Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
führte. Er sah nur, dass er nach oben ging.
Immer kälter wurde es und manchmal setzten sogar heftige Schneegestöber ein.
Nirgends waren noch Tiere zu sehen. Irgendwie schienen sie diesen Berg zu meiden.
Spürten sie das Unheil, das von diesem Ort ausging?
Immer wenn Edro zu Gipfel spähte und einen Moment lang im Klettern innehielt, packte ihn kalter Schauder.
Sein Weg wurde immer gefährlicher und schmaler.
Oft musste er Felswände überwinden, die ebenso steil wie die Wände eines Hauses waren.
Des Nachts fand er immer nur schwer Brennholz für sein Feuer, denn in dieser Gegend gab es nur noch sehr vereinzelt Bäume und Büsche. Schön früh am Morgen weckte ihn jedesmals die beißende Kälte und der unbarmherzige Wind auf.
Bald kam er in Höhen, wo absolut kein Pflanzenwuchs mehr existierte. Die Kälte tötete alles.
Oft steckte Edro jetzt bis zu den Hüften im Schnee und nicht selten sah er gefährliche, todbringende Schneelawinen hinab ins Tal stürzen. Sie besaßen eine Gewalt, die sich selbst der Vorstellungskraft der Götter entziehen musste!
Aber Edro ging weiter. Irgendwo hier oben mussten die Götter dieser Welt hausen! Irgendwo hier oben vollbrachten sie ihr düsteres, menschenfeindliches Werk.
*
Und dann erreichte er schließlich den schneebedeckten und von weißen Nebeln umgebenen Gipfel des Uytrirran.
Aber nirgends waren die Götter zu sehen.
Der Wind, der ihn weiter unten so gepeinigt hatte, blies hier oben nicht.
Etwas enttäuscht blickte er auf den Weg hinab, den er gekommen war.
Er sah seine eigenen Spuren im Schnee. Und Nebelschwaden.
"Götter, wo seid Ihr?", rief er aus. "Wo seid Ihr?" Hatte man ihn am Ende betrogen? Existierten hier oben überhaupt keine Götter?
"Kommt hervor, Ihr Götter, wenn es euch gibt!", schrie der Dakorier dann. Er war nahe daran, zu resignieren, da hörte er plötzlich Stimmen.
Es waren seltsame Stimmen. Auf jeden Fall nicht die Stimmen von Menschen, das spürte Edro sofort.
Diese Stimmen waren zänkisch und gemein, hinterhältig und überheblich. Es hätten die Stimmen von sich streitenden Kindern sein können. Und Edro lauschte den Geistern, die da sprachen: "Ein Mensch!"
"Ein Sterblicher!"
"Wie kommt er hier her?"
"Was will er hier?"
"Er könnte gefährlich sein!"
Edro blickte in den Nebel. Aber er konnte niemanden erkennen.
Auch konnte er unmöglich bestimmen, aus welcher Richtung die Stimmen kamen.
"Wer seid Ihr?", rief Edro herausfordernd.
"Für wen hältst du uns?", antwortete ihm eine dieser Stimmen mit einer Gegenfrage.
Nun traten einige Gestalten aus dem Nebel. Sie kamen von überall her. Tiermenschen waren unter ihnen, aber auch Wesen, die sich in keiner Weise von gewöhnlichen Sterblichen unterschieden.
Der Dakorier fühlte sich an einen seiner Träume erinnert.
"Seid Ihr Götter?", fragte er.
"Hältst du uns für Götter?"
Edro überlegte einen Moment lang. Wer sollte außer den Göttern hier auf diesem einsamen Gipfel leben?
"Ja, ich halte Euch für Götter!"
"Dann sind wir auch welche!"
Die Antworten seiner Gegenüber verwirrten den suchenden Wanderer etwas. Was mochten die Götter wohl mit diesen Worten gemeint haben?
Aber Euro beschloss, sich nicht weiter darüber den Kopf zu zerbrechen. Es gab Wichtigeres. Seine Gedanken kehrten zum eigentlichen Grund seines Hierseins zurück.
"Warum bestiegst du diesen Berg?", fragte einer der Götter.
"Was willst du von uns?", fragte eine andere Stimme.
Edros Blick wanderte von einem zum anderen. Es waren seltsame Gesichter, in die der Dakorier schaute. Sie waren schön und hässlich, liebend und hassend, überheblich und unterwürfig zugleich.
"Es gibt ein Buch", erklärte Edro dann. "Ihr Götter habt es geschrieben - vor langer Zeit. Wo ist dieses Buch?"
Misstrauische Blicke wurden getauscht.
"Was hast du mit jenem Buch vor?"
"Ich bin auf der Suche nach einem Land mit Namen Elfénia. Und ich habe gehört, dass in diesem Buch der Weg in jenes Land beschrieben ist."
Einige Momente des Schweigens folgten. Dann sagte einer der Götter: "Du magst in dem Buch lesen. Aber wisse, dass es uns sehr wertvoll ist!"
"Wo ist es?" Edros Inneres war voller Erwartung. Endlich schien es so, als sollte er endlich einen Weg nach Elfénia finden. Die Reise zum Berg der Götter hatte sich gelohnt!
"Folge mir", sagte der Gott, wobei er Edro mit einem seiner acht Tentakel herbeiwinkte.
Etwas zögernd kam Edro der Aufforderung nach.
Die Götter führten ihn durch den Nebel
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