Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
besonders weit von Rolsur entfernt, aber das war im Augenblick nicht so wichtig.
Hauptsache, er ließ diese scheußliche Stadt endlich hinter sich.
"Wollt Ihr noch mitfahren, Herr? Wir laufen nämlich gleich aus!"
Edro nickte. "Was kostet die Fahrt nach Balan?"
"Das macht mit Kapitän Jakad ab! Ich hole ihn!"
Wenig später erschien der Kapitän. Er war schon etwas älter und sicherlich schon viel in der Welt herumgekommen.
Sie wurden sich schnell einig und Edro ging an Bord.
Es war noch früh am Tage und die Stadt begann erst zu erwachen, als das Schiff dann auslief. Es trug den Namen LARA KARWING, was in der Ostsprache das Wort für `Fliegender Fisch` war.
Edro stand am Heck und schaute auf Rolsur zurück. Da sah er am Kai eine schreiende Gestalt. Sie war so schwarz wie ein Schatten und kein Sonnenstrahl vermochte es, sie zu erhellen.
Es war der Düstere. Er schrie und schwenkte eine Waffe in der Hand.
Ein Schwert!
Nun, so dachte Edro, wird er mich nicht mehr erreichen können!
*
In den ersten Stunden an Bord der LARA KARWING hatte Edro kaum Gelegenheit dazu gehabt, die anderen Passagiere zu sehen. Dies holte er nun nach und er fand sie allesamt ziemlich seltsam. Aber passte er nicht recht gut zu ihnen? War nicht auch er äußerst seltsam?
Schließlich warf er keinen Schatten.
Die meisten der anderen Passagiere hielten sich wie Edro an Deck auf und blickten hinaus in die unendliche Weite des Meeres. Andere wiederum zeigten sich überhaupt nicht in der Öffentlichkeit, sondern zogen es vor, sich in ihren Kabinen zu verstecken.
Der Mann, der jetzt neben Edro an der Reling stand, trug eine eiserne Maske. Nur seine Augen waren zu sehen und diese zeugten von Wahnsinn und Angst und Gewalt.
"Wo ist Euer Reiseziel, mein Herr?", fragte der Maskenträger plötzlich an Edro gewandt. Bis jetzt hatte niemand ein Wort gesagt ( mit Ausnahme des Kapitäns und der Besatzung, die unermüdlich versuchten die Reisenden in Gespräche zu verwickeln, womit sie allerdings nicht besonders viel Glück hatten).
"Ich fahre nach Balan", erklärte Edro wahrheitsgemäß. Er versucht den schrecklichen Augen des Maskenträgers auszuweichen.
"Und wohin wollt Ihr?", fragte dann der Dakorier zurück.
"Ich fahre auch nach Balan."
Edro lachte plötzlich grundlos. War es nicht eigentlich logisch, dass alle, die sich hier auf diesem Schiff befanden, Balan zum Ziel hatten. Schließlich fuhr dieses Schiff ja dorthin.
"Was wollt Ihr in Balan?", fragte nun der Maskenträger.
Edro zuckte mit den Schultern.
"Eigentlich weiß ich gar nicht so richtig, was ich dort will. Balan ist auch nicht das wirkliche Ziel meiner Reise."
"Nein?"
"Nein. Man könnte sagen, Balan ist nur eine Station auf dieser Reise, zu der ich vielleicht mein ganzes Leben brauchen werde!" Der Maskenträger nickte leicht.
"Und was ist, wenn ich fragen darf, das wirkliche Ziel Eurer Reise?"
"Ein Land, in dem Träume in Erfüllung gehen und der Sinn des Lebens zu finden ist. Es heißt Elfénia, aber es hat auch andere Namen."
"Es muss ein sehr schönes Land sein."
Edro zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass ich es suchen muss."
"Ihr wisst nicht, wo es liegt?"
"Nein."
"Aber Ihr seid überzeugt davon, dass es existiert?"
"Ich hoffe es."
"Und was wird, wenn es nicht existiert?" Edros Züge verdüsterten sich merklich.
"Kennt Ihr die Schwarze Blume?", fragte er dann.
"Ich bin Ihr begegnet!"
"So? Ich auch. Sie wächst im Garten der weinenden Seelen!" Der Maskenträger seufzte.
"Sie wächst auch anderswo."
"Mag sein. Jedenfalls hat sie mir ein Angebot gemacht."
"Ach ja?"
"Sie hat mir ewiges Vergessen geboten. Und wenn es Elfénia nicht gibt, dann werde ich in den Garten der weinenden Seelen zurückkehren und dieses Angebot annehmen!"
"Seltsam", fand der Mann mit der eisernen Maske, "es scheint so, als wären wir in ziemlich ähnlichen Situationen. Wisst Ihr, warum ich diese Maske trage?"
"Nein."
"Mit ihr versuche ich zu verbergen, dass ich kein Gesicht besitze."
"Und wie kommt es, dass Ihr kein Gesicht besitzt?"
"Nun, es ist nicht so, dass ich von Geburt an keines besessen hätte.
Es ist vielmehr so, dass ich mein Gesicht verloren habe."
"Ihr habt Euer Gesicht verloren?"
"Ja."
"Wie konnte das passieren?"
"Ein Gott nahm es mir durch einen mächtigen Zauber. Er wollte es für sich selbst haben, da auch er keines besaß."
"Die Götter sind grausam und egoistisch, dass habe auch ich erfahren. Und was gedenkt Ihr
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