Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
etwas.
„Seid gegrüßt“, rief Luun ihm entgegen.
Sunev nickte dem Mann in Grau zu, aber sein Gesicht blieb mürrisch.
„Seid ebenfalls gegrüßt, Mann der vielen Namen und Gesichter.“ Als Sunevs Blick Mergun traf, verzog sich sein Mund zu einem zynischen Lächeln.
„Wie ich sehe, geht es Euch gut, Mergun. Das freut mich. Gute Gesundheit ist die Voraussetzung für Frohsinn, sagen die Sterblichen.
Und ihnen und ihren Zielen fühlt Ihr Euch ja wohl in besonderer Weise verbunden. Oder etwa nicht mehr?“
Wenn Sunev grinste, so wurden seine Augen zu dünnen, kaum mehr wahrnehmbaren Schlitzen. Unmöglich war es, das Weiß seiner Augäpfel oder die Farbe der Iris zu erkennen.
Mergun schwieg. Er hatte nicht die Absicht diesen Gott auch nur eines Wortes zu würdigen. Er war sein Feind. Auch jetzt noch, wo alles vorbei war.
„Ich werde Euch nun nicht länger stören, Freund Mergun“, meinte Luun mit einem rätselhaften Lächeln. Dann verschwand er, löste sich auf, wurde verschluckt von der Luft. Und mit ihm verschwand das Horn Neriks. Sunev schien sichtlich erleichtert zu sein. Er seufzte hörbar.
Mergun aber fühlte sich verlassen. Aus welchem Grund war der Mann in Grau gerade jetzt gegangen? Warum stand er ihm nicht bei in seinem bevorstehenden Kampf mit Sunev?
Denn das wusste Mergun: Der Gott des Reichtums durfte auf keinen Fall geduldet werden. Er musste sterben, wie er bereits viele Male gestorben zu sein schien.
Und wenn ich ihm hundertmal den Kopf vom Rumpf trennen muss, bis er endgültig stirbt!, durchfuhr es Mergun. Er muss weg!
Dann kamen Mergun seltsame Gedanken, die er am liebsten sofort verscheucht hätte. Aber das war nicht so einfach.
Willst du Sunev der Menschen wegen töten, die unter ihm zu leiden haben?, fragte eine Stimme in seinem Inneren. Oder aber tust du es nur, um deine eigenen Ziele zu erreichen? Tust du es vielleicht deshalb, weil du der einzige Gott auf dem Gipfel des Uytrirran bleiben willst?
Mergun erschrak vor seinen eigenen Gedanken. Aber das tat er ja nicht zum ersten Mal.
„Mergun, wir sollten unseren Hader vergessen“, drang Sunevs Stimme in seine Gedanken. Aber Merguns Gesicht veränderte sich kein bisschen. Er blieb teilnahmslos, zeigte nicht einmal durch eine winzige Reaktion, dass er dem Gott des Reichtums überhaupt zuhörte, seine Worte verstand. Aber innerlich berührte ihn der Vorschlag des anderen schon. „Warum sollten wir unsere Kräfte in einem sinnlosen Kleinkrieg verschwenden, mein Freund? Sind wir nicht in gewisser Weise Brüder, Mergun, und sollten wir uns nicht auch danach verhalten?“
„Brüder?“, fragte Mergun. Zynismus war in seinen Worten. „Ich soll dich behandeln, als wärst du mein Bruder?“ Er lächelte traurig.
„Ich habe dich bereits einmal getötet. Und ich werde dich immer wieder umbringen. Eines Tages wirst du dann endgültig tot und vergessen sein. Und mit dir alle anderen Götter!“
„So dass du dann als einziger Gott übrig bleibst und alle Macht in den Händen hältst, nicht wahr? Allenfalls würdest du dazu bereit sein, deine Macht mit Lari zu teilen.“ Sein Blick wirkte jetzt spöttisch. „Oh, Mergun, wie dumm du doch noch immer bist! Wie wenig du doch von der Welt und dem, was in ihr passiert, verstanden hast! Ich hatte gehofft, die vergangenen Ereignisse hätten dich einiges gelehrt.“ Sunevs fettes, dreiäugiges Gesicht nahm nun Züge an, die Mergun als widerwärtig empfand. „Oh, Mergun, glaubst du vielleicht, dass du der erste wärst, der diesen Traum von der totalen Macht geträumt hat?
Viele Götter haben versucht, sich zum einzigen, alleinherrschenden Gott zu machen. Und alle sind sie gescheitert. Auch du wirst scheitern.“ Sunev trat näher und legte Mergun eine seiner fetten Hände auf die Schulter. „Beide sind wir Götter, Mergun. Die Götter eines neuen Zeitalters, eines neuen Zyklus der Geschichte. Vielleicht wird es uns diesmal endlich gelingen, den Ewigen Kreis zu durchbrechen, den die Geschichte bildet, um die Herrschaft der Götter auf ewig zu festigen. Wir haben das Recht, über diese Erde zu herrschen, Mergun!
Und dieses Recht sollten wir uns auf keinen Fall dadurch gefährden, dass wir in gegenseitigem Hader sind!“
„Was für ein Recht ist es denn, auf das wir Götter uns berufen können, Sunev? Ist es nicht lediglich das Recht des Stärkeren?“
„Ist das Recht des Stärkeren nicht auch ein Recht, Mergun? Es ist ein gutes Recht und es wird von fast allen anerkannt: Menschen wie
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