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Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Titel: Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ein.
    „Kanntet Ihr einen Mann namens Nerik?“, fragte Luun jetzt. Ein eisiger Schauder jagte Mergun bei der Erwähnung dieses Namens über den Rücken.
    „Ja, ich kenne ihn.“
    „Er ist einer der Gründe, weshalb ich Euch wieder aufsuche, Mergun.“
    „Nerik?“
    „Ja.“
    „Was ist mit ihm?“
    „Ich weiß es nicht. Deshalb bin ich ja hier.“ Echte Sorge schimmerte in Luuns grauen Augen.
    „Hier?“, fragte Mergun.
    „Hier wurde er zuletzt gesehen! Hierhin führte auch sein letzter Weg. Aber er hat diesen Berg nicht mehr verlassen, das steht fest. Die seltsamsten und verrücktesten Gerüchte sind unter den Sterblichen im Umlauf. Wenn auch nur ein Bruchteil von dem, was sie sagen, wahr ist, so sieht es nicht gut um Nerik aus. Aber ich kann diesen schrecklichen Geschichten, die sich die Menschen abends an ihren Feuern zur gegenseitigen Erbauung erzählen, nicht so recht glauben.“ Luuns Augen waren wie spitze Dornen. Aber Mergun gelang es nicht, ihren Blicken zu entkommen. Etwas Magisches, etwas Übernatürliches ging von dieser grauen Gestalt aus und irgendwie faszinierte sie den Gott, der nicht wahrhaben wollte, dass er ein Gott war.
    „Ich möchte die Wahrheit erfahren, Mergun“, sagte er. Und seine Worte jagten Mergun kalte Schauder über den Rücken. Szenen der Vergangenheit wurden vor seinem geistigen Auge wieder gegenwärtig.
    Erneut sah er sich in jenem Kampf mit Nerik, sah er sich den Mann mit dem die Magie bekämpfenden Horn erschlagen.
    Verzweifelt versuchte der Gott, diese Bilder von sich zu schütteln, sie hinwegzuwischen. Aber es gelang ihm nicht. Sie kehrten immer wieder zurück.
    „Ich glaube“, sagte Luun, „dass ich ein Recht darauf habe, die Wahrheit zu erfahren, denn ich bin Neriks Vater.“ Natürlich hatte Luun ein Recht dazu. Und Mergun hatte nicht die Absicht, ihm dieses Recht vorzuenthalten.
    „Ich erschlug ihn“, sagte er leise. Luuns Züge blieben ruhig, gerade so, als hätte er im Grunde genommen nie etwas anderes als diese Worte erwartet. Aber Mergun spürte die tiefe Trauer, die in dem grauen Manne war.
    „Ihr, Mergun?“, fragte Luun in einem Ton, als breche für ihn eine Welt zusammen. „Wirklich, Mergun? Ihr wart es? Ihr, den ich meinen Freund nannte, dem ich zutiefst vertraute und dem ich das magische Feuer schenkte, um die Menschen zu befreien? Ist das wahr?“ Tiefe Erschütterung sprach aus diesen Worten.
    „Ja, es ist wahr, Luun.“
    „Ich bin enttäuscht von Euch …“
    „Ich hatte keine andere Wahl!“
    „Man hat immer eine andere Wahl!“
    „Nein!“
    „Oh doch, Mergun!“
    „Ich hatte nur die Wahl zwischen Leben und Tod.“
    „Ihr hattet auch die Wahl zwischen Sieg und Niederlage.“
    „Ich besiegte ihn in fairem Kampf. Und zu diesem Kampf forderte er mich auf.“
    „War dieser Kampf wirklich fair, Mergun?“
    „Fairer hat nie ein Gott gekämpft!“
    Luuns Blick schweifte umher und musterte die Umgebung. Der Mann in Grau schwieg eine sehr lange und für Mergun äußerst unangenehme Weile.
    „Führt mich an jenen Ort, Mergun, an dem Nerik starb.“ Diesen Wunsch konnte Mergun Luun nicht versagen.
    *
    Jener Saal, in dem Mergun einst Nerik erschlagen hatte, war seit langem nicht mehr benutzt worden. Dicker Staub lag auf den Tischen und Stühlen.
    „Hier also starb er“, sagte Luun.
    „Ja, so ist es“, erwiderte Mergun, weil er nichts Besseres wusste.
    „Hat er Euch vor seinem Tod noch etwas gesagt?“
     
    „Ja, er sagte mir …“ Mergun sprach nicht weiter. Nerik hatte damals allerhand geredet, was Mergun entweder nicht verstand oder was eindeutig Unfug war.
    „Was hat er gesagt?“
    „Er sagte, dass wir uns wiedersehen würden – ich und Nerik. Aber das kann natürlich nicht sein. Nerik ist tot, ich selbst erschlug ihn.
    Kein Mann kann zweimal sterben.“
    „Nerik ist schon tausendmal gestorben, mein Freund. Nicht nur zweimal.“
    „Das hat er mir auch gesagt. Aber das kann natürlich nicht sein.“
    „Nerik wird also von den Toten auferstehen“, stellte Luun fest.
    „Woher wisst Ihr das so sicher, Herr Luun?“
    „Hat er es Euch nicht selbst gesagt?“
    „Ja, aber …“
    „Was er gesagt hat, stimmt.“
    „Aber er ist tot!“, schrie Mergun. „Tot! Tot!“
    „Im Augenblick scheint es so, ja. Aber er wird von den Toten auferstehen – so wie viele andere auch auferstehen werden, die an diesem Kampf beteiligt waren.“
    „Wisst Ihr das sicher, Luun?“
    „So sicher wie dieser Tag zu Ende gehen wird, so sicher wie jeden

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