Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
und er wusste sehr bald nicht mehr genau, wo er sich eigentlich befand.
Und dann sah er das Buch!
Es lag auf einem steinernen Felsaltar, in den in einer längst vergessenen Sprache eine Inschrift eingemeißelt worden war. Es verschlug dem Dakorier fast den Atem, als er das Buch sah. Ein seltsames Symbol war auf den Einband aufgestickt. Es war ein Gesicht mit geschlossenen Augen. Es war das Gesicht eines Toten, so kam es Edro vor.
"Lies in dem Buch, so lange du willst, Sterblicher! Ich glaube nicht, dass ein Leben dazu ausreicht, die Weisheit zu verstehen, die in diesem Buch verborgen liegt! Nicht einmal die Götter könnten so etwas in der ihnen gegebenen Lebensspanne vollbringen! Aber wenn es dir Freude macht,dann lies es!", sagte einer der Götter.
Ein seltsamer Schauer durchlief seinen Körper, als er den Einband des `Buches der Götter` berührte. Aber er zögerte etwas mit dem Aufschlagen der ersten Seite.
Warum?
Hatte er Angst davor, enttäuscht zu werden?
Als er das Buch dann aufschlug, sah er, dass es in einer alten, längst vergessenen Sprache geschrieben war.
Edro konnte sie nicht lesen. Er wandte sich verzweifelt an die um ihn herum stehenden Götter.
"Versteht Ihr die Sprache und könnt Ihr die Schrift lesen, in der dieses Buch geschrieben ist?", fragte er traurig. Aber die Götter schüttelten allesamt den Kopf.
"Wir verstehen jene Sprache nicht mehr. Wir haben sie verlernt!", sagte jemand.
"Aber..." Edro vermochte es kaum zu fassen. Hilflos schlug er das offene Buch wieder zu und wandte sich um.
"Aber, das darf doch nicht wahr sein! Ihr selbst habt doch dieses Buch geschrieben, ihr Götter! Warum versteht ihr es dann nicht?"
"Es ist lange her, seitdem wir dieses Buch schrieben", erklärte einer der Götter.
Edros Reise war umsonst gewesen. Sie hatte ihn seinem Ziel nicht ein Stück näher gebracht.
"Es darf doch nicht wahr sein!", flüsterte Edro nochmals.
"Vielleicht können wir dir helfen", sagte da ein Wesen, das zum größten Teil einer menschlichen Frau glich. Allerdings wuchsen aus ihren Achselhöhlen zwei schleimige und gefährlich aussehende Schlangenhälse, die mit je einem kleinen, gierigen Kopf endeten.
"Du suchst Elfénia, nicht wahr?", fragte sie und ihre Stimme klang süßlich und schön.
Edro horchte auf und sah ihr in die Augen. Aber er sah nur die toten Augen eines Gottes.
"Wie willst du mir helfen?"
"Wir Götter vermögen viel", erklärte ein anderer Sprecher. Es handelte sich um ein seltsames, mehrköpfiges Echsenwesen.
"Wir vermögen es, dich nach Elfénia zu bringen!" Das war wieder die Stimme der Frau mit den Schlangenarmen.
Ein kalter Schauder lief Edro über den Rücken. Er erinnerte sich jenes schrecklichen Landes, in das Ychkr ihn geführt hatte und in dem er Kiria erschlagen hatte.
Nein, nie wieder wollte er einem Gott folgen - was er ihm auch versprach. Denn die Götter waren, soviel wusste er jetzt aus eigener Erfahrung, egoistisch und unehrlich.
Sie waren es auf keinen Fall wert, dass man ihnen sein Vertrauen schenkte.
Abschätzend und kühl beobachtete er die Göttin mit den Schlangenarmen.
"Ich danke für das Angebot, aber ich glaube, ich muss dieses Land alleine finden", erklärte er dann, sichtlich darum bemüht ein Mindestmaß an Höflichkeit und Fassung zu bewahren.
"Die Götter treten den Sterblichen nicht oft von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Und noch seltener kommt es vor, dass sie ihnen direkte Angebote unterbreiten", erwiderte hierauf die Göttin. Ihre Augen funkelten gefährlich. In gewisser Weise erinnerten sie den Dakorier an die glühenden Kohlen, welche in den Augenhöhlen von Lakyrs zweiköpfiger Katze geglüht hatten.
"Ich glaube, du weißt die Ehre, die dir zuteil wird, nicht zu schätzen", stellte die Göttin dann in der überheblichen Weise der Götter fest.
"Ich hatte in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Göttern. Ich habe viel gelernt, was die Natur von ihnen anbelangt...`
"Elfénia: Ich kenne dieses Land! Die Erfüllung seiner Träume erwartet denjenigen, der dieses verborgene Land findet! Und diese Erfüllung kannst du haben, Sterblicher! Und zwar fast umsonst!" Die Augen der Göttin blitzten jetzt hungrig. Sie wirkte jetzt schon fast wie ein Raubtier, dass sich bereit machte, eine Antilope zu reißen. Nicht mehr Überheblichkeit prägte sie, sondern ein seltsamer, düsterer Hunger. Ein Hunger nach angebetet werden!
"Bete mich an, und ich schenke dir all dies und noch viel mehr!
Ich werde dir
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