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Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Titel: Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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letzten Mal eines Gottes Fuß diese Räume betreten hatte.
    Manche der Gemächer waren verwüstet. Auch diese Zerstörungen hatten in jener Nacht stattgefunden, da man die senilen, alten, dekadenten und selbstherrlichen (aber in gewisser Weise auch unschuldigen) Götter dahingeschlachtet hatte. Niemand hatte sich seither die Mühe gemacht aufzuräumen, instand zu setzen oder zu putzen. Alles war so geblieben, wie die wütenden Horden der Sterblichen es hinterlassen hatten.
    Dann schließlich gelangten sie in einen Raum, in dem allerlei Kriegsgerät herumlag. Schwerter, Lanzen, Schilde und vieles mehr. An einem Haken hing auch ein Horn. Es war Neriks Horn.
    Mergun nahm es von der Wand und reichte es Luun.
    „Hier“, sagte er, „macht damit, was ihr wollt. Euch steht es zu.“
    „Warum wollt Ihr es nicht behalten?“, fragte Luun.
    „Was kann es mir nützen? Nein, behaltet es ruhig.“
    „Dieses Horn birgt immense Kräfte, mein Freund.“
    „Ich weiß. Aber ich bin zu schwach, es zu blasen. Nerik war der Einzige, der dies konnte.“
    „Ich werde dieses Horn demjenigen zurückgeben, dem es gehört“, erklärte Luun.
    „Nerik?“
    „Ja, denn bald wird er wieder unter den Lebenden weilen.“
     
    „Nun, ich habe Euch ja gesagt, dass Ihr mit diesem Horn tun und lassen dürft, was Ihr wollt.“
    „Bedenkt, was Ihr sagt! Schließlich seid Ihr und Nerik in Feindschaft voneinander geschieden!“
    „Er war nie mein Feind. Höchstens mein Gegner.“
    „Wo liegt da der Unterschied, Mergun? Ich warne Euch!“
    „Vor wem? Vor Nerik? Er hat es einmal nicht vermocht, mich zu erschlagen, er wird es auch beim zweiten Mal nicht schaffen!“
    „Vor der Dummheit warne ich Euch, Mergun. Und vor Lord Andur. Dies sind die einzigen Feinde, die wir noch gemeinsam haben, ob Ihr es nun glauben wollt oder nicht! Oder ist es vielleicht doch schon nicht mehr ganz so, wie ich sagte? Habt Ihr Euch inzwischen nicht doch vielleicht die Dummheit zum Freunde gemacht?“
    „Wie meint Ihr das?“
    „Nun, weshalb wohl beten Euch die Sterblichen wohl an, mein Freund?“
    „Ich weiß es nicht …“
     
    „Aus zwei Gründen: Zum einen haben sie Angst, zum anderen sind sie dumm. Und wer ist an ihrer Dummheit schuld?“
    „Das System.“
    „Da habt Ihr recht. Und wer hat verhindert, dass dieses System zerbrochen wurde?“ Luuns Züge wurden ernst, aber nicht unfreundlich. „Denkt darüber nach, mein Freund. Und stellt Euch auch einmal die Frage, ob die Welt, wie sie jetzt besteht, Euren ursprünglichen Wünschen entspricht. Ihr wolltet eine Welt ohne Götter. Ist diese Welt ohne Götter?“
    „Nein“, musste Mergun zugeben. „Es gibt Götter.“ Diese Worte kamen nur sehr zögernd über Merguns Lippen. Er selbst hatte sich nie als Gott gefühlt. Aber er war einer. Verdammt, er war einer und spätestens jetzt musste er diese Tatsache vor sich selbst eingestehen.
    „Ihr wolltet eine Welt ohne eine Kreatur wie Lord Andur, nicht wahr? Ihr vermögt mich nicht zu täuschen, Mergun. Oder habt Ihr vergessen, dass ich die Fähigkeit habe, in Eure Seele zu blicken? Ist also nun diese Welt ohne ein Wesen wie Andur?“
     
    „Nein. Andur lebt.“
    „Ihr wolltet eine Welt ohne das alles beherrschende System. Ist jenes System verschwunden? Ist es hinweggefegt worden, wie es eigentlich sein sollte?“
    „Nein, es existiert noch immer.“
    Verdammt! Es hatte sich nichts geändert. Oder jedenfalls fast nichts. Alles sollte umsonst sein? Merguns Inneres sträubte sich gegen solche Gedanken. Sollten wirklich all die Toten umsonst gestorben sein? Hatte auch ihr Sieg keine Bedeutung?
    Sieg? Nein, die Revolution hatte nicht gesiegt. Sie hatte sich verraten. Mit einem Mal wurde Mergun dies alles klar. Spätestens an jener unüberbrückbar scheinenden Mauer, welche Andur mit Hilfe der Geister des Himmels errichtet hatte, war die Revolution verraten worden. Durch sich selbst. Und das war das Allerschlimmste.
    Sie hatten Lord Andur ihren Tribut gezollt, ihm sein Leben gelassen. Und damit hatten sie bereits eines der Hauptziele der Revolution aufgegeben.
     
    Schweigend schritten sie durch die vielen verkommenen Räume, um nach draußen zu gelangen. Da trafen sie in einem etwas weniger verrotteten Zimmer auf eine wohlbekannte Gestalt. Sie war rundlich und in ihrem Mund steckte eine kleine Pfeife. Man vermochte nicht recht zu bestimmen, ob es ein Drei- oder Vierfachkinn war, welches sein Gesicht untermauerte. Es war Sunev.
    Mergun erschrak zunächst

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