Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
das wissen? Woher dein plötzlicher Sinneswandel?" Sie lachte.
"Ychkr führt uns in dieses Land. Und er ist ein Gott. Müsste er es nicht wissen?"
"Vielleicht."
"Die Götter sind vollkommen und allwissend." Aber Edro schüttelte den Kopf.
"War Retned vielleicht vollkommen? Oder allwissend?"
*
Am dritten Tag erreichten sie einen unbewaldeten Hügel, auf dem ein einsamer, düsterer Turm stand. Er war krumm und etwas magisches ging von ihm aus.
Ychkr blieb plötzlich stehen.
"Dieser Turm stellt ein Tor da!", erklärte er.
"Ein Tor?", erkundigte sich Edro.
"Ein Tor, Sterblicher, ganz recht. Ein Tor nach Elfénia. Elfénia befindet sich in einer anderen Dimension und wer diesen Turm betritt, vermag dort hin zu gelangen."
"Meine Katze, sie ist nicht mehr da!", rief Lakyr nun. Auf seinem Gesicht stand eine Spur von Angst. "Ich muss sie suchen!"
"Das geht nicht, Sterblicher!", fauchte Ychkr.
"Warum sollte dies nicht gehen?"
"Weil das Tor nach Elfénia jetzt offen ist. Aber es beginnt sich bereits wieder zu schließen!"
"Meine Katze muss ich wiederfinden!", beharrte Lakyr stoisch.
"Ihr habt die Wahl: Entweder Ihr sucht Eure kleine Freundin oder aber Ihr gelangt nach Elfénia, dem Land, nach dem Ihr Euch Euer Leben lang sehnen werdet!"
Lakyrs Züge wurden hart.
"Diese Katze ist vielleicht das einzige Wesen, das ich je wirklich geliebt habe. Ich kann sie in keinem Fall zurücklassen!" Ychkrs vier Augen glühten gefährlich und drohend. Ein gewalttätiges Feuer loderte in ihnen.
"Dann geht! Geht doch, wenn Ihr wollt und sucht dieses Katzentier! Aber ich prophezeie es Euch schon jetzt: Ihr werdet bitter bereuen, das sage ich Euch!" Damit wandte sich der zornige Gott ab und stieg den Hügel hinauf. Edro reichte Lakyr zum Abschied die Hand.
"Seid wachsam, Edro, seid wachsam. Irgendetwas gefällt mir an diesem Gott nicht. Ich weiß nicht, was es ist, denn ich hatte vorher noch nie mit den Göttern zu tun, aber mein Gefühl warnt mich und es hat mich selten betrogen!"
"Ich werde aufpassen", versprach der Dakorier.
"Lebt wohl, Edro!"
"Lebt wohl!"
*
Dann erreichten sie endlich den alten, verfallenen Turm. Wolken waren jetzt aufgezogen und verdunkelten wie große, schwarze Raubvögel den Himmel. Kein Luftzug regte sich.
Ein Tor befand sich in dem Turm. Es sah alt und verfallen aus, genau wie der Turm selbst, aber ein seltsames Leuchten umrahmte es.
Der eisige Hauch einer anderen Welt, einer anderen Dimension.
Ein Hauch von Elfénia wehte ihnen aus dem Tor entgegen. Es war ein eiskalter Hauch und er ließ die Gefährten frösteln. Selbst Ychkr schien ein Schauder über den Rücken zu laufen, als er jenes spürte.
Einen Moment lang stand der senile, schon totgeglaubte Gott da und tat überhaupt nichts.
Dann wandte er sich den Sterblichen zu, denen er versprochen hatte, sie nach Elfénia zu führen.
Kein Feuer brannte nun in seinen Augen. Sie waren kalt und ausdruckslos.
"Habt Ihr jenes Elfénia, das sich hinter diesem Tor in einer anderen Dimension verbirgt bereits gesehen, Herr Ychkr?", fragte Edro in einem vielleicht etwas herausforderndem Ton. Ychkr lachte sein wahnsinniges Lachen.
"Oh, schon viele hundertmal war ich dort, zu Zeiten, da man noch zu mir betete. Tausende von Sterblichen brachte ich in jenes Land.
Auch Euch bringe ich nun hier her."
"Wenn dieses Land so schön ist, warum seid Ihr dann nicht dort geblieben?", erkundigte sich Edro. Ychkr lachte.
"Elfénia ist kein Ort für Götter." Dann deutete er auf das nur noch schwach leuchtende Tor.
"Wir müssen uns beeilen! Das Tor schließt sich und dann dauert es sehr lange, bis es sich wieder öffnet! Geht! Geht hindurch." Wieder schlug Edro der eisige Hauch ins Gesicht und er zögerte. Er wechselte einen unsicheren Blick mit Kiria.
"Geht!", krächzte Ychkr. Und sie gingen schließlich.
Um sie herum war absolutes Chaos und absolute Kälte. Es war Edro unmöglich, zu bestimmen, was oben, was unten, was rechts, was links war. Irgendwo sah er Kiria. Seltsam, er sah sie von allen Seiten zugleich! Dann spürte er wieder festen Boden unter den Füßen. Aber dieser Boden war kalt und rau.
Erst nach einer Weile bemerkte Edro, dass er sich auf einer steinernen Straße befand.
Der Himmel über ihnen war bewölkt und düster. Nirgends war die Sonne zu sehen.
"Dies ist also Elfénia", stellte Randir fest, aber es gelang dem Elfen offenbar nicht, Freude darüber zu empfinden.
"Ja, dies ist Elfénia, das Land, in dem Träume in Erfüllung gehen",
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