Elfen wie Feuer
Tyul ist vielleicht direkt vor uns.«
»Wenigstens müssen wir uns um ein Skelett weniger Sorgen machen«, meinte Teeter in dem Versuch, die Stimmung aufzulockern.
Visyna hoffte sehr, dass er recht hatte. Sie folgte Hrem, der voranging. Jir blieb neben ihr. Der Bengar leckte ein paarmal an seiner Schulter und schonte seinen rechten Vorderlauf, aber dafür, dass er nur ein paar Zentimeter vom Tod entfernt gewesen war, war er in bemerkenswert gutem Zustand.
Hrem blieb stehen und hob eine Hand. Jir legte den Kopf auf die Seite, als würde er lauschen. Visyna schüttelte den Kopf und bemühte sich zu erkennen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
»Ich kann immer noch nicht richtig hören, aber ich rieche frische Luft, als ob sich eben eine Tür geöffnet hätte«, sagte sie. Und sie roch noch etwas anderes, etwas Vertrautes. Pfeifenton. SchieÃpulver. Es waren noch mehr Soldaten im Tunnel!
»Hrem, da sind noch â¦Â«, begann sie, aber der Rest ihrer Worte blieb ihr im Hals stecken. Vor ihnen säumten Soldaten den Tunnel. Sie standen im Schatten, sodass Visyna ihre
Gesichter nicht erkennen konnte, aber ihre Umrisse waren unverwechselbar.
Einer der Soldaten trat vor, bis er im dämmrigen Licht der Flechten zu sehen war. Er hielt eine Muskete in den Händen und hatte sie schussbereit an die Hüfte gelegt. Visyna riss vor Ãberraschung die Augen auf. »Sie!«
Soldat Takoli Kritton lächelte. Er trug immer noch die Uniform eines Stählernen Elfen. Eine groÃe, schwarze Klinge mit einer unverkennbaren Kerbe darin hing an einem Lederriemen seines Kartuschengürtels. Visyna erkannte Korporal Arkhorns Drukar.
»Ich habe schon vermutet, Sie alle hier zu finden.« Krittons Stimme klang kühl und kalkulierend. »Bedauerlicherweise muss ich Sie auffordern, mit mir zu kommen. Der Weg voraus ist blockiert.«
»Tyul ist da vorne, Kritton«, sagte Hrem und betrachtete die Soldaten hinter dem Elf. Er kniff die Augen zusammen, um sie erkennen zu können. »Ein paar Skelettdämonen haben den Leichnam eines unserer Leute erwischt. Sie versuchen, ihm seine Seele zu stehlen! Wir müssen ihn retten.«
Kritton wurde blass. »Seid dankbar, dass sie nur den einen haben. Die Kreaturen, von denen du sprichst, sind die seit Jahrhunderten toten Reste von Kaman Rhals Armee. Sie haben kurz nach dem Auftauchen des ersten Sterns in Luuguth Jor wieder damit angefangen, die Toten zu sammeln. Aber das geht euch nichts an.«
»Wie können Sie das sagen?«, wollte Visyna wissen.
»Weil das Imperium schon viel zu lange bestimmt hat, was richtig und falsch ist. Aber damit ist jetzt Schluss.« Kritton grinste sie höhnisch an. »Wieso sehen Sie so überrascht aus? Ist das nicht genau das, was Sie immer behaupten? Wie in
Elfkyna wächst auch in dieser Wüste eine Macht, und sie ist in dieser Einöde sehr willkommen.«
»Sie sind aber offenbar sehr gut informiert für jemanden, der auf der Flucht ist.« Visyna warf dem Elf einen finsteren Blick zu.
»Ich habe meine Augen offen gehalten und viel gesehen«, erwiderte Kritton. »Wissen ist ein sehr mächtiges Werkzeug, vor allem, wenn man weiÃ, wie man es einsetzen muss.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, erkundigte sich Visyna. »Sie sind in Elfkyna weggelaufen, während diese Männer geblieben sind und gekämpft haben. Und jetzt stehen Sie hier, als wäre nichts geschehen.«
Wut blitzte in Krittons Augen auf, aber seine Stimme klang ruhig, als er antwortete. »Da ist viel geschehen. Kommen Sie mit, dann zeige ich es Ihnen.«
»Du bist nicht mehr in der Position, irgendjemandem Befehle zu geben.« Hrem trat einen Schritt vor. »Du bist ein Deserteur, oder hast du vielleicht den Wald in Elfkyna vergessen, wo du deine eigene erbärmliche Haut gerettet und uns andere dem Tod überlassen hast?«
»Wir werden ohnehin sterben, wenn nicht etwas Bestimmtes bewerkstelligt wird«, erwiderte Kritton, der vor Wut die Lippen zusammenpresste, bis sie weià waren. »Ich bin weggelaufen, weil ich eine Chance sah, zu entkommen und etwas zu bewirken. Ich habe nicht versucht, mein Leben zu retten, sondern ich habe versucht, uns alle vor dieser Perversion zu bewahren.« Er nahm eine Hand von seiner Muskete und legte sie auf die Uniform über seinem Herzen.
»Du hast genau das Richtige gemacht«, meinte Zwitty und trat ein Stück vor.
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