“, war Gonrus des Rächers Stimme zu hören.
Aber seine Stimme verbarg die tiefe Düsternis nicht, die in Gonrus Innerem herrschte.
„Er ist vielleicht der Grimmigste von uns allen“, stellte Túlina fest.
*
Stunde um Stunde trafen weitere Krieger bei den Ruinen von Grijang ein. Und auch in der Nacht und am folgenden Tag hielt dies an. Erst am späten Nachmittag des Tages vor der Vollmondnacht ließ der Strom nach und verebbte schließlich.
Als es zu dämmern begann, tauchten zwei Reiter auf.
Beide ritten sie Rappen und beide waren sie Götter.
„Mergun! Mergun!“, jubelte die Menge der versammelten Helden, als sie Mergun erkannten. Er hob sein grünlich leuchtendes Schwert und da waren auch die letzten Zweifel beseitigt: Dies war Mergun!
„Jubelt mir nicht zu!“, donnerte des Gottes Stimme und die Sterblichen verstummten. „Jubelt nicht mir zu und jubelt auch keinem anderen zu! Vor uns liegt eine Zeit der Gemetzel und der Schlachten!
Wenn ihr es schafft, die Götter in den Abgrund zu stürzen, wenn ihr es schafft, der Revolution zum Sieg zu verhelfen, dann jubelt euch selbst zu, klopft euch selbst auf die Schulter! Aber nie wieder dürft ihr einem Einzelnen zujubeln, zu ihm aufblicken, ihn anbeten und vergöttern!
Denn dadurch - und nur dadurch - entstehen Götter. Und die Zeit der Götter soll in Kürze zu Ende sein! Aber wenn ihr nicht aufhört, irgendwen - und sei er auch noch so gut - anzubeten, so wird das Zeitalter der Götter nie enden! Es liegt an keinem anderen als an euch selbst, wer bestimmt, in welche Richtung euer Leben läuft: Ob ihr es selbst bestimmt oder aber die Götter!“
Einen Augenblick lang herrschte betretenes Schweigen.
Wohl gesprochen, Mergun! Wohl gesprochen!, dachte Irrtoc.
Hoffentlich erinnerst du dich deiner Worte, wenn der Erfolg da ist, wenn die Götter vertrieben sind und du der Letzte von ihnen bist! Und hoffentlich erinnert ihr Sterblichen euch seiner Worte, wenn die Stunde des Triumphs da ist! Denn was nützt eine Revolution, wenn sie nur den Zweck hat, die alten Götter durch neue zu ersetzen? Gar nichts! Für eine solche Revolution verschwendet der Mensch nur unnütz seine Energien!
„Wer ist die Frau an Eurer Seite, Mergun?“, fragte Ravic der Misstrauische.
„Erkennt Ihr sie nicht, Ravic?“, fragte Hadry-al-Komson. „Das ist doch die Göttin Lari!“
Ein Raunen ging durch die Menge. Hier und da wurde ein Schwert gezogen.
„Ist das wahr?“, fragte Tharno der Zweifler. „Ist das wahr, was der Riese dort eben sagte?“
„Es ist wahr“, erklärte Mergun ruhig und gelassen. „Dies hier ist Lari. Sie ist meine Gefährtin und steht auf unserer Seite.“
„Stimmt das, Lady Lari? Steht Ihr auf unserer Seite?“, wollte Tharno weiter wissen.
Lari nickte. „Ja.“
„Ich hoffe, Euer Wort gilt auch noch dann, wenn es einmal nicht so rosig um uns steht“, sagte Megalto vom gegabelten Schwert. Die direkte, offene Art einiger dieser Leute ließ Lari schaudern.
Noch nie zuvor war sie von Sterblichen in dieser Weise angeredet worden! Noch nie zuvor hatten sie es gewagt, an der
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