Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Nur eines braucht Ihr dafür zu tun: Ihr müsst mich anbeten und mich verehren!"
Wahnsinn und Verzweiflung sprachen aus der Stimme des senilen Gottes und seine drei Arme schwenkte er wild umher.
"Wie viel ist das Wort eines Gottes schon wert?", fragte Mergun etwas geringschätzig. Die vier Augen Ychkrs loderten unbeherrscht, aber es war nicht Wut oder Zorn - es war viel mehr Verzweiflung.
"Was wisst Ihr schon von uns Göttern?", rief Ychkr verächtlich zu Mergun. Der Mann von der Wolfsinsel antwortete nicht.
"Wie ist es, Ychkr? Kannst du uns in ein Land führen, das man unter dem Namen Elfénia kennt?", fragte Randir, der Elf aus Maland.
Der seltsam verzogene Mund Ychkrs verzog sich noch mehr. Es war die Karikatur eines Lächelns, was die Gefährten auf seinen Lippen sehen konnten.
"Habe ich Euch nicht gesagt, dass ich Euch überall hin bringen kann?"
"Auch nach Elfénia?", fragte Lakyr nochmals, denn er merkte, dass Ychkr seiner Frage ausweichen wollte. Der Gott zögerte einige Augenblicke, ehe er mühsam hervorbrachte: "Ja!" Er sagte es so, als koste es ihn große Mühe und Überwindung.
"Ja, ich werde Euch nach Elfénia bringen. Aber Ihr müsst mich dafür anbeten!" Ein gieriges Verlangen sprach aus Ychkrs Worten. Ein Verlangen nach Leben.
"Sollen wir ihm folgen?", fragte Kiria unsicher. Sie wusste offenbar nicht so recht, was sie von Ychkr zu halten hatte. Edro beschlich ein leichter Schauder. Ihm war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dieses Monstrum anzubeten. Aber er schwieg vorerst.
"Eines weiß ich, Freunde. Ich werde diesem Monstrum nicht folgen!", rief Mergun wütend aus. Seine Hand war die ganze Zeit über am Schwertgriff, obwohl er wusste, dass man mit dem Schwert nicht gegen einen Gott zu Felde ziehen konnte.
"Warum sollen wir ihm nicht folgen?", fragte Randir. "Ychkr weiß offenbar, wie Elfénia zu finden ist. Wenn Euch Euer Ziel wichtig ist, Herr Mergun, dann folgt ihr ihm, so wie ich es zu tun gedenke. Und der Preis, den er verlangt, ist nicht hoch!"
"Darüber lässt sich streiten", brummte Lakyr.
"Ich glaube, es gibt keinen anderen Weg: Wir müssen Ychkrs Angebot annehmen, wenn wir jemals Elfénia erreichen wollen - auch wenn mir bei der Sache nicht wohl ist", knurrte Edro düster.
"Wenn ich eines im Leben gelernt habe, dann dieses: Traue den Göttern nicht. Sie versprechen dir alles und geben nichts! So sind sie, ich habe es selbst erlebt", erwiderte Mergun an Edro gewandt.
Ychkr hörte der Unterhaltung interessiert zu. Seine vier Augen wandten sich an Edro und der Dakorier erstarrte förmlich unter dem Blick des Gottes.
"Hört nicht auf Euren Gefährten. Was er gesagt hat, ist nichts als Lüge!"
"Beweise mir das, großmäuliger Gott!", schleuderte Edro ihm daraufhin entgegen.
Ychkr schwieg.
"Ich werde Ychkr also folgen!" erklärte der Dakorier dann.
"Und ich ebenfalls", sagte Kiria.
"Ich auch", sagte Randir. Mergun musterte düster die anderen. Er wandte sich an Lakyr mit seiner zweiköpfigen Katze.
"Geht Ihr ebenfalls?", fragte er unwirsch. Der Thorkyraner nickte leicht.
"Es gibt keinen anderen Weg, auch wenn dieser gefährlich sein mag", seufzte er, wobei er seiner Katze das Fell kraulte. Mergun blickte noch einmal von einem zum anderen.
"Dann endet unsere gemeinsame Reise hier. Ich werde diesem Gott nicht folgen - selbst wenn ich wüsste, dass er mich tatsächlich nach Elfénia bringt!" Dann verabschiedete der Nordländer sich kurz und ging. Irgendwo zwischen den laublosen Bäumen verschwand er.
*
Täglich mussten die Gefährten Ychkr die Füße küssen und dreimal laut rufen: "Ich bete dich an, Ychkr!" Edro fand das nicht zu viel verlangt, obwohl er den Sinn dieses Rituals nicht verstand.
Jedesmal, wenn einer von ihnen jenen kurzen Satz rief, begannen Ychkrs Augen seltsam zu funkeln.
Schweigend folgten sie ihm durch den laublosen Wald, der scheinbar tot vor ihnen lag.
Wegen ihres Proviantes brauchten sie sich keine Sorgen zu machen. Wenn etwas fehlte, so hexte Ychkr es herbei. Aber Edro war misstrauisch. Ihm war nicht wohl bei der ganzen Sache, obwohl er doch jeden Grund dazu gehabt hätte, zuversichtlich zu sein.
Schließlich führte sie Ychkr ja zu ihrem Ziel! Nach Elfénia, dem Land in dem Träume in Erfüllung gehen. Aber tief in Edros Innern machte sich Unbehagen breit.
Einige Tage lang gingen sie weiter nach Nordosten. Kiria strahlte Edro an.
"Ich habe mich geirrt, Liebster. Es gibt Elfénia doch!" Edro sah sie überrascht an.
"Woher willst du
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