Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
wieder ein. ICH KANN NICHT! ICH KANN
NICHT! NEIN! NEIN!
DU MUSST!, war die simple Antwort der anderen Stimme. Wenn du es nicht tust, dann …
Ach was! Wer weiß, ob Nerik mich nicht bloß in eine Falle zu locken beabsichtigt? Haben Lari und ich nicht eine friedliche Zukunft verdient? Eine Zukunft in Glück und Freude?
Aber …
NEIN!
„Ich kann Euch diesen Gefallen nicht tun“, hörte er Lari sagen.
Ihre Stimme zitterte, als Neriks Augen sich in die ihren bohrten.
„Und ich ebenfalls nicht.“ In Merguns Stimme war kein bisschen Unsicherheit zu hören, aber in seinem Innern tobte ein Sturm von Emotionen. Und so, als müsse er sich für seine Entscheidung rechtfertigen oder gar entschuldigen, fügte er noch hinzu: „Es ist nicht eindeutig bewiesen, dass Eure eben dargelegte Theorie der Wahrheit entspricht!“
„Nun, wenn ihr nicht selbst das tun wollt, was getan werden muss, dann werde ich es tun!“
Diese Worte ließen Merguns Hand zum Schwertgriff schnellen.
„Wagt es ja nicht, unseren Gott zu berühren!“, riefen einige Sterbliche.
„Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, du Bastard, dann…!“
„Wehe dir!“
„Ergreift ihn!“
„Zieht ihm die Haut vom Leibe!“
„Kreuzigt ihn!“
„Stürzt ihn in den Burggraben!“
Mergun hörte jene schrecklichen Reden und mit einer Handbewegung gebot er ihnen zu schweigen. Murrend gehorchten seine Anhänger.
„Nerik und ich werden jetzt miteinander kämpfen – ehrlich und fair. Besiegt und tötet er mich, so befehle ich euch, dass Nerik kein Leid geschehen darf. Töte ich ihn aber, so darf mir kein Geschichtsschreiber später den Vorwurf machen, ich hätte meinen Freund erschlagen und ermordet! Er war es, der mich herausforderte!“ Nerik deutete auf Lari.
„Und was ist mit ihr?“
„Mit ihr werdet ihr hernach zu kämpfen haben.“ Nerik nickte.
„Das erscheint mir fair. Ihr seid zumindest fairer als jene Götter, die vor Euch von diesem verfluchten Berg aus regiert und geherrscht haben!“
„Wann soll der Kampf stattfinden?“, fragte Mergun.
„Jetzt und hier!“
„Wie Ihr wollt, Nerik!“
Und damit sprang Mergun über den Tisch, zog sein grünlich schimmerndes Schwert. Und auch Nerik zog sein Schwert.
„Ihr habt es nicht anders gewollt, Nerik“, sagte Mergun und stürmte mit hoch erhobener Klinge auf seinen Gegner zu. Ein wilder Kampf entbrannte, bei dem die Sterblichen den Atem anhielten.
Unbarmherzig schlug Mergun auf Nerik ein, aber dieser konnte jedes Mal geschickt die Hiebe des anderen abwehren.
Dann gelang es dem Mann ohne Gedächtnis sogar, Mergun um einige Schritt zurückzudrängen. Zeitweilig kam der Gott in regelrechte Bedrängnis. Er wusste, dass dies kein leichter Kampf werden würde.
Die Bewegungen der beiden Kämpfenden liefen derart schnell ab, dass die Sterblichen ihnen kaum zu folgen vermochten. Alles wirkte fast wie ein kunstvoller Tanz, ein kompliziertes Ballett.
Wieder wurde Mergun einen Schritt zurückgedrängt und er begann nun, jene unmenschliche Kraft zu erahnen, die in Nerik wohnte.
Beide kämpften sie in vollendeter Perfektion und es schien so, als könne niemand diesen Zweikampf gewinnen.
Einmal muss sein Arm erlahmen, dachte Mergun. Wer er auch immer ist – gegen die Kräfte eines Gottes kann er auf die Dauer nichts tun als sich ihnen zu ergeben!
Aber als Mergun in Neriks Augen schaute, da wusste er, dass der Mann ohne Gedächtnis nicht im Traum daran dachte aufzugeben.
Mergun bemerkte einen leichten Zug des Bedauerns im Gesicht des anderen.
„Warum musste es nur zu diesem Kampf kommen?“, keuchte Mergun.
„Warum?“ Nerik lachte. „Das fragt ausgerechnet Ihr?“
„Ja.“
„So will ich’s Euch sagen: weil Ihr zu uneinsichtig wart! Weil Ihr die Notwendigkeit Eures Todes nicht einsehen wolltet!“ Da schnellte Neriks Schwert vor und ritzte Merguns Unterarm.
Mit diesem schnellen Vorstoß hatte Mergun nicht gerechnet, und so zeigte er Verblüffung. Aber auch Schauder, denn ihm war so, als wäre durch die direkte Berührung mit der Klinge des anderen ein Teil seiner Kraft von ihm weg, durch Neriks Schwert in den Körper seines Gegners geflossen. Und Mergun wankte; Schwindelgefühle plagten für den Bruchteil eines Augenblicks den rebellierenden Gott. Aber dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Über sich sah er die drohende Klinge seines Gegners. Im letzten Moment gelang es ihm, sein eigenes Schwert herumzureißen und den Hieb des anderen abzuwehren. Aber da war die
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