Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
dem Chaos erholt haben und wieder dazu in der Lage sind, neue Götter zu zeugen und anderen eine Wiedergeburt zu gewähren.“
„Ihr lügt!“, rief Mergun aus. „Ihr lügt!“
„Nein, ich lüge nicht, Mergun. Und das wisst Ihr auch. Ihr wollt lediglich nicht wahrhaben, was aber nun einmal Wahrheit ist.“
„Nein!“, schrie Mergun.
„Ihr könnt mir ruhig vertrauen und glauben, Mergun! Ich bin schon tausend Tode gestorben, ich habe schon tausend Revolutionen erlebt. Als ich noch jünger und kraftvoller war, da habe ich sogar selbst Revolutionen angezettelt!“
„Genug!“, brüllte Mergun.
„Gut, Mergun. Da Ihr noch immer nicht von der Sinnlosigkeit Eures Unternehmens zu überzeugen seid, so lasst denn zu, dass dieser Sterbliche dort, der schon so lange nach meinem Blut zu lechzen scheint und der sich selbst mit der durchaus passenden Bezeichnung
‚Henker’ tituliert, mir mit seinem Schwert den Kopf abschlägt!“
„Mit Vergnügen!“, rief Dhongoom und hieb Sunev das Haupt von den Schultern. Der Rumpf stürzte zu Boden, der Kopf rollte zwischen den Goldblöcken und blieb schließlich liegen.
Mergun glaubte, dort einen triumphierenden Zug zu erkennen, ein letztes, höhnisches Lachen. Sein Körper war bereits zu Asche zerfallen
– nur sein Kopf nicht. Das Gesicht erstarrte wie das geprägte Antlitz auf einer Münze ehe es dann schließlich zerfiel.
„Unser Werk ist getan, Mergun!“, sagte Dhongoom der Henker.
Aber Mergun und Lari sagten nichts.
Da hörten sie plötzlich ein gewaltiges Krachen und einen Schrei!
Tharno! Es war seine Stimme!
Sie rannten in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren. Und dann sahen sie, was passiert war: Tharno lag halb begraben unter einem der Goldblöcke. Noch bewegte er sich.
„Mergun!“, wimmerte er. „Ich habe nur … ver … versucht, ihn zu bewegen … ich … Ich habe ihn nur berührt, da stürzte er wie durch …
wie durch Magie bewegt auf mich …“ Seine Augen brachen.
„Seht!“, rief Lari. Sie berührte einen der Blöcke, worauf er wie von Zauberhand bewegt hinstürzte. Lari konnte allerdings ausweichen.
„Dies ist eine Menschenfalle“, sagte Dhongoom ergriffen.
„Nicht nur eine Falle für Menschen – auch Göttern vermag sie gefährlich zu werden“, ergänzte Mergun.
Und der Gott, der sich für etwas anderes als einen Gott hielt, dachte wieder an Sunevs triumphierend grinsenden Schädel, der jetzt irgendwo zwischen diesen Blöcken lag, und es schauderte ihn.
*
Irgendwo hinter den dichten Nebelschwaden, welche die Nebelburg umgaben, ging die Sonne auf, dämmerte der neue Tag herauf.
Langsam verebbte das Gemetzel in den Hallen und Gemächern der Götter. Noch hin und wieder hörte man den entsetzten Schrei eines Gottes oder eines Menschen. Dann schließlich, als die Sonne vollends aufgegangen war (was man von der Nebelburg aus des Nebels wegen natürlich nicht sehen konnte), war die Schlacht zu Ende; die Götter waren tot.
Eine Entwicklung, die bereits vor langer Zeit ihren Anfang genommen hatte, war zu Ende gegangen. Die Revolution war vorbei.
Mergun ging über den Burghof der Nebelburg und bei ihm war Lari.
„Hast du nun dein Ziel erreicht?“, fragte Lari. Sie deutete auf die Leichen, die man aus den Fenstern geworfen hatte. „Ist das jene Welt, von der du träumtest?“
„Die Götter mussten getötet werden. Und die Sterblichen, welche mir folgten, folgten mir freiwillig.“
Lari hielt Mergun bei den Schultern und ihre braunen Augen musterten ihn durchdringend.
„Zwei Götter sind noch am Leben, Mergun“, sagte sie. „Du und ich!“
EIN NACHSPIEL
Es war eine festlich gedeckte Tafel. An ihr saßen jene wenigen hundert Sterblichen, die die letzte Schlacht überlebt hatten.
An genau dieser Tafel in genau diesem riesenhaft anmutenden Saal hatten zuvor die Götter ihre Gelage abgehalten. Aber diese waren nun nicht mehr.
„Ich frage mich, wo Nerik ist“, sagte Mergun leise.
„In diesem Saal ist er jedenfalls nicht“, stellte Lari fest.
„Vielleicht ist er inzwischen seines Weges gezogen“, vermutete Tronar aus dem Mondland. „Man sagt dem Mann ohne Gedächtnis so allerhand seltsame Gewohnheiten nach.“
„Und Andur?“, fragte Mergun. „Wo ist der finstere Lord?“ Des Gottes Augen blickten im ganzen Saal herum, aber sie vermochten Lord Andur nicht zu finden.
„Er ist ebenfalls nicht mehr da“, erklärte Dhongoom der Henker.
„Ich sah ihn, wie er die Nebelburg
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