Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
geschrieben, die nicht einmal mehr die Götter zu verstehen vermochten! Ich bin um die halbe Welt gereist und bin meinem Ziel nicht einen Zentimeter näher gekommen! Ich glaube fast, ich werde Elfénia nie finden, jenes Land in dem die Träume in Erfüllung gehen und wo man angeblich den Sinn des Lebens finden kann! Vielleicht gibt es auch dieses Land gar nicht und ich bin die ganze Zeit über nur einer Lüge aufgesessen!"
Edro seufzte und führte den Weinkelch zum Mund.
"Das Leben ist verrückt", brummte er leise und seine grünen Augen wurden noch trauriger, als sie ohnehin schon waren. Seine Züge verdüsterten sich merklich und Roso schien etwas zu erschrecken.
"Ich verstehe Euch gut, Herr Edro", sagte er schließlich.
"Wirklich? Ich bezweifle es."
"Zweifelt woran Ihr wollt, das geht mich nichts an, aber vielleicht kann ich Euch helfen."
Edro stieß ein humorloses Lachen aus.
"Ihr und mir helfen? dass ich nicht lache, Herr Roso! Wie solltet Ihr mir helfen?"
"Nun, nicht ich direkt, sondern... Nun, ich wüsste jemandem, der Euch aus Eurer verzweifelten Lage herausholen könnte."
"Könnte dieser jemand mir den Weg nach Elfénia zeigen, dem Elfénia, das ich suche?"
Roso zuckte mit den Schultern.
"Ich will Euch einiges über jenes Wesen erzählen, das ich soeben erwähnte. Dann werdet Ihr vielleicht verständiger sein."
Edro nickte.
"Fangt von mir aus an, Roso!"
"Ich spreche von einer Blume."
Eine Blume? Edro schüttelte den Kopf. Was sollte er mit einer Blume? Aber er unterbrach Roso nicht.
"Es handelt sich um eine ganz besondere Blume. Um eine Schwarze Blume. Sie ist schwarz und vermag sich mit den Menschen zu unterhalten!"
"Eine seltsame Blume", fand Edro.
"Das stimmt. Aber dennoch ist sie es wert, dass man ihr vertraut.
Vielen verzweifelten Menschen hat diese Blume schon geholfen! Und viele von ihnen habe ich zu ihr geschickt."
"Auf welche Weise könnte sie mir helfen?"
"Es ist besser, wenn sie es Euch selbst!" Edro zuckte mit den Schultern.
"Das mag schon sein", brummte er düster. Er winkte den Wirt herbei, der ihm nachschenken musste. Mit einem Zug leerte er den Krug und sah Roso traurig an.
Roso hatte schon viele traurige Augenpaare gesehen - hier, an der gleichen Stelle, wo Edro nun saß. Aber die grünen Augen des Mannes aus dem fernen Dakor waren bei weitem die traurigsten. Wie viele Wunder und Schrecken sie schon gesehen haben mochten...
"Wo wächst die Schwarze Blume?", fragte er Roso dann. Ein Schimmer von Hoffnung glänzte in seinen Augen, aber es konnte auch sein, dass Roso sich dies nur einbildete.
"Im Garten der weinenden Seelen!"
Edro zuckte bei diesem Namen zusammen. Der Garten der weinenden Seelen...
Er hatte diesen Namen zwar noch nie gehört, aber er klang doch seltsam vertraut. Ein kalter Schauder lief ihm über den Rücken, als er bemerkte: "Kein besonders schöner Name!"
Aber Roso zuckte nur mit den Schultern.
"Was ist schon ein Name? Und was ist schon ein Garten? Auf die Blume kommt es an, die Schwarze Blume!"
"Ich bin schon seit drei Wochen hier in Rolsur, aber noch nie hat mir gegenüber jemand jenen Namen erwähnt: Garten der weinenden Seelen!"
"Die Rolsurer fürchten sich vor diesem Ort und meiden ihn. Sie fürchten auch die Schwarze Blume, obwohl sie sie doch so gut wie keine andere von ihren Sorgen befreien könnte! Aber die Menschen sind nun einmal von Natur aus dumm!"
"Beschreibt mir bitte die Lage jenes Gartens! Bitte!"
Roso lächelte. Und dann beschrieb er Edro in allen Einzelheiten der Weg zu jenem seltsamen Garten, in dem die Schwarze Blume wuchs.
Als Roso geendet hatte, erhob sich Edro wortlos und eilte hinaus in die Finsternis der Nacht.
*
Wie ein schwarzer Schatten hatte Edro die Straßen der Stadt durcheilt. Und nur die Schwärze der Nacht umgab ihn. Es war eine ungewöhnlich finstere Nacht. Mond und Sterne waren durch Wolken verdeckt und kein Lichtstrahl drang zur Erde. Schließlich hatte Edro den geheimnisvollen Garten der weinenden Seelen erreicht.
Ein schwarzer, düsterer Zaun umgab ihn und das Tor wirkte massiv und fest, doch als Edro es berührte, öffnete es sich von selbst.
Ein Schauder erfasste ihn, als er die seltsamen, knorrigen und sicherlich uralten Bäume sah. Ein kalter Wind bewegte ihre Zweige und das Rascheln der Blätter war wie das Flüstern des Todes.
Seltsame, schwarze Geschöpfe sah Edro auf den Ästen der Bäume umherschnellen, aber sie waren zu schnell, als das er hätte erkennen können, um was für
Weitere Kostenlose Bücher