Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Wesen es sich da handelte.
Oh, an was für einen schrecklichen und wundersamen Ort bin ich hier bloß gelangt? fragte er sich und der Wunsch, einfach umzukehren plagte ihn.
Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Er kam jetzt an einem besonders seltsam geformten Baum vorbei und an dessen Wurzeln sah er sie: die Schwarze Blume!
Trotz der Dunkelheit war sie gut zu erkennen, denn sie war weitaus finsterer als die Schwärze der Nacht.
Zwei glühende, weiße Punkte konnte Edro dann erkennen und erst nach einer ganzen Weile begriff er, dass es sich dabei um funkelnde Augen handelte, die ihn neugierig anstarrten.
"Bist du die Schwarze Blume?", fragte er dann.
"Ja, die bin ich", kam es zurück. Die Stimme war süß. Aber auch kalt. So kalt wie der Tod selbst!
War sie wirklich eine Blume? Oder nicht viel eher ein tiefer, grundloser Schlund. Etwas kaltes, düsteres ging von ihr aus. Aber trotz all dieser Düsternis und Kälte wirkte sie anziehend.
"Man hat mir erzählt, du seist jemand, der allen in Not Geratenen helfen kann! Ist das wahr?"
"Ich weiß es nicht, mein Freund. Jeder muss selbst wissen, ob er sich von mir helfen lassen will. Ich weiß nicht, ob ich dir helfe, wenn ich dich umarme. Vielleicht stürze ich dich damit auch nur in neues Unglück."
Edro starrte nachdenklich die kleinen, weißen Augen an, die das einzig helle in diesem Garten zu sein schienen.
"Beuge dich nieder!", hauchte die Blume. Edro starrte sie etwas unschlüssig an.
"Ich werde dich umarmen und dann wirst du all deine Sorgen vergessen. Du wirst alles vergessen. Du wirst schlafen!"
Die Schwarze Blume des Todes streckte ihm nun ihre Blätter entgegen um ihn zu umarmen.
"Ich werde nicht schlafen, sondern sterben", stellte Edro plötzlich fest und wich etwas zurück.
"Ist das nicht dasselbe?"
"Das glaube ich nicht!"
"Jeder Schlaf ist in gewissem Sinne ein Tod!"
Und die funkelnden Augen der schwarzen Blume lockten, aber Edro war zurückhaltend. Misstrauen stieg in ihm auf.
Aber hatte sie nicht recht? Bot die Blume ihm nicht genau das an, was er jetzt brauchte: ewigen Schlaf!
Aber Elfénia...
Er wollte, er musste Elfénia finden!
Er näherte sich der schwarzen Blume wieder etwas.
"Ich bin auf der Suche nach einem fernen Land, in dem Träume in Erfüllung gehen und wo man den Sinn seines Lebens finden kann.
Dieses Land muss ich finden oder ich werde vor Sehnsucht zu Grunde gehen. Sollte es sich aber herausstellen, dass dieses Land nicht existiert, dass es nur Produkt meiner Einbildungskraft war, dann werde ich zu dir zurückkehren und dein Angebot mit Freude annehmen!"
"Warum die Strapazen einer langen und gefährlichen Suche auf sich nehmen, wo ich dir doch Frieden biete: den Frieden des ewigen Schlafes und des Vergessens?"
"Du würdest es nicht begreifen", erklärte Edro und wandte sich ab.
*
Es war schon lange nach Mitternacht, als Edro den Hafen von Rolsur erreichte. Segler aus der ganzen Welt lagen an den Kais und auch einige Kriegsschiffe.
Für wenige Momente war jetzt der Mond hinter den Wolken hervorgekommen. Er tauchte das Meer und den Hafen in ein seltsames, unheimliches Licht, doch hielt dieser Zustand nicht lange an, denn schon verschwand er wieder.
Ruhelos war Edro durch die Stadt geeilt, nur von Dunkelheit umgeben. Und eine unendliche, gähnende Finsternis war es auch, die in seinem Innern wohnte. Düstere Gedanken kamen ihm immer wieder.
Hätte jemand in diesem Augenblick in seine Augen geschaut, er wäre schaudernd zurückgewichen.
Sie waren so traurig und düster wie selten zuvor.
Was mochte diese Begegnung zu bedeuten haben?
Kopfschüttelnd verließ Edro den Hafen. Sich immer wieder um blickend schlich er durch die Straßen.
Aus einigen Tavernen Drang noch Licht in die Finsternis der Nacht, Gelächter und zänkisches Stimmengewirr waren zu hören.
Und ab und zu auch Musik.
Da! Da war er wieder, der Schatten.
In einiger Entfernung stand er da - an eine Mauer gelehnt. Der Schein einer Laterne fiel auf ihn, aber er war so finster wie er es auch bei ihrer ersten Begegnung gewesen war.
Edro zuckte zusammen. Seine Hand fuhr zum Schwertgriff und ein Schauder packte ihn.
Aber der Schatten bewegte sich nicht. Er stand ruhig da und schien Edro beobachten.
Der Dakorier nahm jetzt die Hand wieder vom Schwert. Er konnte sich seine Angst vor dem seltsamen Fremden einfach nicht erklären.
Schließlich wandte Edro sich um und betrat eine der Tavernen, aus denen noch Stimmengewirr
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