Elfen wie Diamant

der Explosion. Es wurde ein kalter, dunkler, sich drehender Kern aus schwarzer Energie. Das Wesen tastete mit seinem Verstand und fand Stücke von sich selbst überall ringsum. Es rief sie zu sich, und die Schatten der toten Rakkes antworteten auf seinen Ruf, Hunderte von ihnen.
    Die überlebenden Rakkes marschierten weiter. Ihr Blutdurst war unvermindert. Die Schatten der toten Rakkes schwebten zwischen dieser Ebene der Existenz und der nächsten.
    Sie waren die Rache des Wesens.
    Es hätte gelächelt, hätte es gewusst, wie er das anstellen sollte.
    Es hatte sich verwandelt. Es hatte seine Schmerzen und seine Qualen genommen und sie hundertfach vervielfältigt.
    Endlich, nach Jahrzehnten des Dienstes, hatte es endlich eine eigene Armee.
    Â 
    Konowa rieb sich sein rechtes Schienbein und stand wieder auf, während er dem Soldaten Freylan bedeutete weiterzugehen.
Der Soldat marschierte den felsigen Pfad weit schneller hoch, als Konowa erwartet hatte. Der Weg war tückisch, weil jede Stufe vereist und rutschig war, was Konowas Schienbein bestätigen konnte. Schlimmer noch, keine zwei Stufen waren gleich hoch, sodass er keinen bequemen Rhythmus finden konnte. Wer auch immer die Stufen aus dem Fels gehauen hatte, hatte es sehr schnell gemacht und ohne auf handwerkliche Qualität zu achten. Je länger Konowa darüber nachdachte, desto mehr fragte er sich, wie wahrscheinlich es überhaupt war, dass sich hier irgendwelche tödlichen Fallen verbargen. Wenn er den Zustand der Stufen betrachtete, bezweifelte er, dass die Arbeiter die Zeit oder auch nur die Fähigkeit besessen hatten, etwas Gefährlicheres zu konstruieren als die unebenen Stufen selbst.
    Â»Das sind hundert, Major«, flüsterte Feylan. Er stand etwa einen Meter vor Konowa, hatte einen Stiefel auf die nächste Stufe gestellt und hielt seine Muskete bereit. Der Schnee wirbelte über ihren Köpfen und tauchte die Szenerie in ein fahles, vom Schein des zurückgekehrten Juwels der Wüste blau gefärbtes Licht. In diesem Schein wirkte alles noch kälter, was wirklich bemerkenswert war.
    Konowa nickte und verbarg seinen Grimm. Es hatte ihn so sehr in Anspruch genommen, den gewundenen Pfad zu bewältigen, ohne sich die Knochen zu brechen, dass er längst nicht mehr die Stufen hatte mitzählen können. Er drehte sich um und sah den Vizekönig an, der die Karte herausgezogen hatte und sie sich jetzt, wie es aussah, wieder in einem anderen Winkel vor die Nase hielt.
    Â»Gibt es ein Problem?«, erkundigte sich Konowa.
    Â»Das Problem ist zerknittertes Papier, das wäre wohl zutreffend. Ich kann auf dieser Falte keinen Buchstaben erkennen, aber ich vermute, bis zur dreihundertersten Stufe haben wir nichts zu befürchten. Dessen bin ich mir so gut wie sicher.«

    Konowa sah wieder zu Feylan hoch, dessen Augen sichtlich größer wurden. Konowa lächelte ihn müde an. »Du machst deine Sache gut. Geh nur einfach ein bisschen langsamer weiter. Wir werden mindestens eine Stunde früher als das Regiment im Fort eintreffen, wenn wir die Sache vorsichtig angehen. Und jetzt warte eine Sekunde, ich will durchzählen.«
    Soldat Feylan nickte, drehte sich herum und blickte den Pfad hinauf. Konowa schulterte seine Muskete und wandte sich vorsichtig um, wobei er sich mit beiden Händen an den Felsen neben ihm abstützte. Doch die dünne Schicht Eis, die den Fels bedeckte, bot ihm nur wenig Halt. Er packte fester zu, als er spürte, wie der Absatz seines Stiefels allmählich unter ihm wegglitt.
    Â»Zum Teufel!«, knurrte er, presste die Handflächen gegen das Eis und zwang sich, gerade stehen zu bleiben, als auch sein anderer Stiefel wegzurutschen begann. Er versuchte festen Halt mit den Füßen zu finden, was nur zur Folge hatte, dass er noch schneller rutschte. Einen Augenblick schien er auf der Stelle zu rennen, während er wie verrückt versuchte, Halt zu finden. Die Verzweiflung brachte ihn auf eine Idee, und Frostfeuer flammte aus seinen Händen. Es bedeckte den Fels und die Stufe unter ihm. Seine Stiefel stampften auf die rauen Eiskristalle, brannten sich hinein und bewegten sich nicht mehr.
    Konowas erleichterter Seufzer verstummte, als der Schaft seiner Muskete gegen einen Felsen krachte.
    Er zuckte zusammen, aber das Geräusch war dumpf gewesen und gewiss nicht weit zu hören. Er blickte absichtlich an Pimmer vorbei, der ihn mit offenem Mund anstarrte, und