Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Falschheit dieses Systems sehr wohl erkannt hattet. Ich aber kämpfte gegen dieses System. Ich hegte keinen Hass gegen die Götter, weil ich wusste, dass auch sie lediglich Produkte jenes Systems waren, das diese Welt gefangen hält.
Ihr musstet scheitern, Mergun, weil Ihr nie eingesehen habt, dass nicht die Götter der Grund allen Übels waren, sondern das System, das sie erhielt. Ich aber musste scheitern, weil die Menschen dies ebenso wenig einsahen. Darin liegt unser beider Tragik.“ Dann, freudlos lächelnd: „Wir werden uns wiedersehen, Mergun …“
„Ihr werdet sterben“, stellte Mergun fest.
„Natürlich. Und das nicht zum ersten Mal, mein Freund! Ich bin schon mehr als tausend Tode gestorben …“
Seine Augen brachen und er sank zurück.
Seltsam, überlegte Mergun, das magische Feuer verschlingt seinen Leib nicht!
*
In der folgenden Zeit waren Mergun und Lari sehr glücklich. Die Sterblichen hatten allesamt die Nebelburg verlassen und nun lebten nur noch die beiden Götter hier. Die Waffen, die einst im magischen Feuer gehärtet worden waren, verloren mit der Zeit ihre besonderen Eigenschaften. Ihr grünliches Leuchten verschwand, die Macht des magischen Feuers wich von ihnen. Sie wurden wieder das, was sie einst gewesen waren: Werkzeuge des Tötens aus einfachem Holz und Stahl.
Aber Mergun fand dies gar nicht besonders schlimm.
„Dies wird ohnehin die letzte Revolution gewesen sein“, sagte er einmal zu Lari. „Und daher werden solche Waffen nie wieder Verwendung finden, denn das magische Feuer war einzig und allein zur Vernichtung von Göttern geschaffen.“
„Ja“, sagte Lari. „Ein neues Zeitalter ist angebrochen. Aber noch immer sind viele Rätsel des alten Zyklus ungelöst. Wer erschuf zum Beispiel das magische Feuer?“
Mergun zuckte mit den Schultern.
„Woher soll ich das wissen? Vielleicht erschuf Luun es. Vielleicht auch jemand anderes. Vielleicht wurde es von niemandem erschaffen, sondern war schon immer da oder ist auf natürliche Art und Weise von selbst entstanden. Wer kann das heute noch sagen?“
„Vielleicht könnte es Nekardion wissen. Ich war einmal dabei, als er behauptete, alle Geheimnisse dieser Welt zu kennen.“ Und so gingen jene Tage auf dem Uytrirran dahin. Sie vergingen schnell, aber Mergun und Lari hatten ja keinen Mangel an Zeit.
Der schreckliche Andur hatte sich schon seit langem nicht mehr auf dem Berg der Götter blicken lassen und Lari vermutete schon, der finstere Lord habe irgendwo den Tod gefunden. Aber Mergun wusste, dass dies nicht stimmen konnte. Doch auch er freute sich darüber, dass sie zurzeit von der Gesellschaft Andurs verschont geblieben worden waren.
Selten nur verließen die beiden Götter den Uytrirran und gingen in die Niederungen der Sterblichen, denn deren Anbetung ekelte sie beide an. So zogen sie sich immer mehr von der Welt zurück und lebten nur noch für sich selbst.
Da traf Mergun eines Tages eine graue Gestalt auf dem Burghof.
Es war Luun.
Zunächst erschrak der Gott etwas und Luun lächelte.
„Ich grüße Euch, Mergun.“ Mergun nickte.
„Seid willkommen bei uns, Herr Luun“, erwiderte der Gott, aber Luun schüttelte den Kopf.
„Ich weiß sehr genau, dass ich hier nicht willkommen bin, Mergun. Zu mir könnt Ihr ruhig ehrlich sein.“
„Aber …“
„Nie war ich an diesem Ort willkommen – wer auch immer dort geherrscht hat!“
„Wie Ihr wollt“, brummte Mergun finster. Als der Blick des grauen Mannes sich in seine Augen bohrte, erschauderte er vor der Macht, die in diesem unscheinbaren Mann verborgen lag.
Dann ließ Luun seinen Blick umherschweifen und sagte:
„Wie mir scheint, habt Ihr viel erreicht. Ihr seid das mächtigste Wesen dieser Welt!“
„Warum seid Ihr hier?“
„Ihr wart einst mein Freund – daher interessiert mich Euer Schicksal.“
„Wie liebenswürdig!“
„Seid Ihr mit dem zufrieden, was Ihr erreicht habt, Mergun?“
„Nun, die Revolution hat gesiegt, die Götter sind tot, die Menschen glücklich, ich habe eine Gefährtin, die ich liebe und ich kann in Ruhe und Frieden das tun, was ich will.“
„Seid Ihr zufrieden, Mergun? Ja oder nein?“
„Warum nicht? Ja, ich bin zufrieden mit dem Erreichten.“
„Zwei Götter leben aber noch, Mergun!“
„Ich und Lari. Das stimmt.“
„Nun ja, bald werden es wieder mehr werden …“
„Was?“ Die letzte Bemerkung Luuns hatte Mergun sichtlich erschreckt, aber der graue Mann ging nicht weiter darauf
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