Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
verfinstern und jene Sterblichen, die dies sahen, begannen sich zu fürchten. Sie waren nur noch eine relativ kleine Schar von vielleicht fünf- oder sechshundert Kämpfern. Vielleicht genug, um den letzten Widerstand der sterbenden Götter zu brechen. Vielleicht aber nicht genug, um es mit jener neuen Macht aufzunehmen!
„Lasst uns weiterziehen“, sagte Megalto vom gegabelten Schwert.
„Wer oder was sich auch immer uns zu widersetzen versucht - es wird sich uns irgendwann stellen.“
Mergun wandte den Blick zu Lari.
„Weißt du inzwischen auch, wer diese magischen Energien aussendet?“, fragte er seine Gefährtin und sie nickte.
„Ja, ich weiß es. Der Berg besitzt ein Wesen.“
„So ist es.“
„Aber wie kommt es dann, dass die Götter von diesem Wesen nichts ahnen?“, fragte Lari. „Ich habe nie einen von ihnen über dieses Wesen im Berg reden hören.“
Mergun zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß nicht, ob tatsächlich alle ahnungslos sind.“
„Vielleicht weiß Sunev etwas. Er ist schon sehr alt. Oder Nekardion, der manchmal behauptet, auf alle Fragen Antworten zu wissen!“
„Mag sein, Lari. Vielleicht werden wir während unseres Weges noch mehr über jenes Wesen erfahren. Ich hoffe allerdings, dass wir nicht mit ihm zu kämpfen brauchen!“
Und so gingen sie weiter, sich krampfhaft gegen den Wind stemmend, der immer heftiger, immer gewaltiger wurde.
Und immer kälter.
Egal, in welche Richtung sie sich auch wandten, der Wind kam immer genau von vorn.
Der Schnee fiel nun so dicht, dass man kaum die Hand vor Augen erkennen konnte.
Wie ein weißer, todbringender Schleier legte er sich über die Rebellen und hielt sie auf.
„Wir müssen anhalten, Mergun“, sagte Hadry-al-Komson, der Riese. „Es hat keinen Sinn mehr weiterzugehen.“ Mergun nickte.
„Anhalten!“, rief er.
Und sein Ruf wurde weitergegeben.
Die Sterblichen harrten im Schutze eines Felsvorsprungs aus und warteten auf eine Besserung des Wetters.
Aber insgeheim wusste Mergun, dass sich das Wetter nicht ändern würde. Nicht in einer Stunde, nicht in einem Tag und nicht in einem Menschenalter. Denn dies war kein natürliches Unwetter, sondern ein durch Magie herbeigeführtes!
So warteten die Sterblichen also bis zum Abend und als auch dann noch keine Besserung abzusehen war, bis zum nächsten Morgen.
Fünf Mann waren in der Nacht erfroren und zwei weitere vermisst. Und das Wetter hatte sich noch kein bisschen verändert!
Noch immer blies jener unnatürlich gewaltige und kalte Wind und noch immer schneite es.
„Wir müssen weiter“, sagte Nerik. „Andernfalls erstarken unsere Gegner zu sehr und wir haben keine Möglichkeit mehr, sie zu besiegen.“
Mergun schüttelte sich den Schnee vom Kopf.
„Ihr habt recht, Nerik! Wir müssen weiter.“
„Sollen wir nicht doch besser noch warten?“, fragte Tharno der Zweifler.
„Es steht viel auf dem Spiel“, meinte Irrtoc. „Wir dürfen nicht länger warten - schon um der Sache willen, der wir uns alle verschrieben haben!“
„Der Durst nach Rache und Vergeltung ist stark genug in mir, um selbst diesem Wetter widerstehen zu können“, erklärte Gonru aus Rôlsur. „Der Durst nach Rache scheint mir die stärkste Kraftquelle!“ Dhongoom der Henker strich liebkosend über den Griff seines monströsen Schwertes.
„Die Zeit des Gerichtes ist gekommen!“, brummte er. „Lasst uns gehen, Freunde!“
Und so gingen sie.
Stunde um Stunde, Augenblick um Augenblick schien der eisige Wind stärker und stärker zu werden. Und die Sterblichen stöhnten, denn sie waren dem Kampf mit einem solchen Gegner nicht gewöhnt.
Der ganze Berg war ihr Gegner, jede Schneeflocke, jeder Stein, jede Felskuppe.
Sehr deutlich spürte Mergun die Anwesenheit jenes Wesens, das das Wesens des Berges war. Er spürte die Kraft, jene rohe, kalte Kraft, die von jenem Wesen ausging. Und er spürte ebenfalls den mit einer kalten Flamme vor sich hin flackernden Hass dieses Wesens.
Es ist stark, dachte Mergun. Und es wird nötig sein, es zu besiegen. Vorher können wir kaum hoffen, die Nebelburg zu erreichen.
Vor ihren Augen formten sich dann aus dem Schnee Gestalten. Sie waren durch und durch weiß.
„Geister!“, rief jemand. „Es sind die Geister des Berges!“ Lautlos waren diese Schneegeister. Und grausam.
Schnell waren sie heran und die ersten Todesschreie gellten und wurden vom Stöhnen des Windes verschluckt.
Sie haben kein Gesicht!, durchzuckte es Mergun. Sie sind
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